Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
21.06.2020 | 06:08 | Schweinemarkt 

Tönnies-Schließung wirbelt Schweinemarkt durcheinander - VEZG-Notierung vorerst stabil

Bonn - Am deutschen Schlachtschweinemarkt waren Angebot und Nachfrage bis Mitte voriger Woche ausgeglichen.

Schlachtschweinemarkt
Trotz Tönnies-Schließung: VEZG-Notierung vorerst stabil. (c) proplanta
Die Preisnotierung für Schlachtschweine der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) lautete daher am Mittwoch (18.6.) mit 1,66 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) unverändert.

Erst kurz zuvor war bekanntgeworden, dass der größte deutsche Schweineschlachtbetrieb von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wegen deutlich gestiegener Corona-Nachweise bei Mitarbeitern heruntergefahren wird. Dort werden wöchentlich rund 140.000 Schweine geschlachtet und zerlegt, also jedes siebte Schwein in Deutschland. Zwar sollen schlachtreife Tiere an die anderen Unternehmensstandorte in Sögel und Weißenfels umgeleitet werden, doch dies dürfte allein nicht reichen; andere Schlachter müssen einspringen. Sollte die Betriebsschließung länger dauern, ist ein Rückstau von Schweinen zu befürchten.

Auch in anderen Ländern macht sich der Tönnies-Ausfall bemerkbar. Danish Crown (DC) mutmaßte, dass es durch den Wegfall der Zerlegungskapazitäten weniger schieres Schweinefleisch geben könnte. Dagegen dürfte das Angebot an Fleisch mit Knochen zunehmen, weil andere Schlachthöfe in Deutschland mehr schlachten und bei begrenzten Zerlegekapazitäten Ware zum Entbeinen woandershin verkaufen wollen.

Das Tönnies-Tochterunternehmen Tican Fesh Meat in Dänemark gab bereits bekannt, vorrübergehend keine dänischen Sauen sowie Bioschweine mehr anzunehmen. Ein Großteil der geschlachteten Sauen werde zur weiteren Verarbeitung nach Rheda-Wiedenbrück geschickt, nun müsse nach alternativen Verarbeitungsstandorten gesucht werden, teilte das Unternehmen mit.

Auch Belgien ist von Abbestellungen von Schlachtschweinen betroffen, die für Tönnies vorgesehen waren. Diese Tiere muss nun größtenteils der dortige Lebendmarkt aufnehmen. Allerdings konnten sich in Belgien die Schlachtschweinenotierungen vorerst halten, gleiches galt für den Ankaufspreis von DC.

Italien am Wendepunkt

In anderen Ländern der Europäischen Union tendierten die Schlachtschweinepreise stabil bis fester. In Österreich waren die Tönnies-Sperre und deren mögliche Marktwirkungen dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) zufolge ebenfalls ein Top-Thema. Auf einem recht ausgeglichenen Markt blieb der Leitpreis in der Alpenrepublik mit 1,63 Euro/ kg SG stabil. Das Interesse an schlachtreifen Tieren sei jedoch gestiegen und das mittlere Schlachtgewicht mit 97,7 kg auf den vorerst tiefsten Stand des aktuellen Jahres gesunken, berichtete der VLV.

Auch in Frankreich ging es bei umfangreichen Schlachtungen mit den Schlachtgewichten deutlich nach unten; die Notierung am Marché du Porc Breton blieb jedoch die vierte Woche in Folge mit 1,346 Euro/kg SG unverändert. Dagegen scheint in Italien der Wendepunkt am Markt erreicht. Die Notierung für Schlachtschweine zog um 2 Cent/kg Lebendgewicht (LG) an. Die Fleischnachfrage habe sich merklich verbessert und die Schlachtbetriebe erzielten bei den immer noch sehr niedrigen Einkaufspreisen für Schlachttiere eine überdurchschnittlich hohe Marge von bis zu 30 Euro je Tier, berichtete ein dortiger Analyst.

In Spanien setzte sich unterdessen der moderate saisonale Preisanstieg mit einem Plus von 1,5 Cent auf 1,318 Euro/kg LG am Mercolleida fort. Dessen Angaben zufolge sind Stückzahlen und Gewichte der angebotenen Schlachtschweine jahreszeittypisch rückläufig und die Tiere lassen sich problemlos vermarkten.

Unveränderter EU-Durchschnittspreis

Nach Angaben der EU-Kommission hatten die Schlachtschweinepreise in den 27 Mitgliedstaaten in der Woche zum 14. Juni im Mittel unverändert tendiert. Für Tiere der Handelsklasse E wurden im Schnitt 162,63 Euro/100 kg SG gezahlt; das war annähernd so viel wie eine Woche zuvor. Gefragt waren Schlachtschweine anscheinend in Rumänien; dort schnellte laut Kommission der Preis um 4,4 % nach oben. Über Zuschläge zwischen 1,4 % und 2,9 % konnten sich die Erzeuger in Litauen, Lettland und Slowenien freuen.

Moderater ging es in einer Spanne von 0,5 % bis 0,7 % mit den Preisen in Spanien, Portugal, Belgien, Ungarn und Österreich nach oben. Gleiches Geld für ihre Tiere wie in der Vorwoche erhielten die Mäster in Deutschland, Frankreich und Irland. Dagegen kürzten die Schlachtbetriebe in Polen und Bulgarien ihre Auszahlungsleistungen um jeweils fast 2 %. Für Dänemark wurde ein Preisrückgang von 2,4 % und für Italien einer von 2,7 % gemeldet.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 8. bis 14. Juni 2020)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 8. bis 14. Juni 2020) Quelle: AgE
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Großbrand in Schweinemastanlage - Polizei schließt Brandstiftung aus

 Mehr Schweine geschlachtet in NRW

 Globale Erzeugung von Schweinefleisch soll 2024 sinken

 Notierungsabschlag beim Schlachtschweinepreis verweigert

 EU-Schweinemarkt: Warten auf Nachfrageimpulse

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken