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05.03.2013 | 11:44 | Rindergesundheit 

Rinder-Tuberkulose im Allgäu breitet sich aus

Sonthofen - Eigentlich gilt Deutschland seit 1997 offiziell als frei von Rinder-Tuberkulose (TBC). Im Allgäu ist die gefährliche Infektionskrankheit, die auch auf Menschen übertragbar ist, nun wieder aufgetaucht. Mehr als 400 Rinder mussten bislang schon getötet werden.

Rinder-Tuberkulose
(c) proplanta
Am schlimmsten getroffen hat es den Landkreis Oberallgäu. In der Ferienregion am Alpenrand werden etwa 90.000 Rinder gehalten. Hier entdeckten Tierärzte bisher 354 infizierte Tiere. Als mögliche Ansteckungsquelle gilt das Rotwild - die Rinder könnten sich den Krankheitserreger im Sommer auf einer Bergweide eingefangen haben. Um eine Epidemie zu verhindern, soll die Reihenuntersuchung von Rinderbeständen auf ganz Bayern ausgeweitet werden.

Im Herbst war im Oberallgäu der erste Fall von TBC aufgetreten. Danach hatte das Landratsamt in Sonthofen Untersuchungen in allen rund 2.000 Betrieben angeordnet, in denen Rinder gehalten werden. Bislang wurden 714 Betriebe mit insgesamt etwa 25.000 Tieren untersucht. In knapp 150 Ställen reagierte mindestens ein Rind positiv auf die Tests.

Dass die übrigen Höfe TBC-frei waren, wertet Landrat Gebhard Kaiser (CSU) als Erfolg. «Keine Frage: Wir haben Probleme und müssen diese Probleme angehen», sagte Kaiser nach einem Expertentreffen in Sonthofen. Grund zur Panik gebe es aber nicht. «Wenn wir die infizierten Tiere aus den Beständen entfernen und die Höfe danach für acht Wochen sperren, kommen wir wieder in den normalen Weg.»

Vor allem zur Sicherheit der Verbraucher will der Landrat dies so schnell wie möglich erreichen. «Wir sind ein Milchland mit hochwertigen Rohmilchprodukten - und das soll auch dabei bleiben.» Wenn im Juni die ersten Senner mit ihren Tieren ihre Alpen (Almen) beziehen, wo sie Milch und Käse erzeugen, müsse sichergestellt sein, dass die Herde nur aus gesunden Rindern besteht. Bis Ende des Jahres soll die Reihenuntersuchung im gesamten Landkreis abgeschlossen sein.

Schon bald könnten die Tests auch in anderen Ställen angeordnet werden. Laut Landrat Kaiser sprach sich die Expertenrunde dafür aus, die Untersuchungen bayernweit auszuweiten. Ein Vorschlag des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sehe vor, dass im gesamten Freistaat alle über 30 Monate alten Rinder auf TBC getestet werden. In den Landkreisen entlang der Alpenkette sollen es alle Rinder über 12 Monate sein.

Bauernhöfe, die infizierte Tiere im Bestand hatten, bleiben mindestens acht Wochen gesperrt. In dieser Zeit dürfen sie keine unbehandelte Milch und keine Rinder verkaufen. Aufgehoben wird die Sperre erst, wenn eine Nachuntersuchung bestätigt, dass der restliche Bestand TBC-frei ist.

Auch in anderen Allgäuer Landkreisen ist die Infektionskrankheit aufgetaucht. Im Ostallgäu wurden bislang 68 Betriebe untersucht. Nach Angaben des Landratsamtes in Marktoberdorf wurden auf 3 Höfen infizierte Tiere entdeckt. Bei 10 von 33 getöteten Tieren habe sich der Verdacht auf TBC bisher bestätigt. Im Unterallgäu wurden nach Angaben des Veterinäramtes schon 31 Tiere wegen TBC-Verdachts getötet.

Wo sich die Tiere angesteckt haben, ist unklar. Als sicher gilt, dass bei Rind und Rotwild die gleichen Bakterienstämme nachweisbar sind. Wie der Bayerische Jagdverband betont, lasse sich anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen aber nicht klären, ob der Erreger vom Rind auf das Rotwild oder umgekehrt übertragen wurde. Ungeklärt sei auch die Rolle, die Lecksteine auf den Alpen sowie das Futter spielen. «Die Infektionswege sind nicht erkennbar. Eine Schuldzuweisung in eine Richtung ist daher falsch», sagte der Geschäftsführer des Jagdverbands BJV, Joachim Reddemann. Er reagierte damit auf Forderungen nach einer drastischen Reduzierung des Rotwildes.

Der Verband verfolge die Situation mit Sorge und begleite daher engagiert den mit dem Umweltministerium vereinbarten Untersuchungsplan. Der sehe vor, im Jagd-Jahr 2013/2014 in den bayerischen Alpen 1.660 Hirsche auf TBC zu untersuchen. Im laufenden Jagd-Jahr wurden im südlichen Landkreis Oberallgäu etwa 470 Hirsche auf den Erreger untersucht. 18 seien positiv getestet worden. Darüber hinaus wurde ein infizierter Fuchs entdeckt. «Das ist eine sehr ernstzunehmende Befundlage», sagte Reddemann.
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