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18.11.2021 | 04:57 | Tierseuchenprävention 

Rätsel rund um den Schweinepest-Fall in Norddeutschland

Güstrow - Vorsichtig rangiert ein Radladerfahrer in Lalendorf bei Güstrow (Landkreis Rostock) mit einem großen Entsorgungsbehälter herum, parkt dann genau ein und stellt den Behälter unweit einer Schleuse ab.

Afrikanische Schweinepest
Wie sperrt man eine Stallanlage mitten in Mecklenburg so ab, dass der Erreger der Afrikanischen Schweinepest nicht hinauskommt? Vor dieser schweren Frage stehen Fachleute in Lalendorf - ohne zu wissen, wie das Virus überhaupt hineinkam. (c) proplanta
Dann kommen Beschäftigte, die alles abspritzen und desinfizieren, bevor der verschlossene Container vor dem Betriebstor platziert wird.

«Hier werden die Behälter mit den toten Tieren von der Tierkörperbeseitigungsfirma übernommen», erläutert Thomas große Beilage, Geschäftsführer der Gesellschaft für Seuchenvorsorge GmbH (Gesevo), der aus Cloppenburg (Niedersachsen) angereist ist. Der erfahrene Tierarzt leitet die Beräumung des umzäunten Geländes, das zwei Kilometer außerhalb des nächsten Ortes liegt, und auf dem 4.000 Schweine gehalten werden.

Die ersten Tiere waren dort vor wenigen Tagen tot gefunden worden, am Montagabend stand fest, dass es der Erreger der Afrikanischen Schweinepest ist, der den Bestand befallen hat. Das hatte das Friedrich-Loeffler-Institut Riems als Referenzlabor des Bundes bestätigt.

«Nun ist am wichtigsten, dass niemand das Virus aus dem Betriebsgelände herausträgt», erläuterte der Tierarzt. Die Gesevo ist eine Einrichtung, die von den Tierseuchenkassen getragen und in Seuchenfällen eingesetzt wird.

Geschockt wirkt auch der Eigentümer der modernen Stallanlage, der am Mittwoch die Lage in Augenschein nahm. «Wir sind in einer Situation, die uns unheimlich erschreckt», sagte der Geschäftsmann, der wegen der Seuchenhygiene auch lieber vor dem Betriebstor stehen blieb. Wie das Virus in die Anlage gelangen konnte, dafür habe bisher niemand eine Erklärung. Er hoffe, dass die Tierseuchenkasse den Verlust ausgleicht. Die Tötung der Tiere, das wolle er nicht selbst erleben.

Doch daran führt kein Weg vorbei, hat das Kreisveterinäramt in Güstrow festgelegt. «Die Schweine, die in mehreren Ställen stehen, werden ihre normalen Wege bis in eine mobile Box geführt», erläutert der Geschäftsführer der Seuchenvorsorgefirma. Dort würden die Tiere betäubt und dann getötet. Danach beobachte man die getöteten Schweine eine bestimmte Zeit, bevor ihre Kadaver in die geschlossenen Container mit Rollen verladen werden.

Nach Angaben des Landkreises sollen die 4.000 Schweine innerhalb von drei Tagen unter größten Sicherheitsvorkehrungen entsorgt werden. Die Kadaver sollen in einer Tierkörperbeseitigungsanlage im Kreis Mecklenburgische Seenplatte beseitigt werden. Die ersten Lastwagen standen am Mittwoch schon vor dem Gelände bereit. Ziel ist es, dass möglichst keine Erreger der gefährlichen Tierseuche außerhalb der betroffenen Anlage gelangen, hieß es.

Ob drei Tage reichen, das stehe aber noch nicht fest, erklärte der Veterinär große Beilage. Entscheidend sei, wie der Seuchenschutz am besten umgesetzt wird.

Der Landkreis Rostock hatte bereits einen drei Kilometer reichenden Sperr- und einen zehn Kilometer im Radius großen Beobachtungsbezirk festgelegt. Dort werden insgesamt etwa 20 Schweinehaltungen genauer überprüft. Viele hätten nur wenige Tiere, einige größere Ställe sind aber auch dabei. Bisher seien aber keine neuen ASP-Fälle gefunden worden, sagte eine Ministeriumssprecherin in Schwerin.

Gleiches gilt auch für drei weitere Schweinezuchtanlagen des Betreibers aus Lalendorf. Diese liegen in den Kreisen Vorpommern-Rügen und Mecklenburgischen Seenplatte und würden gesondert überprüft. Die Betreiber der etwa 20 Schweinebestände in der 10-Kilometer-Radius-Sperrzone haben noch ein weiteres Problem: Wie Agrarminister Till Backhaus (SPD) sagte, wollen die drei größten Schweineschlachthöfe weiter Schweine aus MV-Betrieben schlachten, aber vorerst nicht aus der Sperrzone.
dpa
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