Nun war es an der Zeit zu prüfen, ob Rapsprodukte auch an Kälber in der Tränkephase ohne Nachteile verfüttert werden können. Rapskuchen wird in dezentralen Ölmühlen hergestellt und enthält 10 bis 20 % Fett. Beim Rapsextraktionsschrot (RES) wird das Fett nach der Pressung noch mit Lösungsmitteln extrahiert. Beim Raproplus wird das Gut vor der Extraktion noch Druck und Wärme ausgesetzt. Dies vermindert die Pansenabbaubarkeit des Proteins und die Glucosinolatgehalte. Sojaextraktionsschrot (SES) wird durch Fettextraktion mit Lösungsmitteln gewonnen.
Der Versuch wurde an 42 Fleckviehkälbern, die innerhalb von 6 Monaten geboren wurden, durchgeführt.. Die Kälber wurden auf 4 Gruppen mit 10 bzw. 11 Kälber aufgeteilt. Die Tränke erfolgte mit 220 kg Vollmilch in 7 Tränkewochen. Die ersten 3 Wochen waren die Kälber in Einzelbuchten aufgestallt, danach in einem Gruppenlaufstall mit Stroheinstreu. Das Kraftfutter wurde dort mit Kraftfutterabrufautomaten gefüttert. Heu wurde allen Kälbern schon ab der ersten Lebenswoche zur freien Aufnahme zur Verfügung gestellt. Die Messung des Heuverzehrs war nicht möglich.
In Tabelle 1 ist die Zusammensetzung der Kraftfuttermischungen dargestellt. Die Mischungen bestanden aus 12 % Leinkuchen, 45 - 50 % Getreide, 20 % Trockenschnitzel, 5 % Malasse, 4 % Mineralfutter und je nach Mischung aus 15 % Sojaextraktionsschrot oder 20 % eines der Rapsprodukte Rapsextraktionsschrot , Raproplus oder Rapskuchen. Tabelle 2 zeigt die Nährstoffgehalte der Proteinkomponenten. Der verwendete Rapskuchen hatte 11,9 % Fett in der Trockenmasse. Die wesentlichen Inhaltsstoffe der Kraftfuttermischungen sind in Tabelle 3 aufgeführt. Die Gesamtglucosinolatgehalte (GSL) waren in dem Kraftfutter mit Rapskuchen am höchsten, im Kraftfutter mit Raproplus am niedrigsten.
Ergebnisse
Lebendmasseentwicklung
Die Lebendmassen lagen nach der Geburt zwischen 41 und 45 kg, nach drei Wochen zwischen 54 und 55 kg, nach 7 Wochen zwischen 71 und 76 kg und nach 12 Wochen zwischen 99 und 107 kg.
Die Tageszunahmen (Abbildung 1) waren in den ersten drei Wochen bei Verfütterung von Rapskuchen signifikant höher. Von der vierten bis zur siebten Woche waren die Zunahmen mit RES-haltigem Kraftfutter signifikant höher als mit Rapskuchen - haltigem Kraftfutter. Aus den Ergebnissen der Gewichtsentwicklung ist zu folgern, dass in Kälberaufzuchtfuttern Sojaextraktionsschrot durch Rapsprodukte ersetzt werden kann.
In Tabelle 4 ist der Gesamtverbrauch pro Kalb zusammengestellt. Er liegt zwischen 67 und 75 kg. Pro kg Zuwachs wurde mit Raproplus-KF 1,1 kg verbraucht, mit sojahaltigem Kraftfutter 1,4 kg.
Tiergesundheit
In Tabelle 5 werden die Beobachtungen zur Durchfallhäufigkeit zusammengefasst. Rapsprodukte hatten keinen negativen Einfluss auf die Tiergesundheit der Kälber.
Schlussfolgerungen
Auch in der Kälberaufzucht kann Sojaextraktionsschrot durch heimische Rapsprodukte ersetzt werden. Am erfolgreichsten hinsichtlich der Kosten je kg Zuwachs war das Kraftfutter mit der Komponente Raproplus. (LAZBW/LTZ)
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