«Wenn sich das bewahrheitet, dass das aus einem kommerziellen Labor ausgetreten ist, ist das kein Zufall», sagte die agrarpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kirsten Tackmann, am Montagabend in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Diese Labors arbeiteten oft unter Zeit- und Konkurrenzdruck, so dass Gewinninteressen höher stehen könnten als die Sicherheit. Tackmann ist Wissenschaftlerin und Tierärztin.
Der Erreger der Maul- und Klauenseuche in Südengland stammte Berichten zufolge möglicherweise aus einem US-Labor oder aus einer staatlichen Forschungseinrichtung in der Nähe des betroffenen Hofes. Eine Untersuchung der US-Pharmafirma Merial Animal Health ergab nach Angaben des Unternehmens bisher allerdings keine Beweise für eine Verbindung mit dem Ausbruch. Dort waren im Juli größere Mengen an Impfstoffen aus einem abgeschwächten Virusstamm der Seuche hergestellt worden, der am Freitag auch bei Rindern einer fünf Kilometer entfernten Farm entdeckt wurde.
Die Linken-Agrarpolitikerin forderte mehr Kontrollen solcher Forschungslabors auch in Deutschland. «Die Risiken sind nur zum Teil beherrschbar», sagte Tackmann. «Forschungslabore arbeiten mit einer Personaldecke am Rande der Belastbarkeit.» Dies erhöhe das Risiko für Fehler und menschliches Versagen. Die Wissenschaftlerin warnte auch vor Risiken bei staatlichen Labors. «Ich sehe eine zunehmend schlechte Personalausstattung gerade in der Agrarressortforschung.» Bundesagrarminister Horst
Seehofer (CSU) will nach bisherigen Plänen die Agrarforschung neu organisieren, die Zahl der Institute senken und bundesweit rund 350 Stellen abbauen. Er erhofft sich dadurch mehr Raum für Forschung. (dpa)