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15.08.2021 | 03:26 | VEZG-Notierung 

Schweinemarkt im Krisenmodus

Bonn - Am deutschen Schweinemarkt sind in der vergangenen Woche positive Entwicklungen ausgeblieben. Das im langjährigen Vergleich kleine Lebendangebot nimmt saisonal langsam wieder zu, ohne das ein Mehr an Schweinen benötigt würde.

Schweinepreis
Nachfrageimpulse am Schweinefleischmarkt lassen auf sich warten - Lebendangebot in Deutschland teilweise zu groß für den geringen Bedarf. (c) proplanta
Zu schwach ist laut Analysten derzeit die Nachfrage am Fleischmarkt. Die Vereinigung für Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) hielt dennoch ihre Leitnotierung für Schlachtschweine am Mittwoch (11.8.) mit 1,37 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) stabil.

Die letzte Senkung um 5 Cent/kg eine Woche zuvor hatte Marktbeobachtern zufolge zu einem ebenso hohen Rückgang bei den Teilstückpreisen geführt, ohne dass es dadurch nennenswerte Nachfrageimpulse gegeben hätte. Die Fleischvermarkter hoffen nun, dass mit der Rückkehr von Urlaubern wieder etwas mehr Zug in den Schweinefleischverbrauch kommt.

Doch die Negativmeldungen am Fleischmarkt reißen nicht ab. Seien es immer neue Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Ostdeutschland, eine drohende vierte Welle von Corona-Infektionen oder das Überangebot an Schweinefleisch auf dem EU-Markt durch fehlende Chinaexporte. Nun wurde bekannt, dass drei spanische Schlachtbetriebe für die Ausfuhr in die Volksrepublik gesperrt wurden, aus deren Sicht aus fadenscheinigen Gründen.

Dies verschärft die Absatzsituation beim größten EU-Exporteur zusätzlich, zumal dieses Jahr weniger Touristen die Nachfrage in Spanien beleben. Die Notierung am Mercolleida sank am vergangenen Donnerstag um 1,4 Cent auf 1,257 Euro/kg Lebendgewicht (LG). Es war der neunte Rückgang in Folge, wobei sich das Notierungsminus inzwischen auf 29,6 Cent/kg LG summiert. Das hat es in einem Sommer noch nicht gegeben, und die Marktbeteiligten blicken mit Sorge auf den Herbst, wenn die Zahl schlachtreifer Tiere und deren Gewichte wieder zunehmen dürften.

Zu großes Fleischangebot

Immer stärker in Schwierigkeiten gerät auch Danish Crown (DC). Der große dänische Fleischhersteller senkte seinen aktuellen Ankaufspreis für Schlachtschweine um umgerechnet 5,4 Cent auf 1,22 Euro/kg SG; das ist das niedrigste Niveau seit Ende März 2019. DC sprach von einem schwachen Verbrauch am EU-Binnenmarkt, auf dem ein zu großes Fleischangebot teilweise mit Kampfpreisen Käufer suche.

Mehr Frischfleisch als üblich werde angeboten, da weiter fallende Preise befürchtet würden. Durch den Preisverfall sei auch der Wert der Lagerware bei DC spürbar gesunken. In Österreich konnte sich dagegen bei einem ausgeglichenen Lebendmarkt die Schlachtschweinenotierung auf dem vorwöchigen Niveau von 1,59 Euro/kg SG halten. Dort hat der Export in Drittländer nicht so ein hohes Gewicht wie in Dänemark, und die Touristen sorgen zumindest regional dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) zufolge für einen gewissen zusätzlichen Absatz.

In Frankreich war der Markt weiterhin von einer sommerlichen Stabilität geprägt; die Notierung am Marché du Porc Breton verharrte die vierte Woche in Folge bei 1,345 Euro/kg SG. Auch in Belgien können die Schweinemäster diese Woche unveränderte - aber sehr niedrige - Preise einstreichen, wobei es immer noch verschiedenen Hauspreise bei den Abnehmern gibt. Ein Sonderfall blieb Italien, wo das sehr kleine Lebendangebot bei halbwegs normaler Nachfrage für einen weiteren Notierungsanstieg führte, der sich im Mittel der verschiedenen Gewichtsklassen auf 3,3 Cent/kg SG belief.

EU-Mittel unter 150 Euro

Im EU-Durchschnitt hatte sich in der Woche zum 8. August der Preisverfall am Schlachtschweinemarkt weiter fortgesetzt. Nach Kommissionsangaben wurden im Mittel der meldenden Mitgliedstaaten für Tiere der Handelsklasse E 148,56 Euro/100 kg SG gezahlt; das waren 1,44 Euro oder 1,0 % weniger als in der Vorwoche und rund 34 % weniger als vor genau einem Jahr.

In der Berichtswoche mussten die Mäster in Deutschland, Dänemark, Spanien, Portugal, Rumänien und den Niederlanden Abschläge zwischen 2,1 % und 3,1 % hinnehmen. Für Österreich und Luxemburg wurde ein geringeres Minus von jeweils 1,0 % ausgewiesen. Unverändert wurden Schweine in Frankreich und Finnland bezahlt.

Entgegen dem negativen EU-Trend erhielten die polnischen Erzeuger im Vorwochenvergleich einen Aufschlag von 2,1 %. In den baltischen Ländern Litauen und Lettland legten die Schlachtschweinepreise laut den Kommissionsangaben sogar um 5,0 % beziehungsweise 10,6 % zu.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 2. bis 8. August 2021)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 2. bis 8. August 2021)
AgE
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