Die maßgebliche Notierung der Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) musste am Mittwoch (16.6.) deutlich um 9 Cent auf 1,48 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) nach unten korrigiert werden. Dafür sorgten die großen Schlachtunternehmen, die im Vorfeld der Notierung mit teilweise noch geringeren Hauspreisen gedroht hatten. Ihnen zufolge passen die Erlösmöglichkeiten am
Fleischmarkt nicht zu den Einstandspreisen für Schlachtschweine, die deshalb sinken müssten.
Hauspreise bei den großen Schlachtern in Deutschland hatte es bereits in den beiden vorherigen Wochen gegeben; allerdings war die Differenz zum
VEZG-Preis mit 3 Cent nicht besonders groß und galt auch nur für freie Schweine. Da Vertragsschweine jedoch in der Regel auf Basis des VEZG-Preises abgerechnet werden, wurde von den marktmächtigen Großschlachtern nun der Druck erhöht, dem die Erzeugerseite trotz des unterdurchschnittlichen Angebots wenig entgegenzusetzen hatte.
Ganz aus der
Luft gegriffen scheint die Klage der
Schlachtunternehmen über die zu geringen Erlösmöglichkeiten am Markt für
Schweinefleisch nicht zu sein. Zumindest war diese auch aus anderen Ländern der Europäischen Union zu hören. Konnten die Folgen des coronabedingten Absatzverlustes in der Vergangenheit weitgehend durch umfangreiche und lukrative Exporte nach China ausgeglichen werden, ist dies jetzt nicht mehr in dem Maße möglich.
Die Volksrepublik hat ihre Bestellungen in der EU merklich zurückgefahren und will aufgrund des Preisverfalls im eigenen Land erheblich weniger bezahlen. Mehr Fleisch muss deshalb von den großen Exporteuren wie Spanien am
Binnenmarkt verkauft werden, was die Erlösmöglichkeiten bei eher schwacher Nachfrage schmälert.
Nur Italien mit Notierungsplus
In anderen EU-Ländern waren die Preisabschläge für Schlachtschweine meist geringer als in Deutschland, oder sie blieben sogar ganz aus. In Österreich war laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) „das Überschwappen des Preisdrucks vom Fleischmarkt auf den Lebendmarkt“, ebenfalls zu spüren.
Der Rückgang der nationalen Leitnotierung konnte allerdings wegen des kleinen Lebendangebots auf 5 Cent begrenzt werden; sie liegt nun bei 1,64 Euro/kg SG. Härter traf es die belgischen Erzeuger mit einem Minus bei den Schlachtschweinepreisen zwischen 6 Cent und 8 Cent/kg Lebendgewicht (LG).
Das bisher von seinen Asienexporten profitierende Unternehmen
Danish Crown (DC) senkte seinen Ankaufspreis für schlachtreife Schweine um umgerechnet 8 Cent auf 1,52 Euro/kg SG. Es sei eine Kombination aus einer coronabedingt geringer als üblich ausfallenden Nachfrage in Europa und einer Verlangsamung der Exporte nach China, die den Markt negativ beeinflusse, so das Unternehmen.
Das Überangebot an Fleisch sei aber nicht so groß ist, wie es der
Preisverfall von 9 Cent in Deutschland vermuten lasse, merkte der DC-Verkaufsdirektor für Schweinefleisch, Lars Albertsen, in einem Marktkommentar an. Die französischen
Mäster blieben hingegen von Abschlägen verschont. Die dortige Notierung blieb mit 1,547 Euro/kg SG die zweite Woche in Folge stabil. In Spanien wurde am Mercolleida die Notierung um 1 Cent auf 1,543 Euro/kg SG zurückgesetzt.
Die Schlachtunternehmen hatten eine stärkere Senkung angestrebt, konnten diese aber wegen des geringen Lebendangebots nicht durchsetzen. In Italien durften sich die Mäster sogar über ein Notierungsplus von 2 Cent/kg LG freuen. Abweichend von den sonst zu hörenden Klagen zogen dort laut offizieller Notierung auch die Teilstückpreise an, bei
Schinken und Kotelette um jeweils 5 Cent/kg, bei Nacken um 13 Cent/kg.
Schweinepreis auf Vorjahresniveau
In der gesamten EU war in der Woche zum 13. Juni von einem starken Preisdruck am
Schlachtschweinemarkt noch nichts zu spüren; es war sozusagen die Ruhe vor dem Sturm. Nach Angaben der
EU-Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Durchschnitt der Mitgliedstaaten mit 166,69 Euro/100 kg SG bezahlt; das waren 0,94 Euro oder 0,6 % mehr als in der Vorwoche und ebenso viel wie vor genau zwölf Monaten.
Die Erzeuger in den baltischen Staaten Litauen und Lettland konnten sich dabei über die europaweit höchsten Zuschläge von 2,8 % beziehungsweise 2,6 % freuen. Dicht dahinter rangierte Italien mit einem Plus von 2,4 %. Im Mittelfeld lagen Spanien, Ungarn und Luxemburg, wo die
Schlachtschweinepreise zwischen 1,4 % und 1,7 % zulegten.
Verhaltener erhöhten die Schlachtunternehmen ihre Auszahlungsleistung in Belgien, Frankreich, Deutschland und Österreich, wo es für die Mäster zwischen 0,4 % und 0,7 % mehr Geld gab. In den Niederlanden und Dänemark bewegte sich dagegen nichts; die Schlachtunternehmen hielten ihre Ankaufspreise konstant. Lediglich aus drei EU-Staaten wurden geringfügig schwächere Schlachtschweinepreise gemeldet, doch blieben die Abzüge in Rumänien, Finnland und Schweden auf maximal 0,3 % begrenzt.