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22.04.2019 | 01:41 | Imkerei 

Mehr Bienenvölker, Wildbienen bedroht

Halle/Magdeburg - Die Zahl der Zuchtbienen in Sachsen-Anhalt ist gestiegen. Etwa 1.000 Bienenvölker seien bei den Verbandsimkern seit dem vergangenen Jahr hinzugekommen, sagte die Vorsitzende des Imkerverbandes Sachsen-Anhalt Gabriele Huber-Schabel.

Bienen
Es summt und brummt wieder in Sachsen-Anhalt. Die Honigbienen sind gut durch den Winter gekommen. Wildbienen gelten hingegen weiterhin als bedroht. Naturschützer und Wissenschaftler sind alarmiert. (c) proplanta
Rund 16.000 Völker zählte der Verband bei seinen mehr als 2.000 Mitgliedern. Aus den Bienen eines Volkes könne man während des Sommers bis zu fünf neue Völker heranziehen, sagte die Verbandsvorsitzende.

Die Bienen im Land sind schon seit Wochen wieder aktiv. Laut Huber-Schabel nehmen die Insekten ab zwölf Grad Lufttemperatur ihre Arbeit auf. Von den blühenden Kirschbäumen werde die erste Massentracht des Jahres erwartet. «Jetzt verhungert kein Bienenvolk mehr», sagte Huber-Schabel.

Anders als den Zuchtbienen ergeht es den Wildbienen, die nicht von der Pflege eines Imkers profitieren. Sie fänden vielerorts zu wenig Nahrung, sagte Annette Leipelt vom Naturschutzbund Sachsen-Anhalt (Nabu). Laut Nabu und Deutscher Wildtierstiftung gelten über die Hälfte der über 500 Wildbienenarten in Deutschland als bedroht.

39 Arten sein bereits ausgestorben, hieß es. Der Bestand gehe zurück durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die zunehmende Versiegelung von Grünflächen sowie zahlreiche Baumaßnahmen im Land, sagte Leipelt. «Der Lebensraum der Biene verschwindet zunehmend.»

Eine verlässliche Statistik zur Entwicklung der Insekten in Sachsen-Anhalt gebe es nicht, sagte Mark Frenzel vom Helmholz-Zentrum für Umweltforschung (Ufz) in Halle. Der Tierökologe verwies auf die 2017 vorgestellte sogenannte Krefelder Studie, die erstmals den Insektenschwund in Deutschland belege. Demnach sei die Biomasse der Fluginsekten in den letzten 27 Jahren um weit mehr als die Hälfte zurückgegangen.

Seit 10 Jahren betreibt das Zentrum ein ähnliches Forschungsvorhaben in Sachsen-Anhalt. Belastbare Ergebnisse liegen laut Frenzel aber aufgrund starker natürlicher Schwankungen des Insektenbestandes noch nicht vor. Bei der Anzahl der Wildbienen sei hierzulande bisher aber kein Abwärtstrend zu erkennen, sagte der Wissenschaftler.

Dennoch sieht auch Frenzel den Lebensraum der Wildbienen insgesamt in Gefahr. Um die Produktivität zu steigern, würden etwa die Ränder von Äckern und Feldwegen zunehmend landwirtschaftlich genutzt - Flächen, die den Bienen früher als Nahrungsquelle dienten. «Wir lassen zu wenig natürliche Habitate zurück», sagte Frenzel. Er warnte aber vor zu harscher Kritik am Vorgehen der Bauern und ihren ökonomischen Zwängen.

Auch das Agrarministerium Sachsen-Anhalts hat das Problem erkannt. Laut dem Ministerium wird etwa der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, die Anlage von Blühstreifen an Äckern sowie der Ökolandbau gefördert. Ziel sei es, mindestens zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen als günstiges Nahrungshabitat für Insekten und andere Tiere anzulegen. «Da wird gesehen, dass es so nicht mehr geht», sagte Tierökologe Mark Frenzel.
dpa/sa
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