So lauten die Empfehlungen im neuen Einkaufsratgeber der Umweltorganisation Greenpeace, der am Mittwoch in Hamburg vorgestellt wurde.
«Die Verbraucher müssen seltener und bewusster Fisch essen, weil viele Bestände überfischt sind», sagte Iris Menn, Meeres-Expertin von Greenpeace. Sie kritisierte, dass die Politik es nicht schaffe, sich gegen die wirtschaftlichen Interessen der Fischindustrie durchzusetzen. Es gebe eine riesige Überkapazität der EU-Fangflotte, die auch außerhalb Europas Schaden anrichte. Die Fischbestände könnten sich nicht erholen.
«Die Fischereiminister versagen in der aktuellen Reform der gemeinsamen Fischereipolitik.» Auch die deutsche Regierung zeige zu wenig Engagement.
Greenpeace bewertete im aktuellen Einkaufsratgeber für Speisefische die Gefährdung von rund 80 Arten. Das kleine Faltblatt passt in die Geldbörse und soll beim Einkauf Hilfe bieten, ob die Ware aus einer nachhaltigen Fischerei stammt.
Die Farbe Grüne steht für «empfehlenswert», Rot für «nicht empfehlenswert». Bei Kabeljau, Hering oder Lachs ist es wichtig, auf das Fanggebiet zu achten. «Um die richtige Wahl zu treffen, genügt der Blick auf die Kennzeichnung der Supermarktverpackung», sagte Menn.
Bei der Bewertung berücksichtigte
Greenpeace nach eigenen Angaben neben dem Gesundheitszustand der Fischbestände auch die Umweltauswirkungen der Fangmethoden.
Der Bundesverband der Fischindustrie und des Fischgroßhandels bezeichnete den Greenpeace-Fischratgeber als «undifferenzierte Betrachtung mit falscher Signalwirkung». «Die Bewertung ist sehr individuell und nicht wissenschaftlich abgesichert», kritisierte Geschäftsführer Matthias Keller.
Die Umweltorganisation war in den vergangenen zwei Monaten auf Kontrollfahrt vor der Küste Westafrikas. «Wir konnten dokumentieren, wie dominant die europäischen Trawler in den Fischgründen vor Westafrika unterwegs sind», sagte Menn. «Sie fischen den Menschen die Nahrung vor der Nase weg.»
Auch Schiffe unter deutscher Flagge gingen in den Gewässern der armen Küstenländer «auf Beutezug». Die EU-Flotte bringe zwar Fisch auf den westafrikanischen Markt, dadurch werde aber der Aufbau einer heimischen Fischindustrie zerstört.
Der Vorsitzende des Verbands der deutschen Hochseefischereien, Uwe Richter, entgegnete: «Es ist richtig, dass die EU-Fischereipolitik eine umfassende Reform braucht, um sie nachhaltiger zu gestalten. Wir sind bereit, unseren Teil dazu beizutragen.» Es sei jedoch unfair, «wahllos» alle Fischerei-Aktivitäten vor Westafrika zu kritisieren.
«Unser Fischfang ist transparent, legal und verantwortungsbewusst.» Eine Verdrängung dieser Schiffe gefährde die Ernährungssicherheit, die Beschäftigung und die ökologische
Nachhaltigkeit in der Region. (dpa)