Nach dem Auftauchen der
Tierseuche zum ersten Mal in Brandenburg gibt es inzwischen 29 bestätigte Fälle bei Wildschweinen, teilte das
Bundesagrarministerium am Mittwoch mit. Die Fundorte lagen innerhalb des gefährdeten Gebietes im Landkreis Spree-Neiße. Hausschweine in Deutschland sind nach den Angaben weiter nicht betroffen.
«Das Kerngebiet und das gefährdete Gebiet werden gezielt nach toten Wildschweinen abgesucht», sagte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Grüne). Solange infizierte
Wildschweine innerhalb des bestehenden Kerngebiets gefunden werden, ändere sich nichts an der Lage.
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (
CDU) unterstützt einen geplanten festen Zaun zu Polen, warnt aber vor zu hohen Erwartungen. «Ein Zaun kann helfen», sagte sie. Er sei ein Baustein der Vorbeugung, aber keine Garantie. «Deshalb ist es so wichtig, dass die Länder weitere wirksame Maßnahmen ergreifen».
Für die Finanzierung und Sicherung von Zäunen seien die Länder zuständig - möglich sei auch eine solidarische Finanzierung durch die Gesamtheit der Länder gemäß einem bestehenden Schlüssel. Die für Menschen ungefährliche Tierseuche ist auch Thema beim Treffen der Länder-Agrarminister an diesem Donnerstag und Freitag im Saarland.
Landesinnenminister Michael Stübgen (CDU) und die Staatssekretärin im Landes-Verbraucherschutzministerium, Anna Heyer-Stuffer, Leiterin des Landeskrisenstabes
Tierseuchenbekämpfung, besuchen am Donnerstag die neu eingerichtete technische Einsatzleitung in Eisenhüttenstadt.
Deren Aufgabe ist, im Auftrag des Landeskrisenstabes Maßnahmen vor Ort umzusetzen. Die Zusammenarbeit von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei, Veterinären und Verbänden soll damit zudem verbessert werden. Sitz des Landeskrisenstabes bleibt Potsdam.
«Wir warten ungeduldig auf den festen Zaun», sagte Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes, auf Anfrage. Landwirte und
Jäger hatten in den vergangenen Tagen nachdrücklich gefordert, beim Zaunbau mehr aufs Tempo zu drücken, um infizierte Wildschweine fern zu halten. Mobile Zäune werden nicht als ausreichend angesehen.
Bei der nächsten Sitzung des Landeskrisenstabes am kommenden Freitag wollen sie nach Angaben von Wendorff einen Katalog mit aus ihrer Sicht bislang unbeantworteten Fragen übergeben. «Es geht uns vorrangig um ein abgestimmtes Verhalten aller Beteiligten: von Land und den betroffenen Landkreisen», sagte er.
Nach den Angaben von Ministerin Nonnemacher werden weitere bestätigte Fälle der
Seuche erwartet. Derzeit sind in dem betroffenen Gebiet Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Drohnen im Einsatz. Zudem sind geschulte Suchtrupps und Hundestaffeln aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz im Gelände auf Kadaversuche unterwegs.
Unterdessen werden auch weitere Warnschilder entlang der Kernzone, die mittlerweile 150 Quadratkilometer umfasst, aufgestellt. Sie warnen vor dem Auftreten der Afrikanischen
Schweinepest bei Wildschweinen und dem Betreten der
Wälder und Felder.
Am 10. September war der bundesweit erste Fall bei einem toten Wildschwein in Schenkendöbern im Landkreis Spree-Neiße bestätigt worden. Für Menschen ist die Tierseuche ungefährlich.