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13.11.2022 | 09:45 | Geflügelpestviren 
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Geflügelpestrisiko für Deutschland hochgestuft

Bonn - In aktualisierten Bewertungen ist sowohl für Deutschland als auch für Frankreich die Risikoeinstufung für eine Verbreitung der Hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI) heraufgesetzt worden.

Geflügelpestrisiko
(c) proplanta
Im Nachbarland hat das unter anderem zur Konsequenz, dass Geflügel nicht mehr im Freien gehalten werden darf. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat am Dienstag  (8.11.) das Risiko einer Ausbreitung von Geflügelpestviren des Subtyps H5 bei Wildvögeln sowie einer Übertragung auf Geflügel und gehaltene Vögel für ganz Deutschland als „hoch“ eingestuft. Im Juli war das Risiko nur für die besonders stark betroffenen Küstenregionen als hoch eingeschätzt worden.

Laut FLI hat es hierzulande im Oktober insgesamt 24 Nachweise der hochansteckenden Geflügelpest vom Subtyp H5N1 in Hausgeflügelbeständen gegeben. Betroffen waren Haltungen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern.

Nach aktuellen Zahlen des Tierseucheninformationssystems (TSIS) kamen bis zum 9. November weitere elf Fälle bei Nutzgeflügel hinzu, darunter erstmals Infektionen in Rheinland-Pfalz und Hessen.

Laut FLI nahmen auch in vielen anderen Ländern der Europäischen Union zuletzt die Fallzahlen bei Haus- und Wildgeflügel zu. Der herbstliche Wasservogelzug sei in vollem Gange und werde in den kommenden Wochen noch etwas zunehmen.

Von der Ausbreitung der Tierseuche in Europa sei auch Deutschland betroffen. Es sei deshalb nicht nur von einem hohen Risiko einer Virusübertragung von Wildvögeln auf Nutzgeflügel, sondern auch von einem hohen Eintragsrisiko durch eine Verschleppung des Virus zwischen Haltungen innerhalb Deutschlands und Europas auszugehen, so das FLI. Es gebe kaum Möglichkeiten, auf die Verbreitung der HPAI in Wildvogelpopulationen Einfluss zu nehmen. Oberste Priorität müsse des halb, der Schutz des gehaltenen Geflügels haben. Die Präventions- und Biosicherheitsmaßnahmen sollten dringend überprüft und wenn nötig, optimiert werden, insbesondere bei Auslauf- und Freilandhaltungen.

Frankreich verschärft Auflagen

Auch in Frankreich hat das Landwirtschaftsministerium angesichts der anhaltenden Ausbreitung der Seuche nun die Risikoeinschätzung von „mäßig“ zu „hoch“ angepasst. Damit gelten verschärfte Auflagen für die Geflügelhaltung. Dazu gehören ein landesweites Aufstallgebot, ein Verbot von Messen sowie Vorgaben für den Transport von Entenvögeln.

Auch jagdliche Aktivitäten wurden eingeschränkt. So dürfen Lockvögel nur noch von Haltern mit einem Bestand von maximal 14 Tieren transportiert und eingesetzt werden. Untersagt sind außerdem Wettbewerbe mit Brieftauben. Es gilt darüber hinaus eine Impfpflicht für Vögel in Zoos, die nicht vor dem Kontakt mit Wildvögeln geschützt werden können.

Frankreichs Landwirtschaftsminister Marc Fesneau kündigte vergangene Woche an, im kommenden März eine Impfstrategie für Nutzgeflügel vorzulegen. Die in Frankreich durchgeführten Versuche mit Enten verliefen überwiegend vielversprechend, erklärte der Minister bei einerAnhörung im Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung. Insbesondere müsse jedoch geklärt werden, welche Arten vorrangig geimpft werden sollten, wobei auch der Export berücksichtigt werden müsse.

Laut Fesneau soll die Problematik der Ausfuhren in Drittländer auf europäischer Ebene angegangen werden. Medienberichten zufolge werden auch in anderen Mitgliedstaaten Impfungen gegen die Geflügelpest erprobt; etwa in den Niederlanden und Belgien für Hühner, in Italien für Puten und in Ungarn für Gänse.

Immunsystem geschwächt

In Frankreich gab es laut Presseberichten von August bis zum 8. November insgesamt 49 Ausbrüche der Geflügelpest in gewerblichen Geflügelhaltungen. Es mussten bereits rund 770.000 Enten, Hühner und anderes Geflügel gekeult werden. Die Biodiversitätsbehörde (OFB) legte erste Schlussfolgerungen zu den Ursachen für das bislang ungekannte Ausmaß des Seuchenzuges vor, der seit dem Frühjahr zahlreiche Opfer auch unter Wildvögeln gefordert hat. Demnach könnten die außergewöhnlich hohen Temperaturen im Sommer das Immunsystem der Tiere geschwächt haben.

Ebenfalls befördert worden sein soll die Ausbreitung der Seuche bei Wildvögeln durch die Lebensweise der besonders betroffenen Arten, die in Kolonien brüten. Neben den engen Kontakten zwischen den ausgewachsenen Exemplaren wurden so auch die Küken infiziert, die laut OFB sehr anfällig und ansteckend sind.

