Dadurch werde der Schutzzweck des Nationalparks stark beeinträchtigt, sagte Leiter Dirk Treichel der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Großräumig soll die Flussaue im Verbund mit Wäldern und Trockenrasen geschützt werden.
Durch die beiden Zäune werde der Nationalpark von Nord nach Süd zerschnitten.
Der Nationalpark beherberge viele Säugetiere, darunter Wolf, Fischotter, Hirsche und gelegentlich Elche, die durch den Zaun in ihrem natürlichen Bewegungsradius eingeschränkt werden, befürchtet er. «Der Nationalpark wird zu einem Tiergehege degradiert.» Zunächst hatte die «Märkische Oderzeitung» berichtet.
Treichel zweifelte zudem die Sinnhaftigkeit des Zauns an, weil es bereits zur Feststellung eines Falls der Afrikanischen
Schweinepest westlich des ersten Zauns gekommen ist. Zudem werde der Zaun im Überflutungsbereich gebaut.
Der Druck von Wasser und Eis im Winter könne zu starken Beschädigungen des Schutzzauns führen. Außerdem seien durch den Abschuss des Schwarzwildes in diesem Bereich Störungen der Ruhe- und Schlafplätze von Zug - und Wasservögeln zu befürchten. «Die werden dann massiv gestört». Der Nationalpark sei auch europäisches Vogelschutzgebiet.
Der Nationalparkleiter sieht durchaus die Notwendigkeit eines zweiten Zauns, forderte aber eine zeitliche Begrenzung der Barriere, um auszuwerten, ob er auch seine Wirkung entfalte und welche Auswirkungen er auf den Nationalpark habe. Dann müsse über Fortbestand oder Rückbau neu mit dem Landkreis verhandelt werden.
Der Nationalpark Unteres Odertal hat eine Fläche von 10.400 Hektar, erstreckt sich auf einer Länge von 55 Kilometern und ist etwa drei Kilometer breit. Er gehört zu den artenreichsten Lebensräumen Deutschlands. Neben der Auenlandschaft weist er in den angrenzenden Hangbereichen naturnahe Laubmischwälder und blütenreiche Trockenrasen auf. Das untere Odertal ist Deutschlands einziger Auennationalpark und das erste grenzüberschreitende Großschutzgebiet mit Polen.