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29.11.2020 | 04:06 | Schweinepreis 

EU-Schweinemarkt weiter unter Druck

Bonn - Der deutsche und der europäische Schweinemarkt waren Ende November weiterhin von großen Angebotsmengen bei Lebendvieh und Fleisch geprägt. „Angebots- und Preisdruck vom Ferkelstall bis zum Fleischregal“, so beschrieb der Verband der landwirtschaftlichen Veredlungsproduzenten (VLV) treffend die Marktsituation in der Europäischen Union.

VEZG-Notierung Schweine
Große Angebotsmengen vorhanden - Preise oft nachgebend - VEZG kann Schlachtschweinenotierung auf dem niedrigen Niveau von 1,19 Euro stabil halten. (c) proplanta
Immerhin sackten die Schlachtschweinenotierungen nach den zuvor erfolgten starken Abschlägen in einigen Mitgliedstaaten nicht noch weiter ab. Halten konnte sich der Preis auch in Deutschland, wo die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch (25.11.) ihre Leitnotierung auf dem Zehnjahrestief von 1,19 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) belies. Die bei ihren Mitgliedern zur Vermarktung angemeldeten Stückzahlen für die aktuelle Schlachtwoche lagen mit 327.700 Schweinen um 42 % über dem üblichen Niveau; das durchschnittliche Schlachtgewicht wurde mit einer Rekordhöhe von 100,9 kg angegeben.

Analysten zufolge soll der Schweinestau zuletzt aber nicht mehr angewachsen sein, da Schlachtkapazitäten etwas mehr genutzt werden konnten. Für Österreich berichtete der VLV von einem Angebotsüberhang von 25 % am Schlachtschweinemarkt, was die Räumung von Ställen verzögert habe. Im Fleischabsatz sei es nicht so zügig gelaufen wie sonst um diese Jahreszeit, da beispielsweise das Bestellvolumen des Gastrogroßhandels um 75 % eingebrochen sei; allerdings würden die Supermärkte mehr Ware ordern. Alle Marktteilnehmer waren sich laut VLV darin einig, die Preise nicht weiter absacken zu lassen, weshalb die Schlachtschweinenotierung einvernehmlich bei 1,32 Euro/kg SG gehalten werden konnte.

Auch Danish Crown ließ zuletzt seinen Ankaufspreis für Schweine mit umgerechnet 1,25 Euro/kg SG unverändert. Der Schweinestau in Dänemark nimmt dank Überstunden in den Werken langsam ab, und das Werk in Sæby hat nach Corona-Suspension seine Exportzulassung für China zurückerhalten, der Standort Horsens soll bald folgen.

Preisabschläge im Süden

Im Süden Europas setzten sich die Notierungsrückgänge am Schlachtschweinemarkt zum Monatsende fort; dort waren die Preise zuvor aber auch nicht so stark abgestürzt wie in den Ländern nördlich der Alpen. In Frankreich verlor die Notierung am Marché du Porc Breton im Vorwochenvergleich 2,6 Cent und wurde mit 1,218 Euro/kg SG festgestellt. In Italien kam es erneut zu einem starken Rückgang von 5,5 Cent auf 1,147 Euro/kg Lebendgewicht (LG), was von spürbaren Preiseinbußen im Teilstückverkauf begleitet wurde.

In Spanien werden wöchentlich neue Rekordmarken bei den Schlachtungen gemeldet, und das Aufkommen strebt seinem Jahreshöchststand entgegen. Das Lebendangebot fällt in einigen Regionen - gemessen an den Absatzmöglichkeiten am Fleischmarkt - eigentlich zu groß aus. Die Schlachtgewichte nahmen jedoch nur wenig zu, was eine halbwegs zeitnahe Vermarktung anzeigt. Der Chinaexport entlaste den Markt mengenmäßig weiterhin stark und ermögliche meist bessere Margen als der Verkauf am Binnenmarkt, erläuterte ein Analyst.

Die Notierung am Mercolleida gab um 3,9 Cent auf 1,126 Euro/kg LG nach. Die Ferkelnotierung für gesuchte heimische Tiere als Grundlage für den späteren Fleischexport nach China zog dagegen erneut an, und zwar um 1 Euro auf 27,50 kg für Ferkel mit 20 kg. In Belgien hat das zur Belgian Pork Group gehörende Unternehmen Westvlees nach der Aussetzung in der vergangenen Woche wieder einen Ankaufspreis für Schlachtschweine veröffentlich; dieser liegt aktuell bei nur 0,78 Euro/kg LG.

EU-Preise sinken auf Jahrestief

In der gesamten EU sind die Schlachtschweinepreise nach Kommissionsangaben in der Woche zum 22. November auf ein neues Jahrestief gefallen, das bis Jahresende aber sicher noch unterboten werden dürfte. Tiere der Handelsklasse E wurden im Mittel der 27 Mitgliedstaaten mit 133,81 Euro/100 kg abgerechnet; das waren 3,20 Euro oder 2,3 % weniger als in der Vorwoche. Zur gleichen Zeit im Vorjahr hatten die Mäster von 187,64 Euro/100 kg oder 40 % mehr erhalten.

In der Berichtswoche wurde europaweit aus Slowenien mit 9,7 % die stärkste Preiseinbuße gemeldet; dahinter folgte Italien mit 5,6 %. Spürbar weniger Geld für ihre schlachtreifen Tiere erhielten mit Abschlägen von 3,0 % bis 3,7 % auch die Mäster in Belgien, Deutschland, Portugal und Polen. In einer Bandbreite zwischen 2,0 % und 2,8 % kürzten zudem die Schlachtereien in Österreich, Bulgarien, Spanien, Dänemark und Luxemburg ihre Auszahlungsleistungen. Einzig Kroatien meldete in der EU einen moderaten Preisanstieg für Schlachtschweine, und zwar von 0,9 %.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 16. bis 22. November 2020)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 16. bis 22. November 2020)
AgE
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