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27.07.2020 | 00:42 | Wölfe in Hessen 

Schäfer fordern verbindliche Hilfszusagen beim Schutz vor Wölfen

Wiesbaden - Hessens Schäfer schlagen wegen den Attacken der sesshaften Wölfin in Nordhessen Alarm.

Wolfsmanagement
Seit es sesshafte Wölfe in Hessen gibt, haben sich die Sorgen der Schäfer nochmals verstärkt. Für den Interessenverband reichen die bestehenden Schutzmaßnahmen nicht aus. (c) proplanta
Es gebe Hinweise, dass das Tier für über mehr als 20 Risse von Nutztieren verantwortlich sei, sagte der Sprecher des Landesverbandes für Schafzucht- und -haltung, Burkhard Ernst, der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. «Diese sesshafte Wölfin überwindet den Mindestschutz unserer Zäune. Wir merken, dass das nicht reicht.»

Die Schäfer hätten bereits beim hessischen Agrar- und Umweltministerium um ein erneutes Gespräch und Hilfe gebeten, berichtete Ernst. Bislang habe es aber noch keine Reaktion darauf von den Verantwortlichen in Wiesbaden gegeben.

Da die Wölfin offenbar gelernt habe, Zäune zu überwinden, müsse es einen flächendeckenden Mindestschutz für die Schafhalter geben. Die Wölfin ist seit April in Nordhessen sesshaft. Sie wird wegen ihres Territoriums im Umkreis des Stölzinger Gebirges auch «Stölzinger Wölfin» genannt.

Es gebe bislang die Vorgabe für mobile Zäune für eine Höhe 90 Zentimetern. Dazu müssen diese Zäune nach Angaben des Verbandssprechers unter Strom gesetzt sein. Für Festzaunanlagen gilt eine Höhe 1,20 Metern. Diese fest installierten Zäune müssen auch noch einen sogenannten Untergrabschutz etwa mit einem Betonfundament haben.

«Diese Auflagen sind für alle erwerbsmäßigen Schäfer - davon haben wir aber nur noch etwa 70 in Hessen - bindend», sagte Ernst. «Allerdings haben wir die Situation, dass es eine sehr klein strukturiert Landschaft unter den Weidetierhaltern in Hessen gibt.»

Der durchschnittliche Schafhalter im Land habe 23 Schafe. Das Hauptproblem beim Wolfsschutz seien deshalb die vielen Kleinschafhalter. «Wir haben etwa 4.500 Schafhalter in Hessen, die weniger als 30 Schafe haben.» Diese hätten oft ein Festweidesysteme aus Maschendraht hinter dem Haus oder um die Dörfer herum.

Das Nachrüsten dieser Systeme sei aufwendig und teuer, erklärte der Sprecher. Dafür würde auch zu wenig Anreize geboten. «Wir haben das Gefühl, dass die Erwerbsschafhalter mit den Kleinschafhaltern in ein Boot gesteckt werden. Aber das Boot wird sinken, wenn nicht alle den Mindestschutz einhalten.» Der Verband forderte als Konsequenz aus den neuen Wolfsvorfälle eine bessere Verbindlichkeit bei den Schutzmaßnahmen. «Jetzt haben wir eine Wölfin, die trotz der Maßnahmen übergriffig ist. Wir erwarten, dass daraus Konsequenzen gezogen werden.»

«Mir als Weidetierhalter ist es egal, ob das Tier gefangen und in den Tierpark gesteckt oder geschossen wird», betonte Ernst. Es sollte aber zu einer «Entnahme» kommen. Das gelte vor allem auch, damit das Tier keine Nachkommen bekommen und diesen dann das Überwinden der Zäune beibringen könne.

Der Landesverbandes für Schafzucht- und -haltung erwarte nun vom hessischen Wolfsmanagement, dass endlich ein Grundschutz für jede Weidetierart und die maximal erträglichen Herdenschutzmaßnahmen für die Weidetierhalter definiert werden. Die Weidetierhaltung brauche verbindliche Aussagen, um auch in der Zukunft Weidetierhaltung auf erträglichem Niveau betreiben zu können.

Auch der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bauernverband fordern einen konsequenten Herdenschutz und mehr Unterstützung für die Schäfer vom Land. Umweltstaatssekretär Oliver Conz hatte dagegen jüngst versichert, dass das Land die Schäfer mit ihren Sorgen wegen der Wölfe in Hessen nicht alleine lassen werde. Es seien in diesem Jahr bereits die Förderung erhöht und eine Weidetierprämie eingeführt worden.

Nach der Sommerpause sollen mit den Tierhalten und weiteren Verbänden der Entwurf des neuen Wolfsmanagementplan erörtert und weitere Förderinstrumente zum Schutz der Tiere vorgestellt werden.

Wolfsichtungen




dpa/lhe
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