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04.12.2019 | 09:24 | Totes Wildschwein bei Grimma 

Sachsen rüstet gegen Afrikanische Schweinepest auf

Grimma - Der Countdown läuft. Gerade noch gut 40 Kilometer, dann hat die Afrikanische Schweinepest (ASP) Deutschland erreicht.

Totes Wildschwein bei Grimma
Die Afrikanische Schweinepest kommt von Polen aus immer näher - und Sachsen wappnet sich. Die Suche nach toten Wildschweinen in einem Wald bei Grimma ist Teil zwei einer viertägigen Großübung. Fast noch wichtiger aber ist die Vorbeugung. (c) proplanta
Mit Sorge blickt Sachsen in Richtung Polen auf die sich verringernde Distanz - und wappnet sich zugleich für die Ernstfall. «Es ist nicht mehr die Frage, ob die Afrikanische Schweinepest kommt, sondern wir stellen uns die Frage, wann», sagt Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) am Dienstag im Thümmlitzwald bei Grimma (Landkreis Leipzig).

Dort wird eine viertägige Notfallübung fortgesetzt. Obwohl bereits seit dem Frühjahr geplant, ist sie aktueller denn je. Denn nach Angaben aus Polen wurde ein infiziertes Wildschwein in der Nähe von Nowogrod Bobrzanski gefunden - 42 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Nach Angaben von Sabine Christochowitz, Leiterin des Referats für Tierseuchenbekämpfung im sächsischen Sozialministerium, ist die Einrichtung einer deutsch-polnischen Task Force geplant. Sie rechne damit, dass die Arbeitsgruppe noch vor Weihnachten zusammengestellt wird.

Sachsen probt seit Montag den Ernstfall. Nach der Aktivierung des Landestierseuchenbekämpfungszentrums und der Einrichtung eines Krisenstabes wird nun das Auffinden, Bergen und Beseitigen toter Wildschweine trainiert. «Ich gehe davon aus, dass wir gut vorbereitet sind, wenn die Seuche ausbricht», sagt Ministerin Klepsch.

Der Boden ist vom morgendlichen Regen aufgeweicht und matschig. Links und rechts der Straße sind Suchtrupps unterwegs: auf der einen Seite als reine Menschenkette, auf der anderen mit Unterstützung von acht Spürhunden. Dazu steigt eine Drohne mit einer Wärmebild- und einer leistungsstarken Videokamera auf. Ihr Ziel: Das Aufspüren von sechs toten Wildschweinen, die im Unterholz versteckt wurden. «Alle Teams müssten etwas finden», sagt Amtstierärztin Asja Möller.

Die Ausbreitung der für Menschen ungefährlichen Seuche ist nach Überzeugung von Regina Kraushaar menschengemacht. Die Staatssekretärin im Sozialministerium leitet den rund 20-köpfigen Krisenstab. Unachtsame Auto- und vor allem Lkw-Fahrer würden auf Rastplätzen ihre Stullen wegwerfen - ein gefundenes Fressen und Infektionsquelle für die Wildschweine.

An den Transitautobahnen würden daher Hinweisschilder installiert und kontrolliert sowie Mülltonnen aufgestellt, die Tiere nicht öffnen können. Dass Wölfe oder Vögel als Überträger infrage kommen, dafür gebe es keinen gesicherten Erkenntnisse, sagt Sabine Christochowitz.

Als Erste sind die Hunde erfolgreich. Unter Bruchholz in einer Senke liegt das tote Wildschwein. Mit rot-weißem Flatterband wird die Fundstelle markiert und abgesperrt. Ein dreiköpfiges Team in weißen Schutzanzügen birgt das Fallwild, verlädt es auf einen Schlitten und anschließend per Seilwinde auf einen Pick-up. Später landet das Tier im eingezäunten Kadersammelpunkt in einer roten Mülltonne.

«Uns geht es darum, keine Panik zu verbreiten, sondern gut vorbereitet zu sein. Für den Fall, dass ASP in Sachsen gefunden wird, müssen die Mechanismen gut funktionieren», sagt Barbara Klepsch. Wichtig sei, dass im Nachgang von Fachleuten alles ausgewertet werde, um eventuelle Schwachstellen zu identifizieren. «Was ich erkennen kann, arbeiten die Behörden gut Hand in Hand», bilanziert sie.

Die Übung wird am Mittwoch im Landkreis Bautzen mit dem Aufbau eines Elektro-Wildabwehrzauns fortgesetzt. Zum Abschluss am Donnerstag soll in Dresden die Tötung eines befallenen Hausschweinebestandes simuliert werden. «So realitätsnah wie hier - das ist erstmalig in Deutschland», sagt Krisenstabsleiterin Kraushaar.
dpa/sn
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