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15.04.2022 | 13:06 | Schafhaltung 

Schäfer trotz guter Nachfrage nach Lammfleisch besorgt

Hannover - Trotz eines Höhenflugs bei Preisen für Schlachtlämmer blicken Schäferinnen und Schäfer in Niedersachsen eher mit Sorgen in die Zukunft.

Schafhaltung
Schafe gehören zu Niedersachsens Heide-, Deich- und Moorflächen. Ohne die Tiere könnte man diese Landschaften kaum erhalten. Inzwischen gibt es auch eine gute Nachfrage nach Lammfleisch - aber die Situation für Tierhalter ist trotzdem nicht gut. (c) proplanta
Vor allem der in vielen niedersächsischen Regionen inzwischen heimisch gewordene Wolf belaste die Betriebe, sagten Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung, und Joachim Rehse, Vorsitzender des Landesschaftzuchtverbandes Niedersachsen. Im vergangenen Jahr sind die Erzeugerpreise für Schlachtlämmer laut Landwirtschaftskammer um 24 Prozent gestiegen - auch für dieses Jahr erwarten die Experten eine gute Preisentwicklung.

Dem von Tierschützern oft vorgetragenen Argument, dass ein guter Herdenschutz Weidetiere vor dem Wolf schütze, widersprechen beide. «Es gibt keinen vollständigen Herdenschutz gegen die Wölfe», betonte Rehse. «Schafhalter haben die Haltung aufgegeben aufgrund der großen Wolfsproblematik», sagte Schmücker. Beide fordern eine Bejagung des Wolfs.

Der notwendige Herdenschutz bedeute für die Schafhalter vor allem einen deutlich gestiegenen Aufwand, sowohl für den Bau von Zäunen als auch für das Halten von Herdenschutzhunden. Ein Herdenschutzhund verursache 2.400 Euro an Unterhaltskosten, sagte Schmücker. Wer für eine große Herde zehn Tiere benötige, müsse zusätzliche Kosten von mehr als 20.000 Euro im Jahr schultern. «Das kann man durch die Produktion gar nicht mehr auffangen», betonte er.

Wer sehen wolle, wie ein guter Zaun gegen Wölfe aussehe, müsse in Hagenbecks Tierpark nach Hamburg oder in den Osnabrücker Zoo gehen, sagte Rehse. Dort würden die Wölfe am Ausbruch gehindert - und was gut gegen den Ausbruch sei, sei auch gut gegen den Einbruch. «Aber wollen wir unsere Landschaft wirklich mit solchen großen Zäunen zubetonieren?», fragte Rehse. Solche Anlagen würden auch andere Tierarten daran hindern, durch die Landschaft zu ziehen.

Der Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen lehnt indes eine Bejagung weiterhin ab. Der Wolf sei nach wie vor eine bedrohte Art, sagte Pressesprecher Matthias Freter: «Ausschlaggebend sind nicht die Bestandszahlen in einzelnen Bundesländern, sondern in ganz Deutschland.» Der Nabu sei überzeugt, dass guter Herdenschutz sehr wohl die Weidetiere vor den Wölfen schütze, das zeige das Nabu-Projekt «Herdenschutz für Niedersachsen».

Trotz aller Sorgen um den Wolf hat sich zuletzt die Bestandszahl der Schafe in Niedersachsen wieder erhöht. Das liege an einer Weidetierprämie, die das Umweltministerium im vergangenen und diesem Jahr zahle, sagten Rehse und Schmücker. Die Prämie solle demnächst von Neuregelungen in der gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) ersetzt werden, bei der Zahlungen für Umwelt- und Naturschutzleistungen der Landwirte erhöht, die rein flächenbezogenen Subventionen hingegen gekürzt werden sollen.

Diese Leistungen machen allerdings die Betriebe nicht reich, sondern seien dringend notwendige Einkommensbestandteile, sagte Rehse. «Wenn wir allein ohne Zuschüsse klarkommen müssten und ohne Gelder aus der öffentlichen Hand für Deichpflege oder Landschaftspflege, dann hätten wir ein Problem, dass wir die Schafhaltung überhaupt am Leben erhalten können.»
dpa/lni
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