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06.02.2014 | 11:02 | Verbreitung der Vogelgrippe 

Rückreisewelle nach Neujahrsfest in China birgt Gefahren

Changsha - «Ich muss aber unbedingt nach Peking», sagt der Mann mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck vor dem Ticketschalter in der südchinesischen Stadt Changsha.

Rückreisewelle in China
(c) proplanta
«Alles ausverkauft! Nächster!», ruft ihm jedoch die Bahnangestellte am Mittwoch von der anderen Seite der Glasscheibe entgegen. Rund 1.600 Kilometer liegen zwischen Peking und Changsha. Die Fahrt zur Familie ist ein Muss an Chinas Neujahrsfest.

Aber nach den Festtagen in der Heimat ist am Freitag für Millionen Beamte und Angestellte der erste Arbeitstag. Eine gewaltige Völkerwanderung zurück in Chinas Großstädte beginnt.

Zum Ende der Neujahrsfeiertage arbeiten Chinas Züge, Busse und Flugzeuge am Limit. Die Verkehrsbehörden erwarten, dass es in diesem Jahr während der 40-tägigen Hauptreisezeit insgesamt 3,6 Milliarden Reisen mit Bahn, Bus, Flugzeug und Auto geben wird. Vor rund 20 Jahren waren es erst 800 Millionen Reisen.

Dank des starken Ausbaus der Schnellzugstrecken kann die Bahn die Menschenmassen besser bewältigen. Aber trotz Sonderzügen und zusätzlichen Angeboten der Fluggesellschaften sitzen jedes Jahr Tausende Menschen tagelang fest, weil sie keine Tickets mehr bekommen haben.

Die Angestellte eines Reisebüros an Changshas Südbahnhof zuckt nur mit den Achseln: «Ein Ticket nach Peking? Keine Chance!» Die seien bereits seit Wochen ausverkauft. Die rund 1600 Kilometer bis zur Hauptstadt seien für Busse zu weit, und selbst Flugtickets kaum noch zu bekommen. Wer Glück hat, kann noch ein storniertes Zugticket ergattern. Aber selbst die Plätze in der besten Klasse in den luxuriösen Schnellzügen für rund 2.000 Yuan (244 Euro) sind innerhalb von Sekunden auf dem Onlineportal der Bahn vergriffen.

Herr Xie hat es trotzdem geschafft. Der 31 Jahre alte Angestellte eines Bauunternehmens hatte in seiner Verzweiflung auf dem Schwarzmarkt ein Ticket nach Peking gekauft. «Es gab keine Alternativen mehr. Dafür musste ich neben dem Ticketpreis noch 110 Yuan (13 Euro) für den Händler bezahlen», sagt er, als er sich im Schnellzug in seinen Sitz fallen lässt.

Besonders schwer haben es jedoch Chinas Wanderarbeiter, die auch im Notfall nur wenig Geld für Tickets bezahlen können. «Die meisten der 260 Millionen Wanderarbeiter würden für ihre Reise zum Neujahrsfest Himmel und Hölle in Bewegung setzen», schreibt die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Ihnen bleiben auf den tagelangen Fahrten oft nur noch die Restkarten ohne Sitzplatz. In der Not wird in vielen Zügen selbst aus einem Waschbecken auf der Toilette noch eine Sitzgelegenheit.

Aber genau das macht Chinas Gesundheitsbehörden Angst. Seit Anfang des Jahres gibt es eine neue Infektionswelle mit der Vogelgrippe H7N9. Alleine am Mittwoch stieg die Zahl der Patienten mit dem Erreger um zehn auf insgesamt 120 Infizierte seit Anfang Januar an. Mindestens 26 Menschen sind in diesem Jahr bereits an H7N9 gestorben.

Experten schlagen Alarm. Nur strenge Kontrollen von Geflügel könnten das Virus wirksam eindämmen, sagte kürzlich der Chef-Epidemiologe von Chinas Zentrum für Seuchenbekämpfung, Zeng Guang. Denn bisher gilt der Kontakt zu Vögeln als die Hauptursache für die Infektionen mit H7N9. Aber zum Neujahrsfest gehört Geflügel zur traditionellen Speisekarte, am besten frisch geschlachtet.

Aber es hat in seltenen Fällen auch schon eine Übertragung von Mensch zu Mensch gegeben, warnen Experten. Und in vollen Zügen und Bussen könnte das Risiko einer Ansteckung weiter steigen. Chinas Gesundheitsbehörden haben die Bürger aufgerufen, sich bei Fieber und Kontakt zu Geflügel umgehend im Krankenhaus auf H7N9 testen zu lassen.

Die Ergebnisse werden oft jedoch erst Tage später veröffentlicht. Ob die Horrorszenarien von einer enormen Ausbreitung des Virus wahr werden, können erst die kommenden Tage zeigen. (dpa)
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