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20.03.2012 | 07:02 | Schaf-Virus 

Schmallenberg-Virus in 1.000 deutschen Ställen

Riems/ Greifswald - Das vor vier Monaten entdeckte, für Rinder, Schafe und Ziegen gefährliche Schmallenberg-Virus ist inzwischen in 1.000 deutschen Betrieben nachgewiesen worden.

Schafe
(c) proplanta
Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI) auf der Insel Riems bei Greifswald meldete am Montag 160 Rinder-, 799 Schaf- und 41 Ziegenhaltungen, in denen der Erreger nachgewiesen wurde.

Mit einer weiteren Zunahme sei zu rechnen, da weiter Lämmer und Kälber geboren würden, deren Mütter sich im letzten Jahr ansteckten, sagte FLI-Präsident Thomas Mettenleiter am Montag. Betroffen sind alle Bundesländer bis auf Bremen.

Ein Impfstoff werde wegen der für die Zulassung notwendigen längeren Erprobungsphase auch an trächtigen Tieren nicht vor 2013 zur Verfügung stehen können, sagte Mettenleiter. Schon dieser Termin sei ein «sehr ehrgeiziges Ziel».

Es gebe Fortschritte bei der Erforschung und Diagnostik des Erregers, der während der Trächtigkeitsphase zu starken Missbildungen bei den Föten und zu Totgeburten führt. «Ein massentauglicher Test für den Nachweis von Antikörpern wird wohl in Kürze zur Verfügung stehen.»

Mit dem von französischen Forschern entwickelten Test werde der Nachweis deutlich erleichtert. «Bisher konnten wir das Virus nur direkt nachweisen - entweder in der akuten, rund einwöchigen Erkrankungsphase bei erwachsenen Tieren oder bei missgebildetem Nachwuchs», sagte der Virologe. Der Test ermögliche es nun, auch ehemals infizierte Tiere anhand der gebildeten Antikörper zu erkennen.

Die angekündigte Meldepflicht für das Schmallenberg-Virus soll am 30. März im Bundesrat formal beschlossen werden. In der Praxis gingen schon jetzt tagesaktuelle Meldungen von Ländern und Behörden beim FLI ein, wie ein Sprecher des Bundesagrarministeriums in Berlin sagte.

Deutschland setze sich weiter für eine EU-weite Meldepflicht ein. Dies solle eine genauere Beobachtung gewährleisten und wäre auch Grundlage für mögliche Entschädigungszahlungen.

Belgischen Forschern war es kürzlich gelungen, drei Mückenarten zu identifizieren, die das Schmallenberg-Virus übertragen. Es handelt sich um Arten, die auch die Blauzungenkrankheit übertragen hatten.

Wissenschaftler des FLI hatten zuvor hochaufgelöste Aufnahmen des Erregers, der 13.000 mal kleiner ist als ein Stecknadelkopf, präsentiert. Damit könne der Vermehrungszyklus des Erregers in befallenen Zellen genauer analysiert werden, Rückschlüsse auf die Ausbreitung im trächtigen Tier sowie die Übertragung auf den Fötus seien möglich, sagte Mettenleiter.

Von dem Erreger sind nach Angaben des FLI inzwischen acht europäische Länder betroffen, am stärksten Deutschland. Auch die Niederlande, Belgien, Großbritannien, Frankreich, Italien, Luxemburg und zuletzt Spanien meldeten Fälle.

Schafbetriebe berichten laut FLI von Verlustraten von bis zu 50 Prozent bei den neugeborenen Lämmern. Rinderzüchter beklagen wirtschaftliche Einbußen, die sich vorrangig aus den inzwischen auferlegten Exportbeschränkungen ergeben.

«Die wirtschaftlichen Schäden sind groß», sagte Hubert Cramer von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter in Bonn. Beziffern lasse sich der Schaden noch nicht, der sich aus dem Exportverbot für Rindersamen und Rinder ergebe. Mehrere Staaten haben Importverbote für Rinder, Ziegen und Schafe aus den betroffenen Ländern verhängt.

Russland, das zu den größten Abnehmern von Zuchttieren der Milchviehrasse Deutsche Holstein gehört, geht besonders weit: Moskau verhängte auch ein Importverbot für Schweine aus der Europäischen Union. Das Verbot sollte vom 20. März an gelten. Aus wissenschaftlicher Sicht sei ein Einfuhrverbot für Schweine nicht nachvollziehbar, da diese vom Erreger nicht betroffen seien, sagte Mettenleiter.

Sollte das Schmallenberg-Virus auch in diesem Jahr wieder massiv Tiere infizieren, können die Landwirte ihren Bestand nach Einschätzung des FLI kaum schützen. Die Trächtigkeitsphase könne über die Besamung bei Rindern und Belegung bei Schafen «raus aus der Zeit der höchsten Gnitzenaktivität» verlegt werden, erklärte eine FLI-Sprecherin. Zudem könne ein Insektenschutzmittel eingeschränkten Schutz vor Mückenstichen bieten. (dpa)
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