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02.01.2007 | 09:40 | Alte Nutztierrassen 

Lieb und lecker: Renaissance für das Bunte Bentheimer Schwein

Laer - «Sitano» grunzt vernehmlich und lässt sich die Münsterländer Winterluft um die Schnauze wehen.

Schweinerüssel
(c) proplanta
Zu dem lautstarken Eber gesellt sich im Freiluftstall eine ganze Gruppe von weiteren, auffällig gescheckten Schweinen. Die Schwarte mit den dicken Borsten ist großflächig schwarz-weiß gemustert: das Markenzeichen des «Bunten Bentheimer Schweines». Vor ein paar Jahren noch war es um das hübsche Borstenvieh schlecht bestellt. Denn der Wunsch der Verbraucher nach magerem Schweinefleisch hat «De Swatbunten» mit ihrem höheren Fettanteil an den Rand des Aussterbens gebracht.

Der Hof mit dem bundesweit größten Bestand dieser Tiere liegt in Laer bei Münster. Bei Martin und Maria Büning stehen etwa 450 Bunte Bentheimer Schweine - Sauen, Ferkel und Mastschweine - in offenen Ställen und auf Weiden.

Die Bünings wollten eine alte Rasse in ihren Bio-Betrieb einbeziehen. Da kamen die Bentheimer gerade recht: Die Tiere eignen sich nämlich nicht für die Massenhaltung. Ein Bentheimer wächst langsamer und hat ein Kotelett weniger, als die zu Hunderttausenden in Ställen stehenden herkömmlichen «weißen» Schweine. Aber die Schwarzbunten sind stressresistent und die Sauen gute Muttertiere. Und richtige Feinschmecker loben auch das Fleisch. Im Ammerländer Schinken-Museum im niedersächsischen Apen etwa wird die «geschmackliche Dichte» wie von früher gerühmt.

Leicht war der Start von Haltung und Direktvermarktung nicht: «Man musste den Verbrauchern erklären, warum da so fettes Fleisch in der Auslage liegt», sagt die zierliche Maria Büning (46) offen. Inzwischen wissen die Kunden bis hin nach Düsseldorf den würzigen Geschmack von Wurst und Fleisch des Bentheimer Landschweins zu schätzen. Die Nachfrage ist mittlerweile so groß, dass bei Bünings wöchentlich vier Schweine geschlachtet und verkauft werden.

Etwa 100 alte Haustierrassen seien bundesweit als gefährdet eingestuft, berichtet Antje Feldmann, die Geschäftsführerin der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen. Oft sind es regionale, an Standorte angepasste Rassen. Dazu gehört Geflügel mit so bilderreichen Namen wie «Westfälischer Totleger» oder «Bergischer Schlotterkamm». Auch Rinder- oder Schafrassen stehen auf der Roten Liste. Aber das Haupt-problem liege bei den Schweinen, sagt Feldmann. «Das Produkt, das man heute will, nämlich mageres Fleisch, ist nicht darunter.»

Zum Erhalt des Bunten Bentheimer Schweins hat sich eigens ein Verein gegründet - und zwar mit einem irritierend freimütigen Motto: «Erhalten durch Aufessen». Die Schweine sollen nicht als Museumstiere, sondern in der Landwirtschaft weiter bestehen. Sogar im Tierpark im niedersächsischen Nordhorn werden «De Swatbunten» gehalten. In der Cafeteria des Zoos kommen die Bratwürstchen aus ihrem Fleisch auf die Teller. «Mit dem Verzehr unterstützt der Besucher den Erhalt der Bunten Bentheimer», sagt Thomas Berling, Leiter des Tierparks und lange Vorsitzender des Vereins zur Unterstützung dieser Tierrasse.

In Deutschland züchten mittlerweile 83 Betriebe nach ausgeklügeltem Plan die Landschweine mit den Schlappohren - auch Bünings machen mit. Die Rasse entstand um 1900 aus einer Kreuzung zwischen schwarzen englischen Berkshireschweinen und weißen Landschweinen. Weitergezüchtet wurden die gefleckten Tiere. Die damals für die Schweinehaltung verantwortlichen Bäuerinnen mochten die gescheckte Rasse. Bald stand das bunte Borsten-vieh in den Ställen im Emsland, der Grafschaft Bentheim und dem Münster-land. Die genügsamen Tiere werden heute wieder geschätzt. «Es sind einfach liebe Schweine», sagt Maria Büning überzeugt.

Quelle: dpa 02.01.2007
© dpa


Mehr Infos:
> Bunte-Bentheimer-Schweine
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