Die Preisnotierung für Schlachtschweine der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) lautete daher am Mittwoch (18.6.) mit 1,66 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) unverändert.
Erst kurz zuvor war bekanntgeworden, dass der größte deutsche Schweineschlachtbetrieb von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wegen deutlich gestiegener Corona-Nachweise bei Mitarbeitern heruntergefahren wird. Dort werden wöchentlich rund 140.000 Schweine geschlachtet und zerlegt, also jedes siebte Schwein in Deutschland. Zwar sollen schlachtreife Tiere an die anderen Unternehmensstandorte in Sögel und Weißenfels umgeleitet werden, doch dies dürfte allein nicht reichen; andere Schlachter müssen einspringen. Sollte die Betriebsschließung länger dauern, ist ein Rückstau von Schweinen zu befürchten.
Auch in anderen Ländern macht sich der Tönnies-Ausfall bemerkbar. Danish Crown (DC) mutmaßte, dass es durch den Wegfall der Zerlegungskapazitäten weniger schieres Schweinefleisch geben könnte. Dagegen dürfte das Angebot an Fleisch mit Knochen zunehmen, weil andere Schlachthöfe in Deutschland mehr schlachten und bei begrenzten Zerlegekapazitäten Ware zum Entbeinen woandershin verkaufen wollen.
Das Tönnies-Tochterunternehmen Tican Fesh Meat in Dänemark gab bereits bekannt, vorrübergehend keine dänischen Sauen sowie Bioschweine mehr anzunehmen. Ein Großteil der geschlachteten Sauen werde zur weiteren Verarbeitung nach Rheda-Wiedenbrück geschickt, nun müsse nach alternativen Verarbeitungsstandorten gesucht werden, teilte das Unternehmen mit.
Auch Belgien ist von Abbestellungen von Schlachtschweinen betroffen, die für Tönnies vorgesehen waren. Diese Tiere muss nun größtenteils der dortige Lebendmarkt aufnehmen. Allerdings konnten sich in Belgien die Schlachtschweinenotierungen vorerst halten, gleiches galt für den Ankaufspreis von DC.
Italien am WendepunktIn anderen Ländern der Europäischen Union tendierten die Schlachtschweinepreise stabil bis fester. In Österreich waren die Tönnies-Sperre und deren mögliche Marktwirkungen dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) zufolge ebenfalls ein Top-Thema. Auf einem recht ausgeglichenen Markt blieb der Leitpreis in der Alpenrepublik mit 1,63 Euro/ kg SG stabil. Das Interesse an schlachtreifen Tieren sei jedoch gestiegen und das mittlere Schlachtgewicht mit 97,7 kg auf den vorerst tiefsten Stand des aktuellen Jahres gesunken, berichtete der VLV.
Auch in Frankreich ging es bei umfangreichen Schlachtungen mit den Schlachtgewichten deutlich nach unten; die Notierung am Marché du Porc Breton blieb jedoch die vierte Woche in Folge mit 1,346 Euro/kg SG unverändert. Dagegen scheint in Italien der Wendepunkt am Markt erreicht. Die Notierung für Schlachtschweine zog um 2 Cent/kg Lebendgewicht (LG) an. Die Fleischnachfrage habe sich merklich verbessert und die Schlachtbetriebe erzielten bei den immer noch sehr niedrigen Einkaufspreisen für Schlachttiere eine überdurchschnittlich hohe Marge von bis zu 30 Euro je Tier, berichtete ein dortiger Analyst.
In Spanien setzte sich unterdessen der moderate saisonale Preisanstieg mit einem Plus von 1,5 Cent auf 1,318 Euro/kg LG am Mercolleida fort. Dessen Angaben zufolge sind Stückzahlen und Gewichte der angebotenen Schlachtschweine jahreszeittypisch rückläufig und die Tiere lassen sich problemlos vermarkten.
Unveränderter EU-DurchschnittspreisNach Angaben der EU-Kommission hatten die
Schlachtschweinepreise in den 27 Mitgliedstaaten in der Woche zum 14. Juni im Mittel unverändert tendiert. Für Tiere der Handelsklasse E wurden im Schnitt 162,63 Euro/100 kg SG gezahlt; das war annähernd so viel wie eine Woche zuvor. Gefragt waren Schlachtschweine anscheinend in Rumänien; dort schnellte laut Kommission der Preis um 4,4 % nach oben. Über Zuschläge zwischen 1,4 % und 2,9 % konnten sich die Erzeuger in Litauen, Lettland und Slowenien freuen.
Moderater ging es in einer Spanne von 0,5 % bis 0,7 % mit den Preisen in Spanien, Portugal, Belgien, Ungarn und Österreich nach oben. Gleiches Geld für ihre Tiere wie in der Vorwoche erhielten die Mäster in Deutschland, Frankreich und Irland. Dagegen kürzten die Schlachtbetriebe in Polen und Bulgarien ihre Auszahlungsleistungen um jeweils fast 2 %. Für Dänemark wurde ein Preisrückgang von 2,4 % und für Italien einer von 2,7 % gemeldet.