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10.02.2013 | 17:29 | Katzenloses Neuseeland 

Sind Katzen erbarmungslose Killer?

Auckland - Gareth Morgan hat ein Herz für Tiere - vor allem für einheimische, bedrohte Arten. Deshalb will der Neuseeländer Katzen aus seinem Land vertreiben.

Böse Katze
(c) proplanta
«Katzen sind geborene Killer», sagt er. Millionen Anhänger der Tiere sind entsetzt. «Katzen vernichten? Sie spinnen wohl!» ist noch einer der freundlichsten Kommentare auf seiner Webseite. «Ihr bescheuerten Radikalen», schäumt eine Schreiberin. «Wie wär es stattdessen mit Zerstörungsmaschinen für euresgleichen?»

Doch Morgan ist kein fanatischer Katzenhasser. «Katzen töten aus Spaß», sagt er und spricht aus, was viele Biologen bestätigen.Zoologin Yolanda van Heezik von der Universität Otago zum Beispiel nennt Katzen «subventionierte Raubtiere» und schreibt: «Die Gesellschaft muss sich überlegen, ob sie eine wilde Tierwelt haben will oder Katzen.»

«Verwilderte Katzen sind für mindestens 14 Prozent der weltweit ausgestorbenen Vögel, Säugetiere und Reptilien verantwortlich und sind die Hauptbedrohung für weitere acht Prozent, die kurz vor dem Aussterben sind», warnen Forscher in der Zeitschrift «Global Change Biology».

Auch die neuseeländische Umweltschutzbehörde ist gnadenlos. «Wenn wir Katzen in Schutzgebieten finden, behandeln wir sie wie Schädlinge», steht auf ihrer Webseite. «Katzen töten so viele wilde Tiere, dass die paar Ratten, die sie jagen, das nicht aufwiegt», sagt Behördensprecher Herb Christophers.

In Deutschland sind nach Angaben des Naturschutzbunds (Nabu) Katzen ein weniger großes Problem als in Neuseeland. «Der Unterschied ist: Es gab schon immer Landraubtiere in Deutschland, zum Beispiel Wildkatzen und an sie haben sich die anderen Tiere gewöhnt», sagt Experte Lars Lachmann. So könnten Katzen zwar Vogelpopulationen verkleinern, die Arten aber niemals ganz ausrotten. In Neuseeland lebten dagegen auch flugunfähige Vögel, zum Beispiel Kiwis, für die Katzen eine große Gefahr seien.

Morgan ist ein wohlhabender Unternehmer, der auch Geld für gute Zwecke spendet. Seine Kampagne gegen Katzen hat er gestartet ohne Kontroversen zu scheuen. Auf seiner Webseite stellt er rhetorisch die Frage: «Soll ich meine Katze etwa einschläfern lassen?» Dann antwortet er selbst: «Das muss nicht sein, ist aber eine Möglichkeit.»

Seine ernster gemeinte Botschaft: «Liebe Katzenbesitzer, schafft euch keine neuen Katzen mehr an.» Mit sanften Methoden sei der Plage nicht Herr zu werden. «Schutzgebiete mit Zäunen gegen Katzen, das sind am Ende auch nur Katzenfutterfabriken.» Viele wilde Tiere in freier Natur könnten so nicht geschützt werden. «Glattechsen, Eidechsen, Geckos - sind alle in Gefahr auszusterben.»

Außer Katzen gibt es eine ganze Reihe weiterer Tiere, die Neuseeland bedrohen. Die Inseln haben sich vor gut 80 Millionen Jahren von anderen Kontinenten gelöst. Ungestört von Menschen und anderen Säugetieren entstand dort zunächst eine einzigartige Flora und Fauna. Vor allem ein Vogelparadies.

Es entwickelten sich die flugunfähigen Kiwis, die weltgrößten Adler und die größten Vögel überhaupt, die inzwischen ausgestorbenen, straußenähnlichen Moa. Als vor rund 1.000 Jahren die Maori-Vorfahren an Land kamen, waren die Tage im Paradies gezählt. Denn sie jagten und brachten Ratten und Opossums ins Land.

«Obwohl Neuseeland als einer der letzten Flecken der Erde besiedelt wurde, hat kaum ein Land einen ähnlich schlimmen Einbruch an Artenvielfalt erlebt», schreibt die Regierung in ihrem neuesten Papier zur Biodiversität. Säugetiere fressen Vögel, Eier und Reptilien und trampeln Pflanzen platt. Mehr als 25.000 Tier- und Pflanzenarten wurden nach Neuseeland gebracht, mit verheerenden Folgen: 32 Prozent der nur in Neuseeland beheimateten Vogelarten seien ausgestorben. «Unsere Arten waren auf den plötzlichen Einfall dieser neuen Arten völlig unvorbereitet.»

Die Umweltbehörde kämpft an allen Fronten gegen die Eindringlinge. Unter «Schädlinge» führt sie unter anderem Ziegen, die erstmals 1773 mit Captain Cook an Land kamen, das 1851 eingeführte Rotwild und Opossums, die 1837 angesiedelt wurden, um eine Pelzindustrie zu starten. Außerdem Frettchen, Hermeline und Wiesel, die 1880 kamen, um die Kaninchen unter Kontrolle zu halten. Jagdlizenzen gibt es umsonst.

Auf 200 der kleinen Inseln Neuseelands wurden diese Tiere rigoros ausgerottet. So konnte die Vegetation dort wieder sprießen. Vor allem am Boden brütende Vögel bekamen dadurch besseren Schutz. Ein katzenloses Neuseeland - wie es sich Morgan wünscht - würde das Überleben für Kiwis und Co. tatsächlich einfacher machen. (dpa)
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