Regenbogenforelle, Zander und Pangasius dagegen könnten derzeit problemlos auf den Tisch, sagte die Greenpeace- Meeresexpertin Iris Menn am Dienstag in Hamburg. Dort stellte die Organisation ihren neuen Ratgeber «Fisch - beliebt, aber bedroht» vor. Darin hat
Greenpeace erstmals die Bestände von mehr als 40 Fischarten bewertet.
Das Handbuch solle ein «Werkzeug» sein, sagte Menn. «Verbraucher haben jetzt die Möglichkeit, durch ihr Einkaufsverhalten zum Schutz der Meere selbst beizutragen.» Sie könnten weniger Fisch essen - und zu besseren Alternativen greifen.
Bei manchen Arten wie Kabeljau und Thunfisch gebe es im Fischratgeber eine differenzierte Empfehlung, sagte die Meeresexpertin - Fischesser müssten genau auf die Fanggebiete achten.
Trotz positiver Signale der Fischindustrie fehle allerdings häufig eine klare Kennzeichnung auf der Verpackung. «Der Verbraucher muss nachfragen, ohne Zweifel braucht er Mut.»
«Die Situation der weltweiten Fischbestände ist dramatisch», sagte Greenpeace-Expertin Menn. «80 Prozent der Fischbestände der EU werden so stark befischt, dass ihre Nachkommenschaft nicht gesichert ist.» Greenpeace fordert, dass illegale Fischerei gestoppt, Beifang vermieden und Meeresschutzgebiete eingerichtet werden.
Die Umweltorganisation hat Menn zufolge eine Methode entwickelt, um nicht-nachhaltige Fischerei zu kennzeichnen. Kriterien seien etwa die Situation des Bestands und die Fangmethode. Die Organisation kritisiert besonders die Fischerei mit Grundschleppnetzen, unter anderem wegen des hohen Anteils an Beifang: «Das ist eine maßlose Verschwendung von Leben.» Wegen Unstimmigkeiten über die Grundschleppnetz-Fischerei, die Greenpeace ausnahmslos ablehnt, sei kein gemeinsamer Fischratgeber mit der Umweltstiftung
WWF herausgebracht worden, sagte Menn.
Der WWF hatte 1997 gemeinsam mit dem Lebensmittelkonzern Unilever den inzwischen unabhägigen Marine Stewardship Council (MSC) ins Leben gerufen, dessen Logo für nachhaltige Fischerei heute bereits Fischprodukte im Einzelhandel kennzeichnet.
Der Lebensmittelhandel richte seinen Fischeinkauf angesichts des kritischen Zustands vieler Bestände «zunehmend an Nachhaltigkeits- Kriterien» aus, sagte der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Hubertus Pellengahr, in Berlin. Zusammen mit dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels forderte er die Bundesregierung auf, sich auf EU-Ebene für eine verantwortliche Fischereipolitik einzusetzen.
Für Konsumenten sei der Greenpeace-Ratgeber «zu pauschal», kritisierte Matthias Keller vom Fisch-Informationszentrum, der Interessenvertretung der Fischwirtschaft. Für verantwortliche Politiker in Brüssel allerdings sei er eine «wichtige Lektüre».
Angesichts der dramatischen Überfischung der Weltmeere hatte die Europäische Kommission in der vergangenen Woche Alarm geschlagen. Die gemeinsame Fischereipolitik der EU müsse von Grund auf erneuert werden. «Derzeit ermutigt die EU-Fischereipolitik weder die Fischer noch die Industrie zu verantwortungsvollem Verhalten», hatte Fischereikommissar Joe Borg gesagt. (dpa)