Sorgen um den Etat der Staatskanzlei sind indes unbegründet: Bei den neuen Mitarbeitern handelt es sich um Honigbienen. Axel Wintermeyer, Chef der Staatskanzlei, begrüßte gemeinsam mit Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) das summende Personal und startete zugleich die Aktion «Bienenfreundliches Hessen».
Die beiden
Bienenvölker auf dem Dach der Wiesbadener Staatskanzlei liegen voll im Trend, denn immer mehr junge Menschen haben Spaß am Imkern, so Wintermeyer. Die Aktion hat indes einen ernsten Hintergrund, denn Bienen, Hummeln, Schmetterlinge,
Wespen und andere Bestäuber stehen unter Druck.
«Ohne die Bestäuber würden wir weder Obst noch Gemüse essen können. Wir müssen für die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge Lebensräume zurückgewinnen», forderte Hinz.
Die Kampagne soll daher die Aktivitäten bündeln, um etwa das Futterangebot für Bienen zu erhalten und auszubauen. Mit von der Partie sind neben dem hessischen Imkerverband auch der
Bauernverband, die Vereinigung ökologischer Landbau und der Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen.
Aber nicht nur Landwirte können beeinflussen, wie es den Bienen geht, indem sie etwa Blühstreifen neben ihren Feldern anlegen. Hinz rief die Hessen dazu auf, ihre Gärten und Balkone so zu bepflanzen, dass die Tiere dort ausreichend Blüten zum Bestäuben finden. Städte und Gemeinden sollen öffentliche Grünflächen entsprechend bepflanzen.
Die Zahl der Bienenvölker, die in diesem Sommer über Hessens Wiesen und Felder fliegen, ist nach Angaben des Imkerverbandes im Land auf rund 56.000 gestiegen. «2009 zählten wir noch 48.000 Bienenvölker», sagte Manfred Ritz, erster Vorsitzender des Verbandes. Die Zahl der hessischen Imker stieg von 7.400 im Jahr 2009 auf derzeit fast 10.000.
Da ein Bienenvolk im Mai Ritz zufolge aus rund 45.000 Tieren besteht, bestäuben in diesem Sommer etwa 2,5 Milliarden Bienen Blumen und Pflanzen in Hessen. «Viele neue Imker sind bei uns Mitglied geworden, um der Natur zu helfen», sagte er. Dazu hätten auch Warnungen vor einem
Bienensterben beigetragen.
Diese Warnungen sind trotz der steigenden Zahl von Bienen berechtigt, wie Ralph Büchler vom Bieneninstitut in Kirchhain (Landkreis Marburg-Biedenkopf) ergänzte. Etwa die Hälfte der mehr als 500 Bienenarten steht auf der Roten Liste und ist damit vom Aussterben bedroht. «Für die meisten Arten ist der Trend negativ», stellte er klar.
Auch die Zahl von derzeit rund 56.000 Bienenvölkern ist kein Grund zur Entwarnung. «1950 hatten wir noch 130.000 Bienenvölker in Hessen», sagte Büchler. Den größten Zuwachs gebe es heute in den Städten, auf dem Land werde es für Bienen immer schwerer, ausreichend Futter zu finden. Dabei ist der volkswirtschaftliche Nutzen der Tiere immens: Alleine in Deutschland beträgt er je nach Schätzung zwischen zwei und drei Milliarden Euro.