EU- Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou legte am Donnerstag in Brüssel einen entsprechenden Plan vor. Demnach soll künftig jeder größere Betrieb einen eigenen Tierschutz-Beauftragten bestimmen und nachweisen, dass sein Personal ausreichend geschult ist. Zudem soll regelmäßig überprüft werden, ob Betäubungsverfahren wirksam genug sind. Tierschützer begrüßten den Vorschlag als Schritt in die richtige Richtung. Industrievertreter stellten sich den Plänen nicht grundsätzlich entgegen. Jedes Jahr werden in Europas Schlachthöfen gut 360 Millionen Schweine, Schafe, Ziegen und Rinder sowie mehrere Milliarden Stück Geflügel geschlachtet. Weitere gut 25 Millionen Tiere werden zur Herstellung von Pelzen getötet. Beim Ausbruch von Seuchen müssen zudem unter Umständen Millionen von Tieren gekeult werden. Die 27 Mitgliedstaaten müssen dem Brüsseler Vorschlag zustimmen. Vassiliou bezeichnete die geltenden Bestimmungen der EU als veraltet. «Es ist unsere gesellschaftliche Pflicht, für den Schutz der Tiere zu sorgen», sagte sie. «Dies umfasst die Minimierung von Leid und Vermeidung von Schmerzen im Verlauf des gesamten Schlachtvorgangs.»
Die neuen Regeln beträfen auch die Hersteller von Betäubungsgeräten, die Anleitungen für den Tierschutz mitliefern und dafür sorgen sollen, dass technische Normen dem wissenschaftlichen Fortschritt angepasst werden. Im Fall von Massentötungen bei Seuchen wie der Vogelgrippe sollen die zuständigen Behörden stärker in die Pflicht genommen werden und Rechenschaft ablegen müssen. Die 27 EU- Mitgliedstaaten müssen Forschungszentren einrichten, die die Inspekteure beraten sollen.
Der Generalsekretär des europäischen Branchenverbands UECBV, Jean- Luc Mériaux, verlangte eine Kosten-Nutzen-Analyse der geplanten Gesetzgebung. «Generell können wir aber natürlich nicht gegen Regeln sein, die den Schutz der Tiere verbessern», sagte er. Die Tierschutz- Organisation «Eurogroup for Animals» forderte einen Zeitplan für die Einführung von Tierschutzstandards für das Töten von gezüchteten Fischen. Die Fischzucht nehme rasch zu, weswegen dieser Schritt dringend nötig sei. Der Europaabgeordnete Horst Schnellhardt (CDU) forderte eine «Klärung» bei der «Problematik der rituellen Schlachtungen». «Hier sind wir gut beraten, mit Augenmaß und ohne Emotionen eine tragfähige Lösung zu finden», forderte Schnellhardt. (dpa)
|
|