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29.07.2011 | 14:00 | Schweinemarkt 

Stimmung am Schlachtschweinemarkt trübt sich weiter ein

Schwäbisch Gmünd - Die in den letzten Monaten ohnehin schlechte Stimmung am Schlachtschweinemarkt hat sich nochmals merklich eingetrübt.

Schweinehälften
(c) towermedia - fotolia.com
Da die Schere zwischen Marktleistung und Produktionskosten weiter auseinander klafft verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe von Woche zu Woche. Die Auszahlungspreise für Schlachtschweine sind zwar seit Mitte Februar teilweise deutlich über denen der beiden Vorjahre, was aber nicht ausreicht, um die wesentlich stärker gestiegenen Futterkosten aufzufangen.

Ende Juni schien sich das Blatt zu wenden. Das Schlachtschweineangebot war für einige Wochen nicht bedarfsdeckend für die Nachfrage der Schlachtbetriebe. Die Erzeugergemeinschaften erhöhten daraufhin die Preisbasis von 1,56 €/kg auf 1,60 €/kg SG, was von vielen als Anzeichen für ein Anspringen des Marktes und weiter steigende Preise, wie oft im Spätsommer, gewertet wurde. Die Schlachtbetriebe akzeptierten dies nur eine Woche. Bereits in der Folgewoche wurden von ihnen niedrigere Preise gefordert und diese mit Hauspreisen von 1,56 €/kg auch durchgesetzt und gleich noch mit weiteren Preisforderungen für die Folgewoche verbunden.

Nur wenige Unternehmen, wie z.B. die Müller Gruppe bezahlten entsprechend der Preisempfehlung der Erzeugergemeinschaften. Obwohl der Vereinigungspreis für die KW 30 daraufhin auf 1,53 € zurückgenommen wurde, zahlt die VIONGruppe in der aktuellen Woche wiederum nur Hauspreise von 1,52 €. Seit Jahresbeginn wurden von den meldepflichtigen Betrieben etwa 27,6 Mio. Schweine geschlachtet (+1 %), wobei die Lebendeinfuhren aus den Niederlanden konstant blieben (ca. 1,5 Mio. Tiere), während die dänischen Ausfuhren um mehr als 50 % auf 200.000 Tiere sanken.

In Deutschland stehen wegen der schlechten Wirtschaftlichkeit teilweise Mastkapazitäten leer, gleichzeitig wurden neue Ställe in Betrieb genommen aus denen nun dieser Überschuss resultiert. Von deutschen Privathaushalten wurden laut GfK von Jan. - Jun. gg. Vj. 3,9 % weniger Schweinefleisch eingekauft. Gründe sind die Dioxin-Meldungen im Januar und die generelle Reduzierung von Rabatt-Aktionen für Fleisch im LEH. Im 2. Quartal wurden außerdem die Fleischpreise vom LEH angehoben, was die Nachfrage zusätzlich dämpfte. Speziell für Grillware, die den Schlachtschweinepreis im Frühsommer meist beflügelt, war der Absatz wegen der wenig sommerlichen Temperaturen unbefriedigend.

Bei steigenden Schlachtzahlen und geringerem Verbrauch musste mehr Schweinefleisch exportiert werden, im Juni verschärft sich der Marktdruck durch die Auslagerung des im Rahmen der PLH im Februar eingelagerten Fleisches. Der Export in die anderen EU-Mitgliedsstaaten lief von Jan. - Jun. um 5,2 % schlechter. Italien und die Niederlande, orderten als wichtigste Abnehmer jeweils 3,5 % weniger.

Für die hiesigen Schlachtbetriebe ist dies in Bezug auf Italien bitter, da die dorthin gelieferten hochpreisigen Schinken und Hälften eine Wertschöpfung besitzen, die sich sonst kaum erzielen lässt. Besser war dagegen der Absatz in Drittländer (+4,3 %). Die nach Russland exportierten Mengen konnten sich gegenüber dem Vj. behaupten, mehr konnte in einige asiatische Staaten (China und Südkorea), sowie nach Südafrika abgesetzt werden. Die europäischen Wettbewerber konnten im Drittlandabsatz wesentlich größere Mengen unterbringen, wobei auch Länder wie die Niederlande, Belgien oder Österreich mehr verkauften, obwohl deren Basispreise eng am deutschen Vereinigungspreis orientiert sind.


Terminmarkt Schweine

Die Umsätze für Schlachtschweine und Ferkel sind seit Monaten rückläufig, bei den aktuellen Kursen lassen sich kaum Gewinne für die Produktion absichern.


Ferkel

Noch prekärer als bei den Schweinemästern ist die Lage bei den Ferkelerzeugern. Trotz ebenfalls gestiegener Futterkosten lagen die Ferkelpreise im 1. Hj. 2011 unter den Vorjahren. Dies wiegt umso schwerer, da ein guter Teil der Betriebe bis zum 1.1.2013 noch die Wartesauenhaltung auf Gruppenhaltung umbauen muss. Die dafür notwenigen Eigenmittel konnten in den vergangenen Jahren kaum erwirtschaftet werden, zumal noch Liquiditätslöcher aus den wirtschaftlich schlechten Jahren 2007/2008 zu stopfen waren.

Seit Wochen gestaltet sich die Ferkelvermarktung zunehmend schwieriger. Unbefriedigende Aussichten wegen der gesunkenen Schlachtschweineerlöse und der hohen Futterkosten veranlassten manchen Mäster die Einstallung zu überdenken bzw. hinaus zu zögern. Dies führte binnen weniger Wochen europaweit zu erheblichen Ferkelüberständen bei Vermarktern und Erzeugern. Im Mai musste deshalb die Notierung von 48 € auf 38 € zurückgenommen werden. Dieses Niveau konnte dank erheblicher Anstrengungen der Ferkelvermarkter bis Mitte Juli gehalten werden.

Der unerwartete Einbruch des Schlachtschweinepreises brachte auch bei den Ferkelnotierungen weiteren Anpassungsdruck, damit die anstehenden Ferkelpartien zeitnah vermarktet werden können. Bislang sind die Vermarktungszahlen bei Ferkeln in Nordwestdeutschland und in Süddeutschland weitgehend konstant, obwohl davon berichtet wird, dass aus wirtschaftlichen Gründen europaweit sauenhaltende Betriebe aus der Produktion aussteigen.

Trotz des scharfen Wettbewerbes und kaum kostendeckender Preise in Deutschland hielt dies die dänischen und niederländischen Ferkelexporteure im 1. Hj. 2011 nicht davon ab, noch mehr Ferkel nach Deutschland zu liefern. Die Dänen exportierten von Jan. - Mai 3,3 Mio. Ferkel (+200.000, +7 %) nach Deutschland. Die Holländer lieferten im 1. Hj. mit 1,9 Mio. Tiere sogar 270.000 Tieren (+17 %!) mehr, wobei der Anteil der nach Deutschland exportierten Ferkel von 50 % in 2010 auf 58 % in 2011 anstieg.


Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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