Optimale Aufzucht und das Erreichen einer physiologisch günstigen Lebendmasse zur Erstbedeckung bilden die Grundlage für lebenslang hohe Ablammraten und Aufzuchtleistungen der künftigen Muttertiere. Thüringer Herdbuchschafe der Merinorassen hatten in den vergangenen Jahren bei Jährlingsgewichten von ca. 70 - 75 kg die beste Fruchtbarkeit beim ersten Lammen.
Aufgrund der sommerlichen Futtersituation auf den typischen Schafweiden Thüringens erreichte das aber nur ca. 1/3 der Jungschafe. Die wichtigsten Handlungsfelder sind Fütterung sowie Reproduktionsorganisation/ Zucht: In Thüringen ist es übliche Praxis, weibliche Lämmer mit den Mutterschafen zusammen über die Weidesaison zu halten. Im Ergebnis stagniert häufig die Entwicklung, die Jungschafe haben bei Weideabtrieb nur unwesentlich höhere Gewichte als bei Weideauftrieb im Frühjahr.
Ziel sollte es aber sein, dass in der Aufzuchtphase ab einem Lämmergewicht von ca. 35 kg eine tägliche Zunahme von – möglichst kontinuierlich - mindestens 100 bis 150 g in Abhängigkeit von Alter und Rasse erreicht wird. In sieben Monaten Weidesaison ist ein Lebendmassezuwachs von 20 - 30 kg anzustreben. Eine teure ‚Aufmast‘ im Winter ist dann nicht mehr nötig.
Um eine bedarfsgerechte Versorgung zu sichern, ist es in den meisten Fällen unumgänglich, die Jungschafe getrennt von den Mutterschafen zu halten. Eine gute Weide kann die Versorgung der Tiere mit Eiweiß und Energie decken. Kontrollwägungen sind nützlich, um die Effizienz objektiv einschätzen zu können. Endoparasiten können alle Bemühungen schnell zunichtemachen, deshalb sind Behandlungen bei Bedarf ohne Zeitverzug durchzuführen. Hochwertige Mineralstoffmischungen müssen auch auf der Weide angeboten werden.
Bei Stallhaltung gilt grundsätzlich das Gleiche. Gute Grassilage kann den Bedarf wachsender Jungschafe decken. Eine Analyse des Grobfutters ist trotzdem empfehlenswert, da die Silagequalitäten oftmals einen relativen Eiweißmangel aufweisen. Damit die genannten Maßnahmen auf fruchtbaren Boden fallen, muss die weibliche Nachzucht sorgfältig ausgewählt werden. Immerhin sind sie für die nächsten 5 - 10 Jahre die Basis des Betriebes!
Das Merkmalsspektrum ist dabei außerordentlich vielfältig und setzt schon bei den Eltern ein. Die Mutterschafe sollten möglichst regelmäßig einmal im Jahr Zwillinge ohne Unterstützung aufziehen. Dazu gehört, dass sie problemlos lammen, sich um alle geborenen Lämmer gut kümmern, eine ausreichende
Milchleistung haben, um auch Mehrlinge erfolgreich aufziehen zu können.
Die Euter- und Zitzenform sollten ein problemloses Saugen der Lämmer ermöglichen. Auch bei der Auswahl des Bockes sind solche Informationen, meist zu den weiblichen Vorfahren, wenn vorhanden, zu berücksichtigen. Das Lamm selbst sollte vital und lebensfroh sein, in den ersten zwei Stunden nach der Geburt die notwendige Portion Kolostrum getrunken haben und engen Kontakt mit der Mutter halten. Unerlässlich ist hierfür eine konsequente Dokumentation!