In Deutschland setzte die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch (24.8.) ihre Leitnotierung um 5 Cent auf 2,05 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) herauf; das ist das höchste Niveau seit mehr als 20 Jahren. Zuvor hatte die Notierung lediglich im März 2001 einmal kurzfristig mit 2,15 Euro/kg höher gelegen; damals hatten Marktverwerfungen aufgrund der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (
BSE) und der
Maul- und Klauenseuche (
MKS) dafür gesorgt.
Laut VEZG wird das aktuell sehr kleine Schweineangebot lebhaft von der Schlachthofseite nachgefragt. Der Bedarf an Tieren ist laut Analysten zuletzt gestiegen, da Urlaubsrückkehrer die Fleischnachfrage beleben und nach dem Ende der Betriebsferien der Wurst- und Fleischwarenhersteller mehr Rohstoff benötigt wird.
Auf der Angebotsseite stehen jedoch aufgrund der Bestandsabstockungen und Betriebsaufgaben kaum genügend schlachtreife Tiere zur Verfügung, zumal die
Hitzewelle die Schweine nur verzögert wachsen lässt. Laut der
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (
BLE) wurden in der Woche zum 21. August lediglich rund 718.000 Schweine in den meldepflichtigen Unternehmen geschlachtet; in der Vorjahreswoche waren es noch 840.000 gewesen.
Durch den starken Produktionsrückgang ist auch der
Fleischmarkt nicht mehr so reichlich wie im Frühjahr versorgt; im Verkauf von Teilstücken ließen sich Preisaufschläge durchsetzen. Nach Angaben des Verbandes landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) sind die Schweineschlachtungen in Österreich im bisherigen Jahresverlauf wegen fehlender Tiere um rund 6 % im Vorjahresvergleich gesunken, aktuell sei der Markt für schlachtreife Schweine wie „leergefegt“. Am Fleischmarkt belebe sich das Geschäft, und der Leitpreis des VLV wurde um 3 Cent auf das neue Allzeithoch von 2,16 Euro/kg SG angehoben.
Kein Rekordpreis in DänemarkIn Frankreich überwand die Notierung am Marché du Porc Breton am Montag vergangener Woche erstmals die Marke von 2 Euro und legte am Donnerstag um weitere 1,7 Cent auf den neuen Rekordwert von 2,018 Euro/kg SG zu. Noch nicht eingerechnet sind hier verschiedene Zuschläge von etwa 14 Cent/kg, die den Schweinevermarktern zusätzlich gezahlt werden.
In Frankreich trifft das ebenfalls kleine Lebendangebot auf eine zunehmende Nachfrage, denn die großen Einzelhandelsketten brauchen Ware für die zum Ende des Sommerurlaubs üblichen Verkaufsaktionen. Auch in Belgien und den Niederlanden mussten die
Schlachtunternehmen zuletzt tiefer in die Tasche greifen und Aufschläge von mehreren Cent zahlen.
Die Preise für Mastschweine sind dort ebenfalls, abgesehen von der Sondersituation im März 2001, auf ein Allzeithoch gestiegen. In Spanien und Italien sind aufgrund der extrem hohen Temperaturen schlachtreife Tiere besonders knapp; die Schlacht- und Zerlegkapazitäten können nicht ausgelastet werden. Dort läuft der Anstieg der Erzeugerpreise schon seit Sommerbeginn, da Touristen die Fleischnachfrage ankurbelten.
Entsprechend hoch sind die
Schlachtschweinepreise bereits. Vorige Woche ging es in Italien um 1,8 Cent/kg LG nach oben; am Mercolleida stieg die Notierung um 0,7 Cent auf 1,714 Euro/kg LG.
Danish Crown erhöhte seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine zuletzt um umgerechnet 4 Cent auf einen Basiswert von 1,65 Euro/kg SG. Dieser hatte in Zeiten florierender Exporte nach China im Frühjahr 2020 aber schon über der Marke von 1,90 Euro gelegen, so dass in Dänemark ein neuer Rekord noch ein Stück entfernt ist.
EU-Preis über 2 EuroIm EU-Durchschnitt hatten die Schlachtschweinepreise in der Woche zum 21. August einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Nach Angaben der
EU-Kommission mussten für Tiere der Handelsklasse E im Mittel aller Mitgliedstaaten 202,55 Euro/100 kg SG gezahlt werden; das waren 4,78 Euro oder 2,4 % mehr als in der Vorwoche.
Da die aktuellen Notierungszuwächse hierbei noch nicht berücksichtigt sind, wird der jetzt erstmals über der Marke von 200 Euro liegende Durchschnittpreis für 100 kg SG seinen Rekord noch ausbauen können. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass auch die
Produktionskosten der
Tierhalter auf sehr hohem Niveau liegen, so dass die
Rentabilität in der
Schweineproduktion weit von Rekorden entfernt ist, sofern sie denn überhaupt vorhanden ist.
In der Berichtswoche wurden laut Kommission aus Lettland mit 8,4 % sowie aus Belgien und Litauen mit jeweils mehr als 6 % die stärksten Preisanstiege gemeldet. In Kroatien und Luxemburg erhöhten die Schlachtunternehmen ihre Auszahlungspreise um jeweils gut 4 %. Die
Mäster in den Niederlanden, Ungarn, Polen, Rumänien und Deutschland bekamen ihre Tiere zwischen 3,0 % und 3,6 % besser bezahlt; in Österreich belief sich der Zuschlag auf 2,7 %.
Moderater verlief der Preisanstieg in einer Spanne von 1,7 % bis 2,0 % in Dänemark, Tschechien, Finnland und Frankreich. Einziges Land mit nachgebenden Preisen für Schlachtschweinen war laut der Kommission Schweden mit einem Abschlag von 1,4 %.