Nach Angaben der Biodiversitätsbehörde wurden seit der Entdeckung der ersten Fälle im Frühjahr an der gesamten französischen Atlantikküste mehrere Tausend Nachweise bei Wildvögeln registriert; besonders betroffen waren Silbermöwen und Basstölpel. Die Fachleute gehen indes davon aus, dass die tatsächliche Opferzahl um ein Vielfaches höher liegt, da die meisten infizierten Vögel auf offener See verendet seien.

Aufstallgebot in Irland

Auch Irland hat mit der Geflügelpest zu kämpfen. Dort wurde am Montag vergangener Woche ein landesweites Aufstallungsgebot für Geflügel erlassen, und zwar sowohl für Hobbyhalter als auch für kommerzielle Farmer. Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue will mit dieser Vorsichtsmaßnahme einer weiteren Ausbreitung der Tierseuche entgegenwirken.

Das Dubliner Agrarressort verwies zur Begründung der Maßnahme auf das erhöhte Ansteckungsrisiko bei Wildvögeln aufgrund der jetzt kälteren Temperaturen und der kürzeren Tageslichtdauer sowie dem jüngsten Fund von Wildvögeln im Landesinneren, die nachweislich an der Geflügelpest gestorben seien.

Zudem habe es weitere HPAI-Ausbrüche bei Wildvögeln in Küstengebieten gegeben, erklärte das Landwirtschaftsministerium. Der irische Bauernverband (IFA) begrüßte indes dieMaßnahme. Der Vorsitzende des Fachausschusses für Geflügel, Nigel Sweetnam, sieht darin einen „praktischen Schritt“, um das Risiko einer Einschleppung in die Bestände zu verringern.
AgE
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Kommentare 
ElisabethPetras schrieb am 14.11.2022 13:11 Uhrzustimmen(5) widersprechen(6)
Der Vogelzug ist weitgehend abgeschlossen, dennoch wurde HPAIV fast ausschließlich an der Küste bei Wildvögel gefunden und diese starben schnell. Eine weite Verbreitung durch diese in Relation zu den vielen Populationen doch sehr wenigen infizierten Wildtiere, die überdies schnell starben oder die Krankheit überwanden, ist kaum vorstellbar, besonders, da sich Basstölpel und Silbermöwen in Küstennähe aufhalten. Überall, wo Wildvögel betrroffen waren, verschwand das Virus in relativ kurzer Zeit wieder. Eine symptomlose, weite Verbreitung von HPAIV bei Wildvögeln wurde bislang nicht nachgewiesen.

Daher warnt das FLI auch vor einer Verbreitung von Stall zu Stall. eine solche ist tatsächlich wahrscheinlich. Bei Nutz-Enten gibt es Belege dafür, dass HPAIV-Viren längere Zeit unentdeckt blieben (Wachenroth/Schwandorf, 2007). Aus solchen Betrieben kann das Virus durch Kot, Kadaver, Geflügelabfälle, Transporte, Handel, Personen, Behälter... in die Umwelt oder andere Betriebe gelangen, von welchen es u. U. weitergetragen wird. Kotdünger wird in Bäche, Flüsse, ins Meer gewaschen, die Landwirtschaft gilt als ein Hauptverschmutzer der Nord- und Ostsee.

Diese Quelle, die Verbreitung durch die Geflügelwirtschaft selbst auf verschiedenen Vektor-Wegen, lässt sich durch Stallpflicht nicht eindämmen.

Nicht nur (aber auch!) aus humanitären Gründen ist ein Ende der Stallpflicht nötig, die Erfahrung zeigt, dass alle Massnahmen bislang nichts brachten und gerade die besonders strengen Länder jetzt ganz besonders von HPAIV betroffen sind!

Nur eine systematische Testung der Abwässer der Schlachthöfe und aller Geflügelkot-Transporte kann die Wege des Virus erfassen, so dass eine wirkliche Eindämmung möglich wird!

Dort, wor besondere Risiken bestehen, sollte geimpft werden, der Impfstoff steht lt. FLI längst zur Verfügung! Sollte es mit der Produktion Schwierigkeiten geben, kann die öffentliche Hand einspringen. Nichts rechtfertigt länger das unglaubliche Leiden der fast jedes jahr hundertausendfach, oft millionenfach grausam mit CO2 (in diesen Konzentrationen ein Reizgas!) vergasten Tiere!

Nichts rechtfertigt die grausame Stallpflicht, in der sich die Tiere zerpicken und zerhacken trotz Beschäfitigungsmaterials und unter welcher Halter und Tiere leiden und die an den Haupt-ursachen vorbeigeht!

Übrigens: Die weit überwiegende Mehrheit der betroffenen Betriebe waren geschlossene Ställe, z. T. sogar hoch gesicherte (Groß-)Elterntierhaltungen. Dies zeigt klar: Ställe schützen nicht, die Ursachen der Verbreitung sind anderswo.
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