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02.10.2022 | 12:08 | VEZG-Notierung 

Schlachtschweinemarkt am Wendepunkt

Bonn - Am deutschen und europäischen Schlachtschweinemarkt hat sich die Marktlage eingetrübt. Das Angebot schlachtreifer Tiere nimmt zu, und diese werden bei kühleren Temperaturen auch wieder schwerer an die Schlachtstätten geliefert

Schlachtschweinenotierung
Angebot an schlachtreifen Tieren nimmt europaweit zu - Am Fleischmarkt sind höhere Schweinefleischpreise nicht durchzusetzen - Trotz eines vergleichsweise geringen Lebendangebots nimmt der Druck auf Schlachtschweinenotierungen zu. (c) proplanta
Am Fleischmarkt wird die Nachfrage meist als verhalten beschrieben, und die Preise beginnen zu bröckeln. Vor diesem Hintergrund hat die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am vergangenen Mittwoch (28.9.) ihre Leitnotierung für Schlachtschweine um 10 Cent auf glatt 2,00 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) zurückgenommen.

Das war der erste Rückgang seit Mitte Mai. Laut VEZG haben die Schlachtunternehmen im Vorfeld der Notierung spürbaren Druck für eine Preissenkung gemacht. Neben den unzureichenden Margen im Fleischverkauf wurde von der „roten Seite“ auch mit einem zunehmenden Lebendangebot argumentiert, welches bei zu hohen Ankaufspreisen nicht ins Geld zu bringen sei. Erschwerend kam für die Erzeugerseite hinzu, dass mit dem Tag der Deutschen Einheit ein Schlachttag wegfällt und am 5. Oktober die Transportverbote in der niedersächsischen Sperrzone der Afrikanischen Schweinepest (ASP) aufgehoben werden.

Dann stehen einige zehntausend zusätzliche Schweine zur Vermarktung an. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sprach nach dem Notierungsrückgang von einem „verheerenden Signal“ für die Schweinhalter. Damit würden sich bei hohen Produktionskosten die finanziellen Verluste vergrößern und weitere Betriebe aufgeben.

Auch die Schlachtunternehmen und alle weiteren Akteure der Wertschöpfungskette würden mit Kostensteigerungen kämpfen, und natürlich bestimmten Angebot und Nachfrage den Preis. „Trotzdem ist ein solcher Preisdruck der Schlachtunternehmen in dieser Situation nicht nachvollziehbar, zumal sie damit ihre eigene Versorgungsgrundlage mit dem Rohstoff Schwein für die Zukunft weiter gefährden“, gab ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack zu bedenken.

Preisdruck nimmt zu

In anderen Ländern der Europäischen Union war die Marktentwicklung ähnlich. Es kam mehr Druck auf, weil jahreszeitlich das Schlachtschweineangebot zunimmt, während der Fleischmarkt aufgrund der inflationsbedingt schwindenden Kaufkraft der Verbraucher nicht rund läuft. In Österreich konnten laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) zwar alle schlachtreifen Tiere vermarktet werden, doch musste auch dort die Leitnotierung um 10 Cent auf 2,09 Euro/kg SG gesenkt werden.

In Belgien gaben die Schlachtschweinepreise bereits zuvor um einige Cent nach und wurden in der vergangenen Woche um bis zu 7 Cent/kg Lebendgewicht (LG) nach unten gedrückt. Auch für die Niederlande werden deutliche Abschläge für die Auszahlungspreise in dieser Woche erwartet. In Frankreich konnte die Notierung am Marché du Porc Breton dagegen im Vorwochenvergleich noch einmal leicht um 0,4 Cent auf 2,053 Euro/kg SG zulegen.

Dortige Analysten erwarten jedoch bald ein Ende des seit Mitte Juni anhaltenden Preisanstiegs, auch wenn das Schlachtaufkommen gegenwärtig um 4 % unter dem Vorjahresniveau liegt. Ebenfalls um 0,4 Cent/kg LG legte die italienische Notierung zu, doch gelang es dort zuletzt nicht mehr, die höheren Schlachtschweinepreise am Fleischmarkt wieder reinzuholen. Unverändert blieben zuletzt der Ankaufspreis bei Danish Crown und auch die Leitnotierung am spanischen Mercolleida. Dort wurde berichtet, dass der Schweinefleischexport in einige Drittländer an Tempo verloren habe, da die Kunden auf niedrigere Angebotspreise warteten.

EU-Preisanstieg beendet

In der gesamten EU konnten sich die Schlachtschweinepreise in der Woche zum 25. September noch behaupten; die seit Mai anhaltende Aufwärtsbewegung kam damit zu einem Ende. Laut Kommission wurden für Tiere der Handelsklasse E im Mittel aller Mitgliedstaaten 211,58 Euro/100 kg SG gezahlt; das entsprach dem Vorwochenniveau. Im Vorjahresvergleich erhielten die Mäster 54,5 % mehr Geld für ihre Tiere.

In der Berichtswoche wurden Preiszuwächse zwischen 0,2 % und 1,3 % unter anderem aus Spanien, Frankreich, Bulgarien Ungarn und Österreich gemeldet. In Deutschland, den Niederlanden und Portugal blieben die Auszahlungsleistungen der Schlachtunternehmen stabil. Zu moderaten Abzügen bis maximal 0,6 % kam es laut Kommission dagegen in Belgien, Tschechien, Dänemark, Slowenien und Polen. Der stärkste Rückgang der Schlachtschweinepreise wurde aus Lettland und Litauen mit Abzügen von 1,5 % beziehungsweise 1,7 % gemeldet.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 19. bis 25.9.2022)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 19. bis 25.9.2022)
AgE
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