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24.01.2015 | 16:05 | Sensationsgeburt 

Robbennachwuchs in Sicht

Vilm/Greifswalder Oie - Die erste Geburt eines Kegelrobbenbabys vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns seit Jahrzehnten steht wahrscheinlich kurz bevor.

Robben
Robbennachwuchs in Sicht? Forscher haben eine trächtige Kegelrobbe auf der Greifswalder Oie ausgemacht. Sollte in den nächsten Tagen ein Junges geboren werden, wäre das ein wichtiger Meilenstein bei der Rückkehr der einst in der südlichen Ostsee ausgerotteten Tiere. (c) proplanta
Auf der Insel Greifswalder Oie (Mecklenburg-Vorpommern) befinde sich eine Gruppe von mehr als 20 Kegelrobben, von denen ein Tier trächtig sei, sagte der Wissenschaftliche Direktor für Meeresnaturschutz am Bundesamt für Naturschutz (BfN), Henning von Nordheim, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir sind uns ganz sicher, dass das Tier trächtig ist. Es ist deutlich dicker als die anderen Tiere und bewegt sich schwerfällig.» Der Wurf ist von Nordheim zufolge «jeden Tag» möglich.

Für die Wissenschaftler wäre ein vor der deutschen Ostseeküste geborenes Robbenbaby eine Sensation. «Eine Geburt sehen wir als Signal, dass die Tiere die Küstenregion als Lebensraum akzeptieren», sagte von Nordheim. Ende des 19. Jahrhunderts lebten in der Ostsee etwa 100 000 Kegelrobben, davon vermutlich nur wenige Hundert an der deutschen Küste. Durch Bejagung war der Bestand in der südlichen Ostsee bis in die 1920er Jahre ausgerottet worden. Wann genau das letzte Kegelrobbenbaby an der deutschen Ostseeküste geboren wurde, können die Forscher nicht mit Bestimmtheit sagen, weil es dazu nach Angaben des BfN keine belastbaren Aussagen gibt. 

In späteren Jahrzehnten hatte die hohe Schadstoffbelastung in der Ostsee durch giftige Chlorverbindungen einen Großteil der weiblichen Tiere unfruchtbar gemacht. Anfang der 1980er Jahre war der Bestand der Tiere in der ganzen Ostsee auf rund 5000 Tiere geschrumpft. An der Küste Mecklenburg-Vorpommerns wuchs der Bestand in den vergangenen 15 Jahren langsam an und hat sich inzwischen auf maximal 50 bis 60 Tiere stabilisiert. Kerngebiet ist das Areal um die Insel Rügen. An Schleswig-Holsteins Ostseeküste würden nur gelegentlich wandernde Tiere beobachtet. Auch vor Polen gebe es nur einige wenige Tiere ohne feste Liegeplätze. Auf der Halbinsel Hel betreiben die Polen eine Robben-Schaustation.

Robben bringen ihren Nachwuchs im Winter an Land zur Welt. Dort bleibt auch das Junge in den ersten Lebenswochen. Bislang gingen die Wissenschaftler aber davon aus, dass vor Mecklenburg-Vorpommern geeignete Liegeplätze mit «guter Rundumsicht» fehlen, wo die Tiere ungestört liegen, Fellwechsel betreiben und auch Nachwuchs zur Welt bringen können. Die nordöstlich zwischen Rügen und Usedom gelegene Greifswalder Oie, auf der der Verein Jordsand eine Vogelbeobachtungsstation betreibt, sei der ideale Ort zur natürlichen Wiederansiedlung der Meeressäuger, sagte von Nordheim.

Der Leiter der Vogelbeobachtungsstation, Mathias Mähler, hatte das trächtige Tier aus etwa 50 Meter Entfernung fotografiert. Die Bilder wurden vom Bundesamt für Naturschutz ausgewertet. Schon im vergangenen Jahr habe er ein trächtiges Weibchen beobachtet, das allerdings nach starken Ostwinden von der Oie abgewandert sei, sagte Mähler. Ein Kegelrobbenbaby sei nie beobachtet worden. Deshalb sind auch in diesem Winter die Erwartungen noch gedämpft.

Der Bestand an Kegelrobben in der gesamten Ostsee wird aktuell vom BfN auf rund 30 000 Tiere geschätzt. Die Art ist durch die Helsinki-Kommission zum Schutz der Meeresumwelt (Helcom) und das deutsche und europäische Naturschutzrecht streng geschützt. (dpa)
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