«Die Nachfrage nach Fischerei-Erlaubnisscheinen war 2020 so groß, dass die Mehrzahl der Angelvereine bislang wirtschaftlich gut durch die Corona-Krise gekommen sind», sagte André Pleikies, Geschäftsführer des Landesanglerverbands Thüringen (LAVT).
Viele Menschen hätten das Angeln als Ausgleich zu den Corona-Einschränkungen genutzt. Die ohnehin positive Mitgliederentwicklung habe sich fortgesetzt, allein 2020 seien 500 neue Mitglieder dem Verband beigetreten.
Die Corona-Krise belastet die Petrijünger aber auch: So sei laut Pleikies etwa ein richtiges Vereinsleben in 2020 nicht möglich gewesen - und ein Ende der Einschränkungen bisher nicht abzusehen.
Mitgliederversammlungen, Angelfeste, Arbeitseinsätze oder die Ausgabe von Angelkarten - das alles sei nur unter großen Schwierigkeiten möglich gewesen. Auch die Kinder- und Jugendarbeit sowie Weiterbildungsveranstaltungen seien meist ins Wasser gefallen.
Abseits der Pandemie kämpfen die Angler zunehmend noch mit ganz anderen Problemen: So hätten die Straftaten und Ordnungswidrigkeiten am Wasser in den vergangenen Jahren zugenommen. Diese reichten von unerlaubter Müllentsorgung über Wildcampen bis hin zu Fischwilderei.
Die verbale und körperliche Gewalt gegenüber Fischereiaufsehern nimmt laut Pleikies immer weiter zu, zudem fehle oft der Rückhalt durch die zuständigen Behörden.
Freuen können sich Angler und die Betreiber von Fischerei und Aquakulturen im Freistaat über die starken Niederschläge der vergangenen Monate. «Dadurch wurde einiges verbessert, wir hoffen, dass das so bleibt», erklärt der Präsident des Thüringer Fischereiverbands, Torsten Schmidt. «Denn vom Wasser hängt schließlich alles ab.» Überall in Thüringen seien die Wasserstände inzwischen gut.
Der Bestand der wichtigsten Fischarten ist nach Einschätzung von Pleikies in den Kiesseen, Speichern und Talsperren gut - auch dank der oft privat finanzierten Hegemaßnahmen der Angler. Dennoch seien von den 43 in Thüringen heimischen Fischarten aktuell zwei Drittel gefährdet und könnten nur durch Schutzprogramme und Hegemaßnahmen im Bestand gesichert werden. Dem Naturschutzverband
BUND zufolge sind unter anderem die Äsche und die Groppe, eine sogenannte Leitart für sauberes Wasser, aktuell in Thüringen besonders gefährdet.
Der Landesanglerverband macht vor allem Fehler in der Artenschutzpolitik und den hohen Kormoranbestand für die teils prekäre Situation vieler Fischarten verantwortlich. Burkhard Vogel vom BUND sieht hingegen vor allem die fehlende Durchgängigkeit und die Strukturen in den Gewässern als Hauptproblem - letztlich auch für die Kormoran-Problematik. Mit Nährstoffeinträgen durch die Landwirtschaft werde die Lage zusätzlich verschärft.
Auch für Torsten Schmidt vom Thüringer Fischereiverband ist der Kormoran nach wie vor ein großes Problem - vor allem, wenn die Tiere im Winter Karpfenteiche als Revier aussuchen: «In dieser Zeit brauchen die Tiere vor allem Ruhe.» Der Stress durch jagende Kormorane verursache große Schäden an allen Gewässern. Die aktuelle Regelung, die die Vergrämung und das Schießen von Kormoranen erlaubt, sei ein wichtiges Instrument für die Fischer.
Wegen der steigenden Nachfrage nach regional erzeugtem Fisch sei die
Direktvermarktung während der Krise bei vielen Fischzüchtern sehr gut angenommen worden. Auch an Angelteichen habe es eine gute Nachfrage gegeben. Problematisch sei die Lage aber bei Anlagen mit angeschlossener Gastronomie - hier seien teils große Verluste verzeichnet worden. Der Landesanglerverband hat nach eigenen Angaben aktuell über 17.600 Mitglieder in 223 Vereinen. In Thüringen gibt es derzeit rund 45.000 Fischereischeininhaber.
Angelvereine in Sachsen erleben während der Pandemie starken Zulauf
Die Begeisterung für das Angeln scheinen in Sachsen-Anhalt immer mehr Menschen zu teilen. «Wir erleben einen deutlichen Zuwachs in den Angelvereinen», sagte Gerhard Jarosz, Sprecher des Landesanglerverbandes Sachsen-Anhalt. Etwa 800 Neueintritte habe es im vergangenen Jahr gegeben. Nach Angaben von Jarosz zählt der Landesverband derzeit rund 44.000 Mitglieder.
Die Umstände der Corona-Pandemie tragen laut Anglerverband ganz wesentlich zu dem Zulauf bei. «Angeln ist eine Alternative zu der Stuben-Hockerei», so der Sprecher. Irgendwann sei auch der Sättigungsgrad beim Konsumieren elektronischer Medien erreicht und man müsse raus an die frische Luft. Eine naturnahe Freizeitbeschäftigung, die durch die coronabedingten Beschränkungen in Frage käme, sei eben auch das Angeln.