Deutschlands Giftnotrufzentralen hätten im vergangenen Jahr mehr als 700 Unfälle mit giftigen Haustieren verzeichnet, begründete Wildlife- Sprecherin Sandra Altherr am Donnerstag in München die Forderung. In fast 60 Prozent dieser Fälle seien
Giftschlangen die Ursache gewesen.
«Angesichts der rund 250.000 Riesen-, 100.000 Giftschlangen und einer unbekannten Zahl Krokodilen, Skorpionen und Giftfischen unter deutschen Dächern ist dringend ein Halteverbot für gefährliche Tiere erforderlich.»
Der Markt mit exotischen Tieren boome in Deutschland, hieß es weiter in der Mitteilung der Tierschutz-Organisation. Allein am Frankfurter Flughafen seien im vergangenen Jahr mehr als 940.000 Reptilien, Amphibien, Skorpione und Spinnen importiert worden. «Je gefährlicher, desto beliebter: Immer mehr geltungssüchtige Halter wollen sich statt mit Pitbulls nun mit Kobra & Co. aufwerten», kritisierte Altherr. Wenn es dann zu Unfällen komme, seien meistens Kinder die Opfer. «Uns sind Fälle bekannt, bei denen sechs Monate alte Babys von Vogelspinnen oder Dreijährige von Schlangen gebissen wurden.»
Die Haltung gefährlicher Tiere sei in Deutschland bislang völlig unzureichend geregelt: Nur 6 der 16 Bundesländer hätten überhaupt Regelungen, die zudem völlig unterschiedlich und unzureichend seien, kritisierte Altherr. «Jedermann kann sich über Börsen, Internet oder Kleinanzeigen die gefährlichsten Tiere besorgen. Selbst Arten, deren Gift binnen weniger Minuten tödlich sein kann - wie Schwarze Mamba, Königskobra oder Texas-Klapperschlange - werden in deutschen Wohnungen gehalten», bemängelte die Wildlife-Expertin.
Inzwischen würden an nahezu jedem Wochenende irgendwo in Deutschland Tierbörsen abgehalten. So finde am 15. September in Hamm/Westfalen erneut die größte Reptilienbörse Europas statt, auf der zehntausende Tiere an einem Tag den Besitzer wechseln - darunter auch Krokodile, großwüchsige Warane, Giftschlangen und Skorpione. (dpa)