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24.05.2011 | 12:16 | Tierzüchtung 
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Nordrhein-Westfalen: Tierzucht und Tierschutz müssen enger miteinander verknüpft werden

Düsseldorf - Das NRW-Verbraucherschutzministerium veranstaltet ein Expertenhearing zum Thema „Züchterische Maßnahmen an Nutztieren - Eine Chance für den Tierschutz?".

Schweineschwanz
In den heutigen landwirtschaftlichen Tierhaltungen werden die Tiere durch sogenannte zootechnische Maßnahmen oftmals den Haltungsverfahren angepasst. Dazu gehören das Kürzen von Schwänzen bei Schweinen, das Kürzen von Schnäbeln bei Hühnern oder das Enthornen von Rindern. Tierhaltungen sollten aber grundsätzlich so gestaltet sein, dass auf Eingriffe und Amputationen verzichtet werden kann. „Es stellt sich daher die Frage, inwiefern züchterische Maßnahmen dieses Ziel unterstützend begleiten können“, erklärte Verbraucherschutzminister Johannes Remmel.

Minister Remmel hatte gestern zu einem Expertenhearing zum Thema „Züchterische Maßnahmen an Nutztieren - Ein Chance für den Tierschutz?“ nach Düsseldorf geladen. 120 Experten aus den Bereichen Tierzucht, Agrarwissenschaft, Verhaltensforschung, Veterinärmedizin und Philosophie diskutierten über Ethik bei der Zucht von Tieren, die derzeitige Praxis und tiergerechtere Ziele für züchterische Maßnahmen.

„Wir dürfen dabei nicht außer Acht lassen: Die europäische Tierschutzgesetzgebung verbietet Eingriffe und Amputationen bei Tieren grundsätzlich“, so der Minister in seiner Eröffnungsrede. „Ausnahmen können nur nach tierärztlicher Indikation und auch nur in Einzelfällen zugestanden werden. Die Rahmenbedingungen in der Tierhaltung haben in den letzten Jahren allerdings dazu geführt, dass verschiedene Eingriffe nicht mehr die Ausnahme, sondern eher die Regel geworden sind.“

Laut Minister Remmel müsse diskutiert werden, inwiefern Verhaltensmerkmale in die Zuchtziele aufgenommen werden sollten, damit die Tiere ruhiger und gelassener werden und sich in den Ställen untereinander nicht mehr so sehr aggressiv verhalten: „Eingriffe an Tieren möglichst zu vermeiden, das ist eines unserer wichtigsten tierschutzpolitischen Kernanliegen.“

Das Expertenhearing ging mit der interdisziplinären Zusammenstellung der Referenten neue Wege und das große Interesse der Besucher gab dem Erfolg dieser Herangehensweise recht. Das Konzept der Veranstaltung erwies sich als großer Erfolg und zeigte auf, dass die Bereitschaft innovative Lösungen für mehr Tierschutz bei Nutztieren zu finden groß ist.

„Ein interdisziplinärer Tierschutzdialog ist nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine Chance. Diese Chance haben wir heute erfolgreich genutzt, das Expertenhearing war ein großer Erfolg für die nordrhein-westfälische Tierschutzpolitik. Das Interesse des internationalen Fachpublikums an der Thematik stimmt mich zuversichtlich, dass ein interdisziplinärer Dialog neue Wege und Lösungsstrategien aufzeigen kann, wie wir den Tierschutz weiter voranbringen können. Heute konnten wir viele Dialoge und Dialogpartner zusammenführen“, betonte Minister Remmel. (PD)
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Kommentare 
Eckard Wendt, AGfaN e.V. schrieb am 24.05.2011 23:14 Uhrzustimmen(169) widersprechen(149)
Herr Remmel weist zu recht darauf hin, daß Amputationen nach EU-Recht nur in begründeten Ausnahmen mit (befristeter) Genehmigung durch das Veterinäramt gestattet sind. In Deutschland gilt das gem. Tierschutzgesetz nur für das Schnabelkürzen. Daß sich die Branche großzügig darüber hinwegsetzt und die Veterinärämter mit Ausnahmegenehmigungen nur so um sich werfen hatte zur Folge, daß es praktisch unmöglich ist, als Hobbyhalter Puten mit intakten Schnäbeln zu bekommen. Das Abkatschen der Schwänze ist allgemein gestattet, weil ohne diese Maßnahme bei der Intensivaufstallung ohne oder mit unzureichendem Beschäftigungsmaterial Schwänzebeißen und daraus folgend Infektionen, Kannibalismus und schließlich resultierend große wirtschaftliche Verluste die Folge sind. Es wird höchste Zeit, daß die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepaßt werden (§ 2 Tierschutzgesetz) statt die Tiere durch Amputationen an schlechte, lebensfeindliche Haltungssysteme anzupassen. Leider veröffentlichen Sie ein Foto, bei dem der Schweineschanz nicht kupiert ist. Wer mehr über die Manipulationen am Tier erfahren möchte, gehe auf diese Seite: http://www.tierschutz-landwirtschaft.de/html/spezialthemen.html
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