Im Nachbarland hat das unter anderem zur Konsequenz, dass Geflügel nicht mehr im Freien gehalten werden darf. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat am Dienstag (8.11.) das Risiko einer Ausbreitung von Geflügelpestviren des Subtyps H5 bei Wildvögeln sowie einer
Übertragung auf Geflügel und gehaltene Vögel für ganz Deutschland als „hoch“ eingestuft. Im Juli war das Risiko nur für die besonders stark betroffenen Küstenregionen als hoch eingeschätzt worden.
Laut
FLI hat es hierzulande im Oktober insgesamt 24 Nachweise der hochansteckenden Geflügelpest vom Subtyp
H5N1 in Hausgeflügelbeständen gegeben. Betroffen waren Haltungen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern.
Nach aktuellen Zahlen des Tierseucheninformationssystems (TSIS) kamen bis zum 9. November weitere elf Fälle bei Nutzgeflügel hinzu, darunter erstmals Infektionen in Rheinland-Pfalz und Hessen.
Laut FLI nahmen auch in vielen anderen Ländern der Europäischen Union zuletzt die Fallzahlen bei Haus- und Wildgeflügel zu. Der herbstliche Wasservogelzug sei in vollem Gange und werde in den kommenden Wochen noch etwas zunehmen.
Von der Ausbreitung der
Tierseuche in Europa sei auch Deutschland betroffen. Es sei deshalb nicht nur von einem hohen Risiko einer Virusübertragung von Wildvögeln auf Nutzgeflügel, sondern auch von einem hohen Eintragsrisiko durch eine Verschleppung des Virus zwischen Haltungen innerhalb Deutschlands und Europas auszugehen, so das FLI. Es gebe kaum Möglichkeiten, auf die Verbreitung der HPAI in Wildvogelpopulationen Einfluss zu nehmen. Oberste Priorität müsse des halb, der Schutz des gehaltenen Geflügels haben. Die Präventions- und Biosicherheitsmaßnahmen sollten dringend überprüft und wenn nötig, optimiert werden, insbesondere bei Auslauf- und Freilandhaltungen.
Frankreich verschärft AuflagenAuch in Frankreich hat das
Landwirtschaftsministerium angesichts der anhaltenden Ausbreitung der
Seuche nun die Risikoeinschätzung von „mäßig“ zu „hoch“ angepasst. Damit gelten verschärfte Auflagen für die Geflügelhaltung. Dazu gehören ein landesweites Aufstallgebot, ein Verbot von Messen sowie Vorgaben für den Transport von Entenvögeln.
Auch jagdliche Aktivitäten wurden eingeschränkt. So dürfen Lockvögel nur noch von Haltern mit einem Bestand von maximal 14 Tieren transportiert und eingesetzt werden. Untersagt sind außerdem Wettbewerbe mit Brieftauben. Es gilt darüber hinaus eine
Impfpflicht für Vögel in Zoos, die nicht vor dem Kontakt mit Wildvögeln geschützt werden können.
Frankreichs
Landwirtschaftsminister Marc Fesneau kündigte vergangene Woche an, im kommenden März eine Impfstrategie für Nutzgeflügel vorzulegen. Die in Frankreich durchgeführten Versuche mit Enten verliefen überwiegend vielversprechend, erklärte der Minister bei einerAnhörung im Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung. Insbesondere müsse jedoch geklärt werden, welche Arten vorrangig geimpft werden sollten, wobei auch der Export berücksichtigt werden müsse.
Laut Fesneau soll die Problematik der Ausfuhren in Drittländer auf europäischer Ebene angegangen werden. Medienberichten zufolge werden auch in anderen Mitgliedstaaten Impfungen gegen die Geflügelpest erprobt; etwa in den Niederlanden und Belgien für Hühner, in Italien für Puten und in Ungarn für Gänse.
Immunsystem geschwächtIn Frankreich gab es laut Presseberichten von August bis zum 8. November insgesamt 49 Ausbrüche der Geflügelpest in gewerblichen Geflügelhaltungen. Es mussten bereits rund 770.000 Enten, Hühner und anderes Geflügel gekeult werden. Die Biodiversitätsbehörde (OFB) legte erste Schlussfolgerungen zu den Ursachen für das bislang ungekannte Ausmaß des Seuchenzuges vor, der seit dem Frühjahr zahlreiche Opfer auch unter Wildvögeln gefordert hat. Demnach könnten die außergewöhnlich hohen Temperaturen im Sommer das Immunsystem der Tiere geschwächt haben.
Ebenfalls befördert worden sein soll die Ausbreitung der Seuche bei Wildvögeln durch die Lebensweise der besonders betroffenen Arten, die in Kolonien brüten. Neben den engen Kontakten zwischen den ausgewachsenen Exemplaren wurden so auch die Küken infiziert, die laut OFB sehr anfällig und ansteckend sind.
Nach Angaben der Biodiversitätsbehörde wurden seit der Entdeckung der ersten Fälle im Frühjahr an der gesamten französischen Atlantikküste mehrere Tausend Nachweise bei Wildvögeln registriert; besonders betroffen waren Silbermöwen und Basstölpel. Die Fachleute gehen indes davon aus, dass die tatsächliche Opferzahl um ein Vielfaches höher liegt, da die meisten infizierten Vögel auf offener See verendet seien.
Aufstallgebot in IrlandAuch Irland hat mit der Geflügelpest zu kämpfen. Dort wurde am Montag vergangener Woche ein landesweites Aufstallungsgebot für Geflügel erlassen, und zwar sowohl für Hobbyhalter als auch für kommerzielle Farmer. Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue will mit dieser Vorsichtsmaßnahme einer weiteren Ausbreitung der Tierseuche entgegenwirken.
Das Dubliner Agrarressort verwies zur Begründung der Maßnahme auf das erhöhte Ansteckungsrisiko bei Wildvögeln aufgrund der jetzt kälteren Temperaturen und der kürzeren Tageslichtdauer sowie dem jüngsten Fund von Wildvögeln im Landesinneren, die nachweislich an der Geflügelpest gestorben seien.
Zudem habe es weitere HPAI-Ausbrüche bei Wildvögeln in Küstengebieten gegeben, erklärte das Landwirtschaftsministerium. Der irische
Bauernverband (IFA) begrüßte indes dieMaßnahme. Der Vorsitzende des Fachausschusses für Geflügel, Nigel Sweetnam, sieht darin einen „praktischen Schritt“, um das Risiko einer Einschleppung in die Bestände zu verringern.