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27.04.2009 | 20:05 | Schweinegrippe Spezial 

Einschätzung des Robert Koch-Instituts zur Situation der Schweinegrippe

Riems - In den USA sind 20 Fälle von Schweine-Influenza A/H1N1 beim Menschen entdeckt worden: New York 8 Fälle, Kalifornien 7 Fälle, Texas 2 Fälle, Kansas 2 Fälle, Ohio 1 Fall.

Schweine-Influenza A/H1N1
(c) proplanta
Die Symptomatik dieser Fälle ist ähnlich wie bei saisonaler Influenza; ein Patient wurde im Krankenhaus behandelt, aber alle erholten sich vollständig. In Mexiko sind mehr als Tausend Fälle von Schweinegrippe bei Menschen in mehreren Bundesstaaten aufgetreten, dort gab es auch eine Reihe von Todesfällen. Medien berichten über Personen, die in Neuseeland, Israel und Europa nach einem Mexikoaufenthalt untersucht werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am 25. April 2009 ein Statement der Generaldirektorin Margret Chan veröffentlicht. Darin teilt die WHO mit, dass die Situation derzeit gemäß der internationalen Gesundheitsvorschriften als „public health emergency of international concern“ eingeschätzt wird. Dies ist vergleichbar der Situation beim Auftreten von SARS im Jahr 2003.

Mit H und N werden die beiden wichtigsten Eiweiße der Virushülle (Hämagglutinin und Neuraminidase) abgekürzt. Im Tierreich existieren unterschiedliche Ausprägungen davon, die „durchnummeriert“ sind. Die in den letzten Jahrzehnten vorkommenden und in der Bevölkerung zirkulierenden Influenzaviren gehören zum Subtyp H1N1 und H3N2, beides Influenza-A-Viren, oder es sind Influenza B-Viren. Bei dem Schweinegrippen-Virus handelt es sich um ein verändertes H1N1-Virus. Die Befunde aus den USA sprechen nicht für eine besonders krankmachende Wirkung, die Fälle aus Mexiko sind derzeit schwer zu bewerten.

Die Fälle in den USA hatten keinen bekannten Kontakt mit Schweinen und auch von den Fällen in Mexiko ist kein besonderer Kontakt zu Schweinen bekannt geworden ist. Daher ist davon auszugehen, dass das Virus in der Lage ist, sich von Mensch zu Mensch zu übertragen. Derzeit lässt sich noch nicht einschätzen, welche Bedeutung das Geschehen für Deutschland hat. Es ist grundsätzlich nicht auszuschließen, dass einzelne Influenzafälle durch Reisende eingeschleppt werden. Mit den diagnostischen Standardverfahren konnte das Virus in den USA nicht nachgewiesen werden. Das Nationale Referenzzentrum für Influenza am Robert Koch-Institut kann dieses Virus aber diagnostizieren. Das Robert Koch-Institut hat die Landesgesundheitsbehörden über das Geschehen in Amerika informiert.

Bei früheren Tests waren die sogenannten Neuraminidasehemmer (antivirale Medikamente gegen Influenzaviren) bei unterschiedlichen Influenzavirus-Subtypen wirksam. Wirksamkeitsprüfungen der amerikanischen Infektionsschutzbehörde CDC geben erste Hinweise, dass die Neuraminidasehemmer Oseltamivir und Zanamivir derzeit bei dem Schweinevirus wirksam sind. Es ist bislang auch nicht bekannt, ob der saisonale H1N1-Impfstoff gegen dieses Virus schützt.

Ob sich die Risikoeinschätzung für die Entstehung einer weltweiten Grippewelle, einer Pandemie, ändert kann derzeit noch nicht beurteilt werden. Influenzapandemien wurden bislang durch einen neuen Influenzavirus-Subtyp verursacht, der zuvor gar nicht in der menschlichen Bevölkerung zirkuliert ist. Aus diesem Grund wäre das Immunsystem nicht vorbereitet und daher auch nicht geschützt. Eine Pandemie führt zu einer Erkrankungs- und Sterberate, die übliche, auch schwere, Influenzawellen übertreffen.

Wir befinden uns seit einigen Jahren in der so genannten WHO-Phase 3, die zur pandemischen Warnphase zählt (wie Phase 4 und 5 – siehe auch Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Pandemieplanung). Die Weltgesundheitsorganisation definiert Phase 3 wie folgt: Menschliche Infektion(en) mit einem neuen Subtyp, aber keine Ausbreitung von Mensch zu Mensch, oder nur in extrem seltenen Fällen bei engem Kontakt. Phase 4 ist definiert als Auftreten kleiner Häufungen (Cluster) eines neuen Subtyps mit begrenzter Übertragung von Mensch zu Mensch. Dabei wäre die räumliche Ausbreitung noch sehr begrenzt, so dass von einer unvollständigen Anpassung des Virus an den Menschen ausgegangen werden kann.

Bei importierten Fällen gelten die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts für die Meldung und das Management von Personen mit Veracht auf aviäre Influenza (Präventiv- und Bekämpfungsmaßnahmen); sie werden derzeit auf das Geschehen der Schweinegrippe hin angepasst.

Auch bezüglich des Schutzes des Medizinpersonals greifen die bestehenden Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention sowie die seit längerem vom Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe (BAuA) bekannt gegebenen Vorgaben.

Über Influenzaerkrankungen bei Tieren arbeitet das Friedrich-Loeffler-Institut / Bundesforschungsinstitut für Viruskrankheiten der Tiere (FLI). Die Einschätzung möglicher Risiken für den Verbraucher durch tierische Produkte nimmt das Bundesinstitut für Risikobewertung vor. Hinweise auf ein derartiges Risiko gibt es nicht. Mit beiden Einrichtungen arbeitet das Robert Koch-Institut eng zusammen. (RKI)

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