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17.01.2011 | 22:37 | Ausbreitung hoch allergener Pflanze  

Ragweed im Vogelfutter

Wien - Ausbreitung kann durch gezielte Auswahl von Vogelfutter verlangsamt werden.

Sonnenblumensaat für Vogelfutter
Vogelfutter kann in vielen Fällen Ambrosia-Samen enthalten: Zwischen 2008 und 2010 wurden in der AGES 79 Futtermittel für Wildvögel auf das Vorhandensein von Ambrosia-Samen untersucht. In rund 30 Prozent der untersuchten Futtermittel wurden Ambrosia-Samen gefunden, im Schnitt rund 43 Samen/kg. Die Samen wurden auch einer Keimfähigkeitsprüfung unterzogen. Sieben von zehn Proben wiesen einige keimfähige Samen auf.

Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Ambrosia-Samen in Futtermittel geeignet sein können, der Ausbreitung dieser hoch allergenen Pflanze Vorschub zu leisten. Sie können in der Nähe der Futterplätzen keimen und breiten sich in Folge der hohen Vermehrungsrate der Pflanze rasch aus – auf Ödland, entlang von Verkehrswegen und Gewässern sowie zunehmend auf Landwirtschaftsflächen (über Tiere, menschliche Aktivitäten, Transport, Bewegung von Boden, gemeinschaftliche Nutzung von Landwirtschaftsmaschinen etc.).


Möglichkeiten der Produzenten und Konsumenten

Produzenten verwenden Sonnenblumensaat und auch Hirse als Mischungskomponente oder als reines Einzelfuttermittel. Sonnenblumenkerne werden häufig in Gebieten produziert, in denen Ragweed als Ackerunkraut stark etabliert ist. Die Samen geraten über den Ernteprozess unter die Sonnenblumenkerne. Futtermittelunternehmer können ihren Teil bei der Ambrosia-Minimierung beitragen, indem sie Einzelfuttermittel einer Reinigung durch mechanische Siebung unterziehen, einschlägige Lieferantenverträge eingehen und auf die geografische Herkunft der Saaten achten. Darüber hinaus kann im Zuge einer Eigenkontrolle eine Besatzuntersuchung und Keimfähigkeitsprüfung gefundener Ambrosia-Samen in der AGES durchgeführt werden.

Augenmerk sollte auch darauf gelegt werden, dass Siebrückstände und andere botanische Abfälle entsprechend entsorgt und unschädlich gemacht werden – beispielsweise durch thermische oder mechanische Behandlung. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA weist darauf hin, dass bei pelletiertem/vermahlenem/erhitztem/siliertem Futtermittel davon ausgegangen werden kann, dass die Ambrosia-Samen ihre Keimfähigkeit gänzlich verlieren. Damit spielt ihr Vorhandensein für die Verbreitung kaum eine Rolle. Die tatsächliche Bedeutung, die Vogelfutter im Vergleich zu anderen Verbreitungsquellen zukommt, ist allerdings schwer  einschätzbar. Aktuell wird ein EU-weiter Höchstgehalt von Ambrosia-Samen in Futtermittel diskutiert; weiters wird ein Handlungspapier zur Reduktion von Ambrosia-Samen in Getreide für Lebens- sowie Futtermittelzwecken erarbeitet.

KonsumentInnen wollen teilweise nicht auf die Fütterung der Wildvögel verzichten. Daher sollten nur gereinigte Produkte verwendet werden. Die AGES überprüft nach einem Stichprobenplan alle im Handel befindlichen Futtermittel nach einem risikobasierten Kontrollplan. An den Fütterungsplätzen sollte dennoch erhöhte Aufmerksamkeit auf aufwachsenden Ambrosiapflanzen im Laufe der nächsten Vegetationsperiode gelegt werden. Eine Verwendung von Vogelfuttersamen als Saatgut ist gemäß Saatgutgesetz ebenso wie die Weitergabe von betriebseigenem Saatgut an Dritte nicht erlaubt.

In den USA und Kanada hat sich Ambrosia artemisiifolia (Ragweed) mittlerweile zum Hauptallergen für Pollenallergiker entwickelt. Durch die späte Blütezeit wird der Pollendruck im Herbst lange aufrecht gehalten, die Leidenszeit für Allergiker dadurch verlängert. Die EFSA weist darauf hin, dass die Pollen ihre allergische Wirkung auch auf Tiere, wie z. B. Pferde, ausüben können.


Forschungsprojekt zur Eindämmung der Ambrosia

Die Ambrosia breitet sich in Österreich rasch aus. Auf welche Weise sie das bewerkstelligt, ist Thema eines Forschungsprojekts der Universität für Bodenkultur, an dem sich auch die AGES beteiligt. In diesem Projekt werden die biologischen Grundlagen der Ausbreitung insbesondere entlang des Straßen- und Gewässernetzes erforscht sowie die Ausbreitung auf landwirtschaftlichen und nichtlandwirtschaftlichen Flächen untersucht. Darauf aufbauend sollen konkrete Bekämpfungsmaßnahmen entwickelt werden. (ages)
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