Die Tiere - unter Kennern als «Clarias gariepinus» bekannt - werden computergesteuert gemästet. Sie brauchen
Wassertemperaturen von etwa 28 Grad. Die Wärme stammt von einer Biogasanlage des Betriebs.
Biogas war seinerzeit der Anreiz für Landwirte, ins Geschäft mit den Welsen einzusteigen. Erst vor ein paar Wochen wurde im bayerischen Burggrumbach die bundesweit zwölfte Aquakultur-Anlage für Clarias eingeweiht. Während man dort den Start noch mit viel Hoffnung begleitet, hat anderswo allerdings schon Ernüchterung eingesetzt.
Der Gersdorfer Fischwirt Robert Moschke sieht ein Imageproblem: «Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.» Der Satz trifft freilich allgemein auf Konsumenten zu. Die Deutschen essen im Jahr im Schnitt 15,2 Kilogramm Fisch, verglichen mit anderen Nationen ist man da ein Entwicklungsland. Junge Leute stehen meist auf trendige Sorten. Auf keinen Fall will die «Generation Lachs» eine Gräte im Essen finden.
Genau das garantiert zwar auch der Afrikanische Wels. Doch trotz gesunder Inhaltsstoffe wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren kennt ihn hierzulande kaum jemand. Der Fisch ist bei Züchtern in Deutschland heimisch geworden - aber zu wenige Kunden wollen ihn haben.
Nicht nur mangelnder Appetit macht das Geschäft schwierig. Preisdruck im Handel und steigende Futtermittelkosten lassen die Aquafischer vom Land stöhnen. Nicht, dass ihnen das Wasser schon bis zum Hals steht - in der Regel können Ertragsausfälle mit Gewinnen aus anderen Sparten ausgeglichen werden. «Momentan ist das ein Zuschussgeschäft», sagt Hügelland-Geschäftsführer Wilfried Furchert. Die Anlage in Gersdorf mache pro Jahr 50.000 Euro Verlust. «Man kann es eigentlich nicht machen, solange der Handel bestimmt, was der Fisch wert ist. Ich würde derzeit niemandem raten, da einzusteigen.»
Das Hamburger Fisch-Informationszentrum geht längerfristig von einer höheren Nachfrage aus. Im Jahr 2030 dürften mehr Fische, Krebse und Weichtiere aus
Aquakultur als aus Wildfängen stammen: «Weltweit ist die Aquakultur der am stärksten wachsende Sektor der Landwirtschaft.» Doch der Weg dorthin ist nicht ohne Hindernisse. Als Furchert 2011 als Zweiter in Sachsen mit den Welsen begann, war er optimistisch.
«Auf dem Papier hat das damals rentabel ausgesehen. Inzwischen sind aber die Futtermittel um 30 Prozent gestiegen. Es kamen Kosten hinzu, die wir nicht gesehen haben - Beiträge für die Tierseuchenkasse oder Abfallentsorgung», rechnet er vor. Wenn man alles per Direktvermarktung verkaufen könnte, ließe sich Geld verdienen, sagt Furchert. «Aber nicht, wenn der Handel nur 5 Euro zahlt.» Die Gersdorfer verlangen beim Verkauf der Filets im Hofladen einen Kilopreis von 9,90 Euro und liegen am unteren Rand des Spektrums.
Tino Köbe aus dem thüringischen Schkölen verkauft bis zu 40 Prozent seiner Welse direkt an Kunden oder Restaurants. Dafür kassiert er zwischen 8,50 und 12,90 Euro. Auch der Handel ziehe langsam mit und werde künftig wohl 6,50 Euro bieten. Köbe ist im Süden des Landes Ansprechpartner für die Vermarktung. Dazu haben die Wels-Bauern zwei Erzeugergemeinschaften gegründet: Fischgut Nord und Fischgut Mitte. Köbe ist überzeugt: «Die Leute kommen langsam auf den Geschmack.»
1,5 Millionen Euro hat die Wels-Anlage in Schkölen gekostet. Das Land Thüringen förderte das Projekt zu 60 Prozent. In seinem Bundesland sei ihm bislang noch keiner gefolgt, sagt Köbe - obwohl viele Landwirte über einen Einstieg nachdächten. Doch auch er rät zum momentanen Zeitpunkt ab. Ohnehin komme das nur für Betriebe infrage, die groß genug seien und Biowärme nutzen könnten.
Die Anlagengröße sei dabei nicht der Knackpunkt: «Man kann auch mit 70 Tonnen pro Jahr rentabel arbeiten - wenn man den Fisch zu angemessenen Preisen auf den Markt bekommt.» Köbe rechnet in zwei Jahren mit schwarzen Zahlen.
Reiner Elies, Vorstand bei Fischgut Mitte, will das Thema nicht öffentlich diskutieren, räumt aber ein: «Nicht alle Erwartungen sind aufgegangen.» Perspektivisch sehe er die Sache jedoch optimistisch.
Fischwirt Moschke aus Gersdorf hört so etwas gern. Seine Welse nennt er liebevoll «Fressmaschinen». Der Einsatz von
Antibiotika oder Zusatzstoffen sei tabu, 140 Tage bräuchten die Tiere bis zum Schlachtgewicht von 1,5 Kilogramm. Um den Appetit der Kunden anzuregen, entwickeln die Unternehmen immer neue Produkte: Selbst Wels-Rouladen und die Wels-Bratwurst sind schon im Angebot. (dpa)