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17.06.2007 | 06:29 | Fledermäuse  

Millionenschweres Projekt schützt «Hauptstadt» der Fledermäuse

Mayen - Hätten die Fledermäuse in Mitteleuropa eine Hauptstadt, dann läge sie wohl in Mayen in der Eifel:

Feldermaus
(c) cheri131 - fotolia.com
Etwa 30 000 bis 50 000 Tiere überwintern hier vielleicht schon seit Jahrhunderten in einem Stollensystem eines früheren Basalt-Untertagebaus. Ebenso viele Tiere nutzen die Höhlen nach Angaben von Naturschützern im Spätsommer, wenn sie auf Partnersuche sind und ihren Nachkommen die Winterquartiere zeigen. Die Lebensräume waren jedoch bedroht, weil ein Unternehmen dort weiter Rohstoffe abbauen wollte. Am Freitag wurde offiziell der Startschuss für ein millionenschweres, öffentlich gefördertes Naturschutzprojekt gegeben, an dem sich der Bund, das Land Rheinland-Pfalz und der Naturschutzbund (NABU) beteiligen.

«Betrachtet man die Artenvielfalt und die Individuenzahl, ist das Gebiet das bedeutendste Fledermausgebiet in Deutschland», sagt Projektleiter Andreas Kiefer. 15 überwiegend streng geschützte Arten haben die Experten identifiziert, darunter Zwergfledermäuse, Bartfledermäuse und das Große Mausohr. «Die Spalten und Nischen sind ideale Fledermausverstecke», erklärt Kiefer. Manchmal hätten es sich die Tiere auch in den Geröllhalden bequem gemacht. Dabei gibt es laut Kiefer eine gewisse Ordnung: «Jeder Stollen hat sein eigenes Artenspektrum.» Die Tiere kämen aus einem Umkreis von 300 Kilometer nach Mayen, also auch aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg.

Wo heute Scharen von Fledermäusen leben, bauten schon vor mehr als 3000 Jahren keltische Siedler das graue, vulkanische Basaltgestein unter Tage ab. Jahrhunderte später kamen die Römer in die Region und verarbeiteten das extrem harte Gestein zu Mühlsteinen, mit denen sie das Getreide mahlten. Im 19. Jahrhundert entdeckte das örtliche Brauereigewerbe die kühlen Höhlenanlagen für sich: Etliche Fässer Bier ließen die Braumeister hinunter in die Gruben (Bierkeller) schaffen, wo es selbst im Sommer kaum wärmer wird als acht Grad.

Die Firma Mayko wollte den Abbau am «Bierkeller» fortsetzen und hatte dafür auch eine Genehmigung. Es gab Streit um die Ausweisung als geschützte FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat). Schließlich sagte der Bund zu, sich an einem 4,6 Millionen Euro teuren Schutzprojekt zu beteiligen. Der NABU kaufte die Stollen und will sie jetzt vor dem Einsturz sichern. «Ein jahrelanger Rechtsstreit wird einvernehmlich beendet», zeigte sich auch Mayko-Geschäftsführer Johannes Netz am Freitag zufrieden. «Ich habe ein großes Problem, was mich tausende von Arbeitsstunden gekostet hat, zu den Akten legen können.»

Die Naturschützer wollen die Höhlen nun auch genauer betrachten. Vielleicht verbergen sich dort noch viel mehr Tiere, meint Andreas Kiefer. «Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Untersuchungen.» (dpa)
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