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10.08.2011 | 09:30 | Lämmerkiller 

Kolkraben sind keine Lämmerkiller

Hilpoltstein/Türkheim - Kolkraben sehen durch ihre Größe zwar gefährlich aus, gelten aber nach Angaben von Experten als harmlose Tiere.

Raben
In Türkheim im Unterallgäu sollen die Vögel jetzt 45 Tiere einer Schafherde getötet haben. Der Schäfer behauptet, dass die Kolkraben seinen neugeborenen Lämmern die Augen ausgepickt und ihnen den Unterleib aufgeschlitzt haben. «Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Kolkraben für den Tod der Schafe verantwortlich sind. Es liegt nicht in ihrer Natur, ein gesundes, lebendes Tier zu reißen», sagte Anne Schneider vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Gerüchte über große schwarze Vögel, die in Schwärmen über Kälber und Lämmer herfallen, gebe es immer wieder. «Kolkraben haben einen schlechten Ruf. Das ist das Hitchcock-Phänomen.» Nach Angaben der LBV-Expertin ist der Kolkrabe, der etwas größer ist als ein Mäusebussard, der größte heimische Rabenvogel. Ein Raubvogel ist er jedoch nicht. Als Allesfresser ernähren sich Kolkraben, die zu den geschützten Arten gehören, sowohl von Obst und Getreide als auch von Mäusen, Insekten oder Raupen. Obwohl sie einen kräftigen Schnabel besitzen, suchten sie sich Tiere, die kleiner als sie selbst sind, sagte Schneider. Darüber hinaus fressen sie Aas. «Sie beseitigen kranke und tote Tiere, sind aber nicht in der Lage, diese gezielt zu töten. Auch ein Schaf ist für einen Kolkraben eine Nummer zu groß.»

Wie Schneider sagt, sind Raben sehr intelligent. Und da sie gerne die Nachgeburt von Schafen fressen, sind sie oft bei Schafherden anzutreffen. «Wenn die merken, dass eine Geburt ansteht, halten sie sich in der Nähe auf. Aber nicht, um das Jungtier zu töten.» Zudem könne man häufig Kolkraben beobachten, die hinter einem Lamm herhüpfen und dieses am Schwanz zupfen. «Bei den Lämmern wird dadurch ein Kotreflex ausgelöst. Auf diesen Kot haben es die Vögel abgesehen.»

Im Fall des Schäfers aus dem Unterallgäu vermutet Schneider, dass die Lämmer krank und vor dem Verenden waren. «Ich kann es mir nicht anders erklären. Es gibt bisher keinen einzigen Nachweis darüber, dass Kolkraben ein gesundes Lamm reißen.»

Schneider zweifelt zudem die Darstellung des Schäfers an, dass etwa hundert Raben seine Herde traktiert haben sollen. Denn Kolkraben tauchten normalerweise nicht in solch' großen Kolonien auf. Dieses Verhalten passe eher zu Saatkrähen, die im schwäbischen Raum vermehrt auftreten. «Saatkrähen sind auch schwarze Vögel. Für einen Laien sind diese beiden Arten nicht sofort zu unterscheiden.» Aber auch Saatkrähen könne man als «Lämmerkiller» ausschließen. (dpa)
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