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06.11.2008 | 04:48 | Bienenkrankheiten 

Erstmals tierärztliche Weiterbildung zu Fragen rund um die Biene

Leipzig - So etwas hat es in Deutschland noch nicht gegeben: An der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig treffen sich am kommenden Wochenende (8. und 9. November) Spezialisten zu einer Weiterbildung der besonderen Art.

Honigbienen
(c) proplanta
"Wir werden alle möglichen Themen rund um die Honigbienen besprechen und uns auf die unterschiedlichsten Weisen mit diesen Tieren beschäftigen" erläutert Dr. Heike Aupperle vom Institut für Veterinär-Pathologie. Erwartet werden rund 50 Experten aus dem gesamten Bundesgebiet Aupperle ist Fachtierärztin für Bienen und hat gemeinsam mit Dr. Kristin Müller und der Doktorandin Kathrin Jäger die deutschlandweite Weiterbildungsveranstaltung vorbereitet. Veranstalter ist die Sächsische Landestierärztekammer und die Tagung richtet sich vor allem an Amtstierärzte und andere Tierärzte, die mit Imkern zu tun haben, oder selbst Bienen halten.

"Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt in der Präsentation des aktuellen Standes der Forschung zu verschiedenen Bienenkrankheiten, Diagnose- und Therapieverfahren", erläutert Dr. Aupperle. Und da sich der Laie nicht wirklich vorstellen kann, an welchen Krankheiten Bienen leiden können, gibt sie ein Beispiel: "Es gibt vermutlich kein Bienenvolk, in dem nicht der Parasit Varraomilbe auftritt." Diese Parasiten wurden aus Asien eingeschleppt und saugen - so wie beim Säugetier der Blutegel - an der Brut der Bienen. Um die Parasiten zu bekämpfen, werden Medikamente eingesetzt. Doch wie verabreicht man einer Biene eine Arznei? Auch hier kann Dr. Aupperle dem Laien weiterhelfen: "Man versprüht zum Beispiel ein Medikament im Bienenstock und sorgt so dafür, dass die Bienen das Mittel über die Kutikula oder auch über die Atmung aufnehmen." Das Sozialleben der Bienen kommt den Tierärzten dabei entgegen. Da Bienen sich gegenseitig putzen, unter anderem auch, um die Parasiten los zu werden, nehmen sie das Medikament auch auf diesem Wege auf.

Jede Biene durchläuft in ihrem etwa sechs Wochen dauernden Leben verschiedene Stationen, ist nacheinander mit der Brutpflege, dem Wabenbau, der Funktion als Wächterbiene und schließlich als Sammelbiene betraut. Im Sommer hat ein Bienenvolk etwa 50.000 Angehörige, im Winter reduziert sich ihre Zahl auf 5.000 bis 8.000. Sie haben im Winter nur noch die Aufgabe, ihre Königin zu wärmen, zu schützen und zu füttern. Diese Königinnen sind für sich wieder ganz spezielle "Hochleistungsorganismen": Eine Bienenkönigin legt im Sommer pro Minute ein Ei.

Sehr schnell glaubt man Dr. Aupperle und ihren Mitstreiterinnen, dass man über Bienen stundenlang sprechen kann und doch nie ein Ende erreicht ist. Das zeigt auch das Programm, dass es zur Weiterbildung der Tierärzte gibt: Die Funktion der Bienen als Bestäuberinnen von Kulturpflanzen wird ebenso angesprochen wie die fantastischen Gehirnleistungen, zu denen diese Tiere fähig sind: "Bienen sind in der Lage, sich zu orientieren, untereinander zu kommunizieren, und sie haben erstaunliche Gedächtnisleistungen unter Beweis gestellt", zeigt Dr. Aupperle auf.

Wenn Bienen krank werden, dann ist häufig der Mensch mit schuld daran: Bei vielen Bienenkrankheiten sind Fehler in der Haltung ein wesentlicher Faktor für die Entstehung klinischer Symptome. Für den Tierarzt ist es deshalb von besonderer Bedeutung, sich Kenntnisse über die korrekte Haltung von Bienen anzueignen. Zumal der Tierarzt sich unvermittelt mit Fragen der Bienengesundheit und nach Sanierungskonzepten konfrontiert sieht, wenn er etwa als Amtstierarzt tätig ist. Wandernde Imker müssen ihn außerdem konsultieren, wenn sie mit ihren Bienenvölkern in einen anderen Kreis weiterziehen. Denn der Amtstierarzt muss bescheinigen, dass ein gesundes Volk seinen "Zuständigkeitsbereich" verlassen hat.

Die Veranstaltung am kommenden Wochenende ist derweil nur das erste Modul in der Weiterbildung zu den Bienen. Insgesamt sind vier Wochenenden geplant, im Juni 2009 soll das Projekt zu Ende gehen. "Wir werden Menschen aus verschiedenen Arbeitsbereichen zusammenbringen, die die unterschiedlichsten Wissensstände in Sachen Bienen mitbringen, auch wenn sie in ihren Funktionen immer wieder mit Fragen rund um die Biene konfrontiert sind", sagt Dr. Aupperle. Dass man im November beginnt, hat eine ganz simple Erklärung: Dann nämlich sind die Bienen nicht aktiv und die Teilnehmer an der Weiterbildung sind nicht akut mit ihrer Arbeit an den Bienen beschäftigt. (idw)
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