Sinkende Preise, wenig staatliche Unterstützung: Immer wieder versuchen Schäfer auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen, werden jedoch kaum gehört. Jetzt zieht einer von ihnen mit 250 Tieren durch Berlin. Ein paar davon sollen sogar in der Hauptstadt bleiben. (c) proplanta
Knut Kucznik, Vorsitzender des Schafzuchtverbands Berlin Brandenburg, will rund 250 seiner Schafe im Tiergarten weiden lassen und dann ab 14.30 Uhr zum Hansaplatz ziehen. Dort sollen Schäfer aus ganz Deutschland bei einer Kundgebung die positive Wirkung ihrer Arbeit vorstellen, wie Kucznik erklärte. Fünf Schafe aus der Herde sollen nach der Kundgebung einen Monat auf dem Hansaplatz bleiben und von Schafpaten versorgt werden.
Durch den sinkenden Wollpreis und fehlende staatliche Unterstützung können laut Kucznik viele Schäfer kaum von ihrer Arbeit leben.
Schafherden werden in Deutschland vor allem zur Landschaftspflege von rund 430.000 Hektar Fläche eingesetzt. Sie erhalten dadurch Lebensräume für besondere Pflanzen und Insekten und verhindern eine Verwilderung der Flächen. Auch für den Küsten- und Hochwasserschutz sind Schafe nützlich, etwa indem sie auf Deichen den Boden festtreten. Laut Kucznik verbinden die Schafe Biotope miteinander.
Kleine Tiere wie Grashüpfer oder Schnecken, die sonst nicht auf andere Wiesen kommen, werden durch die Schafe verbreitet. Auch Pflanzensamen würden so verteilt. So werde die Artenvielfalt erhalten.
Die Schur der Schafe, die früher eine große Einnahmequelle der Schäfer war, bringt inzwischen kein Geld mehr ein. Der Wollkilopreis sei so stark gesunken, dass die Schur mehr koste, als die
Wolle einbringe, heißt es in der Mitteilung zu der Aktion. Laut Kucznik könnte die Wolle - neben der Textilproduktion - jedoch auch als ökologischer Dämmstoff, Pflanzsubstrat oder als Filter verwendet werden. Neben einem besseren Preis für ihre Produkte würde den Schäfern auch eine staatliche Kopf-Prämie für Schafe helfen, sagte Kucznik.