«Es geht um die schnelle, flächendeckende und kostengünstige Versorgung», sagte der Präsident des Bundesverbands praktizierender Tierärzte, Hans-Joachim Götz, der Nachrichtenagentur dpa. «Der Vorwurf, man verdiene maßlos daran, ist Quatsch.»
Die Tierärzte setzen sich nach seinen Worten aber dafür ein, den Antibiotika-Einsatz zu senken. Zugleich forderte Götz mehr Platz für Tiere in den Ställen, um Erkrankungen vorzubeugen.
Nach einer Studie erhalten fast alle Hähnchen in Mastbetrieben Antibiotika. Auch bei Schweinen und Puten sollen die Medikamente in großem Umfang verabreicht werden. Über das Fleisch können Menschen Keime aufnehmen, die gegen
Antibiotika unempfindlich sind. Das kann dazu führen, dass die Arznei bei Krankheiten nicht mehr wirkt.
Als Konsequenz plant Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU), die Verschreibungspraxis spürbar zu beschränken. Veterinäre sollen sich strikt an die Anwendungsbestimmungen auf der Packungsbeilage halten müssen. Bisher können sie aus fachlichen Erwägungen je nach Fall auch von der Dosierung oder der Dauer der Anwendung abweichen.
Diskutiert wird auch, eine Sonderberechtigung für Tierärzte einzuschränken. Sie können Arznei direkt an Bauern verkaufen und sind damit vom sonst geltenden Monopol der Apotheken ausgenommen.
Die Bundestierärztekammer mahnte am Donnerstag anlässlich der Agrarmesse
Grüne Woche in Berlin Verbesserungen in der Tierhaltung, im Tierbezug und bei der Hygiene an. Tierärzte sollten ihre Leistung außerdem künftig getrennt von Arzneimitteln abrechnen. Bisher sei es üblich, das Honorar in den Preis der Medikamente einzurechnen.
Das Sonderrecht zum Arzneiverkauf habe sich bewährt, in der Diskussion seien aber Vor- und Nachteile von Änderungen sachlich zu bewerten.
Die Standesvertretung sprach sich für eine zentrale Datenbank aus, in der die Menge eingesetzter Arzneimittel erfasst und ausgewertet wird.
Die Grünen im
Bundestag forderten Aigner auf, das System der Tierhaltung zu ändern. Statt Rabattsystemen müsse es Festpreise für Antibiotika geben. Tierarzt-Vertreter Götz sagte, in großen Beständen gebe es ein Problem: «Es werden 10 bis 15 Prozent krank, und man weiß sich im Augenblick nicht anders zu helfen, als den ganzen Bestand zu behandeln.»
Die Ursache des Problems liege in der intensiven Haltung, sagte Götz. «Die Ställe sind zu dicht besetzt.»
Apotheken könnten die fachliche Beratung für die Vielzahl der Tierarten nicht leisten, sagte Götz. Bei einer Abschaffung des Rechts zum Verkauf durch den Tierarzt würden große Mastbetriebe kurzerhand eigene Apotheken gründen, um sich mit Medikamenten zu versorgen. Für alle anderen Halter würde die Versorgung aufwendiger und teurer. (dpa)