In Deutschland und vielen anderen Ländern der Europäischen Union übertraf das Schweineangebot erneut die Nachfrage der Schlachtbetriebe, und die Preiskorrektur setzte sich unvermindert fort. Hierzulande musste die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch (27.9.) aufgrund des Drucks der Schlachtbetriebe ihre Leitnotierung um 5 Cent auf 1,53 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) zurücknehmen; innerhalb von drei Wochen ist damit ein Minus von 17 Cent oder 10 % zu verzeichnen. Die vergleichbare Vorjahresnotierung wird aktuell um 13 Cent/kg SG unterschritten.
Neben dem großen Schweineangebot - laut der
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (
BLE) wurden diese Woche erneut mehr als 1 Millionen Tiere geschlachtet - belastet in Deutschland zusätzlich der Ausfall eines Schlachttages am Nationalfeiertag 3. Oktober den Markt. Zudem läuft der Fleischabsatz immer noch schleppend, und auch die Verkaufspreise für Teilstücke wie Nacken, Koteletts oder
Schinken stehen weiter unter Druck. Mehrere Schlachtbetriebe hatten deshalb Marktanalysten zufolge vor der Notierung eine Korrektur des VEZG-Preises auf 1,50 Euro/kg SG gefordert. Von einer Bodenbildung, von der einige Organisationen und Marktanalysten vor gut einer Woche berichteten, war bis zuletzt nichts zu spüren.
„Wendepunkt auf dem Markt“In anderen EU-Ländern sanken die
Schlachtschweinenotierungen in der vergangenen Woche ebenfalls mehr oder weniger deutlich. In Spanien wachsen die Schweine bei kühleren Temperaturen derzeit schnell heran, und das Angebot sowie die Schlachtgewichte steigen. Die Schlachtbetriebe versuchen in dieser Situation ihren Einkaufspreis für Schweine auf das Niveau der EU-Wettbewerber zu drücken; die Notierung am Mercolleida gab am Donnerstag (28.9.) um 5,3 Cent auf 1,24 Euro/kg Lebendgewicht (LG) nach.
In Belgien ging es mit 4 Cent/kg LG fast ebenso stark nach unten. In Dänemark berichtete
Danish Crown von anhaltendem Preisdruck für
Schweinefleisch am
EU-Binnenmarkt, der durch günstige Angebote aus den USA auch am
Weltmarkt zu spüren sei. „Was wir gerade erleben, ist ein bedeutender Wendepunkt auf dem Markt“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Schweinesparte von Danish Crown, Lars Albertsen
Im Laufe des vergangenen Jahres seien die Preise durch ein relativ niedriges Angebot in Europa angetrieben worden; jetzt steige aber die Schweineverfügbarkeit deutlich an, und daher würden die Preise für Schweinefleisch auf Weltmarktniveau gedrückt.
In Österreich lief der Fleischverkauf dem Verband der landwirtschaftlichen Veredlungsproduzenten (VLV) zufolge ebenfalls „zäh“ und wurde durch „Dumpingangebote aus Deutschland“ zusätzlich belastet. Die Schlachtschweinenotierung in der Alpenrepublik fiel um 5 Cent auf 1,54 Euro/kg SG. Am französischen Marché du Porc Breton gab der Preis um 2,4 Cent/kg SG nach. In Italien konnte sich bei einem ausgeglicheneren Markt die Notierung zunächst noch halten.
EU-Preis erstmals unter VorjahresniveauKräftige Preisabschläge für Schlachtschweine waren nach Angaben der
EU-Kommission in den Mitgliedstaaten der Gemeinschaft bereits in der Woche zum 24. September verzeichnet worden. Im Durchschnitt wurden für Tiere der Handelsklasse E 162,70 Euro/100 kg gezahlt; das entsprach einem Minus von 4,94 Euro oder 3,0 % gegenüber der Vorwoche.
Erstmals im laufenden Jahr rutschte der mittlere Schlachtschweinepreis in der EU damit unter das Vorjahresniveau; im Vergleich zur Auszahlungsleistung vor zwölf Monaten fehlten 5,33 Euro/100 kg beziehungsweise 3,2 %. Dabei mussten in der Berichtswoche den Daten aus Brüssel zufolge die
Mäster in Belgien mit 5,4 % den stärksten Notierungsabschlag hinnehmen.
Kaum weniger stark fielen die Preise in Polen, Ungarn, Kroatien, Litauen und Lettland, nämlich um 4,5 % bis 4,8 %. Die Erzeuger in Deutschland, Spanien, Tschechien und den Niederlanden mussten jeweils Erlöseinbußen im Bereich von 3,5 % verkraften.
In Rumänien, Frankreich und Dänemark senkten die Schlachtbetriebe ihre Ankaufspreise zwischen 2,0 % und 2,7 %. Lediglich in Italien und währungsbedingt in Großbritannien stiegen die Notierungen um 0,2 % beziehungsweise 1,5 %. Für Österreich lag laut EU-Kommission keine offizielle Preismeldung vor; die maßgebliche Notierung der VLV war jedoch im Berichtszeitraum um 8 Cent/kg SG gefallen.