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01.01.2020 | 13:27 | Versuchstiere 

Tierversuchshochburg Baden-Württemberg?

Bonn / Stuttgart / Berlin - Im Vergleich der Bundesländer haben Wissenschaftler in Baden-Württemberg 2018 am meisten Tiere für Versuchszwecke genutzt.

Tierversuche in Baden-Württemberg
Tierschützer kritisieren die hohe Zahl von Versuchen an Mäusen, Ratten oder Fischen. Aber ohne sie sei Forschung an Krankheiten und die Entwicklung von Medikamenten nicht möglich, sagen Befürworter. Die jüngsten Zahlen geben Anlass für erneute Diskussionen. (c) Sergii Figurnyi - fotolia.com
Mit rund 534.000 Tieren liegt der Wert im Südwesten noch über dem in Bayern und Nordrhein-Westfalen, wie aus einer Statistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) hervorgeht. Damit hat laut Deutschem Tierschutzbund (Bonn) erstmals ein Bundesland innerhalb eines Jahres über eine halbe Million Versuchstiere zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet. Die Ärzte gegen Tierversuche hatten kürzlich von einer «Tierversuchshochburg» Baden-Württemberg gesprochen.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) betonte, die Landesregierung nehme die Abwägung zwischen der gesetzlich garantierten Freiheit der Forschung und der ethischen Vertretbarkeit von Tierversuchen sehr ernst. Sie fügte hinzu: «Baden-Württemberg ist ein wichtiger Standort der biomedizinischen Forschung und will es auch bleiben. Dabei kann gegenwärtig und voraussichtlich auch in absehbarer Zukunft nicht auf Tierversuche verzichtet werden.» Eine Reihe lebensrettender Behandlungsansätze basierten letztlich auf solchen Experimenten.

In Relation zur Einwohnerzahl lagen laut den Tierschützern Hamburg und Berlin vorn. Besonders Hamburg steche hervor: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Tiere hier um 57 Prozent auf fast 263.300. Insgesamt sind deutschlandweit 2018 etwa 2,8 Millionen Tiere eingesetzt worden. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, sagte: «Statt tierversuchsfreie Forschung verstärkt zu fördern, pumpt auch die Länderpolitik die entsprechenden Gelder immer noch fast ausschließlich in Tierleid.»

Laut den Vorgaben der EU sollen Tierversuche eigentlich auf lange Sicht komplett ersetzt werden. Deutschland sei davon noch meilenweit entfernt. Bauer betonte, gerade für die Grundlagenforschung sei es nur bedingt möglich, Tierversuche durch andere Methoden zu ersetzen. Sie sprach sich aber dafür aus, die Zahl der Tierversuche und den Umfang der eingesetzten Tiere im Land zu verringern, ohne die Freiheit der Forschung zu gefährden. Die Einhaltung des Tierschutzrechts habe bei dieser Art der Forschung oberste Priorität.

Der Statistik des BMEL zufolge wurden 2018 bundesweit über 2,1 Millionen (74 Prozent) Mäuse verwendet, gefolgt von 294.000 Ratten (10 Prozent) und Fischen (227.000 oder acht Prozent). Bei Hunden sei ein Anstieg von 3.300 auf fast 4.000 Tiere im Vergleich zu 2017 zu verzeichnen. Mit 3.300 Affen wurden 2018 etwas weniger Tiere als im Vorjahr verwendet.
dpa/lsw
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