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03.12.2017 | 08:02 | Zoonose-Monitoring 
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Masthähnchen oft mit Campylobacter infiziert

Berlin - Ungeachtet erkennbarer Fortschritte bei der Lebensmittelhygiene hat die Geflügelwirtschaft Nachholbedarf bei dem Durchfallerreger Campylobacter.

Masthähnchen
(c) proplanta
Das zeigen die Ergebnisse der behördlichen Lebensmittelüberwachung 2016, die der Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Dr. Helmut Tschiersky, am Dienstag (28.11.) in Berlin vorgestellt hat. Tschiersky lobte dabei die Anstrengungen der Geflügelwirtschaft bei der Salmonellenbekämpfung, die in den letzten Jahren deutliche Erfolge gezeigt habe. Problematisch sei aber nach wie vor das vergleichsweise häufige Vorkommen von Campylobacter.

Nach Angaben des BVL wurden 2016 im Rahmen des repräsentativen Zoonosen-Monitorings 130 Halshautproben bei Masthähnchen auf das Vorkommen von Campylobacter untersucht. In knapp 77 % sei dabei der Erreger nachgewiesen worden. Bei zusätzlichen 274 Proben hätten zudem Keimgehaltsbestimmungen ergeben, dass die Campylobacter-Keimzahlen bei etwa einem Viertel der Proben über dem ab nächstem Jahr EU-weit geltenden Prozesshygienekriterium von 1.000 koloniebildenden Einheiten (KbE) pro Gramm gelegen hätten.

Vor diesem Hintergrund stellte Tschiersky fest, dass Geflügelfleisch zu häufig mit Campylobacter belastet sei. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Einführung des Prozesshygienekriteriums zu einer verbesserten Geflügelschlachthygiene führen werde. Ungeachtet dessen sieht der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Friedrich Ostendorff, auch politischen Handlungsbedarf bei der Senkung der Keimbelastung von Geflügelfleisch.

Antibiotikaeinsatz beim Geflügel senken



Laut den Ergebnissen des Zoonosen-Monitorings 2016 kommen bestimmte antibiotikaresistente Bakterien wie Extended-Spectrum-Beta-Laktamase (ESBL) und AmpC-Beta-Laktamase (AmpC) bildende Bakterien in ökologischen Haltungsbetrieben von Masthähnchen seltener vor als in konventionellen Haltungen. Im Rahmen des Überwachungsprogramms wurden diese Erreger in 50,2 % der untersuchten Kotproben und in 49,8 % der Proben von frischem Hähnchenfleisch aus konventionellen Masthähnchenbetrieben nachgewiesen. Demgegenüber habe man nur in 25,7 % der Proben aus ökologischen Masthähnchenbetrieben ESBL/AmpC-bildende Escherichia coli gefunden.

Die beobachteten Unterschiede könnten mit der im Vergleich zu konventionellen Masthähnchenbetrieben geringeren Therapiehäufigkeit mit Antibiotika in ökologischen Betrieben im Zusammenhang stehen, so das BVL. Die Behörde moniert ungeachtet dessen einen zu hohen Anteil resistenter Isolate bei Mastgeflügel. Die zum Teil sogar steigenden Resistenzraten gegenüber Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone seien besorgniserregend und verdeutlichten, dass der Einsatz von Antibiotika bei Geflügel weiter auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden müsse.

Rohmilch gut abkochen



Wie das Bundesamt weiter berichtete, ergaben die Lebensmittelkontrollen 2016 zudem eine vergleichsweise hohe Keimbelastung von Rohmilch: Von den 304 im Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplans (BÜp) untersuchten Rohmilchproben hatten demnach 58 oder 19 % eine Gesamtkeimzahl von mehr als 105 KbE/ ml. Zusätzlich seien im niedrigen einstelligen Prozentbereich der Rohmilchproben diverse Krankheitserreger nachgewiesen worden, so Listerien, Campylobacter und Escherichia-coli-(EHEC)- Bakterien.

In Anbetracht der zunehmenden Verbreitung von Milch-Zapfanlagen und der Direkt-Ab-Hof-Vermarktung von Rohmilch erinnerte das BVL daran, dass die Vermarkter gesetzlich verpflichtet seien, den Hinweis „Rohmilch, vor dem Verzehr gut abkochen“ gut lesbar an der Ausgabestelle anzubringen. Landwirtschaft weiterentwickeln Ostendorff bezeichnete es als „zutiefst unappetitlich“, dass auf gut drei Viertel der Hähnchenschlachtkörper Durchfallerreger zu finden seien. Er macht dafür die „Industrialisierung der Schlachtung und die enorme Geschwindigkeit der Schlachtbänder“ mitverantwortlich.

Die mangelhafte Hygiene in den Schlachthöfen sei zudem seit Jahren als Gesundheitsrisiko für Verbraucher bekannt, monierte der Grünen-Politiker. Nach seiner Auffassung wiegt jedoch im zuständigen Bundeslandwirtschaftsministerium der Profit der Schlachtunternehmen schwerer als die Gesundheit der Verbraucher. Für Ostendorff ist allerdings der Wendepunkt erreicht. Notwendig seien ein Ende der „industriellen Tierfabriken“ und die Weiterentwicklung der Landwirtschaft.
AgE
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Kommentare 
Deichbauer schrieb am 08.01.2018 15:17 Uhrzustimmen(5) widersprechen(4)
@ Richtig BauerBernhard!!! Endlich jemand mit Durchblick. Was im Wasser sehr gut desinfiziert, kann bei Hähnchenfleisch nie schaden.

@ cource. Bitte nur nicht nachplappern, vor allem wenn man keine Ahnung davon hat. Lieber Bakterien freie Hähnchen als mit Salmonellen und Campylobacter. Diese natürlich Antibiotikaresistent.
BauerBernhard schrieb am 03.12.2017 17:41 Uhrzustimmen(13) widersprechen(14)
Ja, bloß dass es kein Chlor ist, sondern Chlordioxid, was hier in Deutschland auch zur Trinkwasser-Desinfektion zugelassen ist (Sauerstoff ist der wirksame Bestandteil)! Dafür ist dann der Schlachtkörper frei von Bakterien.
cource schrieb am 03.12.2017 10:32 Uhrzustimmen(8) widersprechen(14)
deshalb werden in den USA die hähnchen ja auch einer tüchtigen chlorwäsche unterzogen--guten appetit
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