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31.08.2012 | 10:41 | Eiweißstrategie 

Mecklenburg-Vorpommern wirbt für Eiweißpflanzenanbau

Schwerin - Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, will den Anbau einheimischer Eiweißpflanzen (Leguminosen) für die Tierfütterung in Mecklenburg-Vorpommern ausbauen und somit die nachhaltige Landwirtschaft und Tierhaltung weiter unterstützen.

Futtermittel
(c) proplanta
"Europa ist einer der größten Exporteure von tierischen Veredlungsprodukten. Es ist daher nicht akzeptabel, dass wir unsere Tierhaltung in einem derartig hohen Umfang auf den Eiweißpflanzenanbau in Übersee stützen", sagte der Minister heute im Landtag zum Antrag der Regierungsfraktionen und der Fraktion DIE LINKE.

Derzeit beanspruche Deutschland etwa 1,2 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche für Eiweißpflanzen außerhalb der EU.

Backhaus betonte: "Es bedarf einer kritischen, ungeschönten Analyse. Und es bedarf klarer Aktivitäten, den Anbau einheimischer Eiweißpflanzen wieder zu erhöhen. Nicht nur, um einen höheren Anteil der Eiweißversorgung Europas abzusichern, sondern auch um Bodenfruchtbarkeit und Bodengesundheit sowie die Arten- und Pflanzenvielfalt zu unterstützen."

In Mecklenburg-Vorpommern stehen in diesem Jahr nur noch 4.724 Hektar Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen zur Ernte an. 1998 waren es noch 31.600 Hektar. Den Rückgang der Produktion sowie der Forschung auf diesem Gebiet nannte Backhaus "dramatisch".

Dabei lägen die Vorteile, die Eiweißpflanzen bieten, auf der Hand, so der Minister: Die gute Durchwurzelung des Bodens durch Leguminosen und die Ausbildung tiefer Pfahlwurzeln können die Bodenfruchtbarkeit verbessern.

Leguminosen binden zudem Stickstoff. Dadurch reduziere sich der Stickstoffdüngungsbedarf in den Nachfolgefrüchten, was für Landwirte im Hinblick auf weiter steigende Energiepreise von Bedeutung sei.

Auch die besonderen Fähigkeiten dieser Pflanzen zum Aufschluss von Nährstoffen aus dem Boden (insbesondere Phosphor), dürfe nicht außer Acht gelassen werden, machte Backhaus in seiner heutigen Rede deutlich.

Backhaus: "Ich sehe es als meine Aufgabe an, die positive ackerbaulichen und ökologischen Faktoren bei der Ausgestaltung von Rahmenbedingungen der Flächennutzung zu berücksichtigen."

Er begrüße vom Grundsatz her die Vorstellungen der EU-Kommission für europaweit einheitliche Fruchtfolgegestaltung und zum Greening.

"Meine Position bei der weiteren Ausgestaltung der Europäischen Agrarpolitik ist ganz klar: Leguminosenanbauflächen müssen im Rahmen des Greenings als ökologische Vorrangflächen anerkannt werden. Hier gibt es eine klare Auffassung der Agrarministerkonferenz und ebenso das Einvernehmen aller Bundesländer", sagte der Minister.

Zusätzlich beabsichtige er daher durch ein Förderprogramm im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen Anreize für eine stärkere Diversifizierung der Fruchtfolgen durch Leguminosen aufzulegen.

Ackerbauliche Vorteile und fördernde Rahmenbedingungen für den Leguminosenanbau im nördlichen Raum laufen ins Leere, wenn wir keinen Absatz für einheimische Eiweißpflanzen haben." Dies sei ein Faktor dafür, dass eine Renaissance des Eiweißpflanzenanbaus in Deutschland nur schwer in Gang komme.

Bereits im Frühjahr hatte sich Backhaus mit Bundesministerin Aigner darauf geeinigt, beim Thema Leguminosen gemeinsam aktiv zu werden und eine Eiweißstrategie gefordert.

Der Bund hatte im Zuge der Vorstellung seiner Strategie dargelegt, dass er zu den unterschiedlichen Leguminosenarten Kompetenznetzwerke etablieren möchte. Backhaus: "In Mecklenburg-Vorpommern und angrenzenden Regionen haben wir einen Anbauschwerpunkt für die Lupine. Deshalb liegt es nahe, dass sich die Akteure in Mecklenburg-Vorpommern weiter vernetzen und sich als Kompetenznetzwerk präsentieren."

Das Ministerium arbeitet daran, Partner entlang der Produktlinien und Wertschöpfungskette zusammenzuführen. Zudem erhoffe man die Unterstützung des Bundes, um die im Land bereits aktiven Partner im Bereich des Leguminosenanbaus zu stärken.

Der Minister setzt sich für ein Eiweißkompetenzzentrum, mit den Schwerpunkten Soja und Lupine, am Standort Groß Lüsewitz ein: "Ich hoffe, dass wir im Herbst den Zuschlag bekommen."

Hintergrund: Weltweit gibt es 730 Gattungen und 20.000 Arten von Hülsenfrüchten. Nur 30 Prozent der Eiweißpflanzen in der EU stammen aus eigenem Anbau. 2010 wurden EU-weit 45,2 Mio. Tonnen an Soja und Raps verbraucht, 7,7 Mio. Tonnen waren es deutschlandweit. (PD)
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