So rasant wie in den Vorwochen ging es aber nicht mehr überall nach oben. In Deutschland hob die Vereinigung der
Erzeugergemeinschaften für
Vieh und Fleisch (VEZG) am Mittwoch (23.3.) ihre maßgebliche Notierung um 7 Cent auf 1,92 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) an. Damit hat sich das Tempo des Anstiegs verlangsamt; der Preissprung von insgesamt 72 Cent/kg in den vergangenen sechs Wochen muss erstmal vom Markt verkraftet werden.
Die Notierungsanstiege in den vergangenen Wochen konnten laut Analysten im Teilstückhandel mit
Schweinefleisch mehrheitlich umgesetzt werden, doch nahmen die Widerstände der Käufer zuletzt wieder zu. Da es in anderen Ländern wie Spanien oder Dänemark mit den Schlachtschweinepreisen nicht so rasch und deutlich nach oben ging, könnten sich die Fleischeinkäufer nach preisgünstigeren Angeboten im europäischen Ausland umsehen.
Letztlich konnte die vorhandene Ware am deutschen Markt aber laut der
Agrarmarkt Informations-GmbH (
AMI) vollständig und zügig untergebracht werden. Gedämpft hat den Preisanstieg wohl auch, dass das das Lebendangebot zuletzt wieder etwas zugenommen hat, da zurückgehaltene Tiere nun in die Vermarktung gelangten.
Darauf deuten auch die etwas gestiegenen Schlachtgewichte hin. Dies dürfte jedoch nur vorrübergehend sein; die Tiere blieben trotzdem knapp und begehrt. Laut der
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (
ISN) hat die lange Verlustphase der Schweinehalter zur Aufgabe vieler
Betriebe oder geringeren Beständen geführt, weshalb jetzt die Schlachtungen um mehr als 10 % unter dem Vorjahresniveau liegen.
Die fehlende Wirtschaftlichkeit habe sich nicht wirklich geändert, denn die höheren Erzeugererlöse würden durch steigende
Produktionskosten aufgefressen. „Das kann nur abgewendet werden, wenn die Preisnotierungen für Ferkel und Mastschweine weiter massiv nach oben gehen - und zwar schneller als die Kosten, damit die Schweinehalter endlich wieder in den Bereich der schwarzen Zahlen kommen“, betonte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.
Spekulationsschweine am MarktAuch in Belgien war laut dortigen Analysten zu beobachten, dass „Spekulationsschweine“ auf dem Markt kamen und kurzfristig das Angebot etwas vergrößerten. Beim für Belgien wichtigen Absatz von
Schweinehälften nach Osteuropa stießen die Verkäufer mittlerweile zudem an Grenzen mit ihren Preisforderungen.
Die
Schlachtschweinepreise in dem Nachbarland wurden zuletzt zwischen 2 Cent/kg und 3 Cent/kg Lebendgewicht (LG) angehoben. In Österreich gab es einen intensiven Wettbewerb um das knappe Angebot an Schweinen. Laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) sind die Schlachtungen im März gegenüber dem Vormonat um 10 % gesunken. Die Leitnotierung in Österreich stieg um 5 Cent auf 2,02 Euro/kg SG.
In Frankreich wurde am Marché du Porc Breton (MPB) wegen der gegenwärtigen Ausnahmesituation erneut mit Einverständnis der Marktpartner die erweiterte Möglichkeit eines stärkeren Notierungsanstiegs genutzt. Bei der Auktion ging es am vergangenen Donnerstag um das neue Maximum von 10 Cent auf 1,625 Euro/kg SG nach oben, was zusammen mit der Montagsnotierung zu einem Wochenplus von 11 Cent führte.
Ausfall von Schlachttagen in Spanien?In Spanien wurden die Regeln für den maximal möglichen Anstieg der Notierung am Mercolleida hingegen nicht geändert; sie wurde am vergangenen Donnerstag die vierte Woche in Folge um den Höchstbetrag von 6 Cent/kg Lebendgewicht (LG) auf 1,412 Euro/kg LG heraufgesetzt.
Neben einem zu geringen Lebendangebot behindert derzeit ein landesweiter Streik der Transporteure gegen zu hohe Spritpreise die Verbringung von Tierfutter, Schweinen und Fleisch erheblich. Aufgrund des geringen Schweineangebots, welches in den kommenden Wochen weiter abnehmen wird, planen erste Schlachthöfe die Einführung einer Vier-Tage-Schlachtwoche, womit zudem Energie eingespart werden soll.
In Italien war die Nachfrage für die begrenzt verfügbaren
Schlachttiere ebenfalls groß, da Frischware für die saisonal steigende Produktion von Würsten und Grillfleisch benötigt wird. Die nationale Leitnotierung legte dort um die maximal möglichen 5 Cent/kg LG für Kontraktschweine und um 6,8 Cent/kg LG für frei vermarktete Schlachtschweine zu.
In Dänemark erhöhte
Danish Crown (DC) seine Auszahlungspreise zuletzt so stark wie noch nie in diesem Jahr, und zwar um umgerechnet 9,4 Cent auf einen Basispreis von 1,34 Cent/kg SG. Insgesamt hinkt die Preisanpassung bei DC derjenigen in anderen EU-Ländern aber noch hinterher, da die Auszahlungsleistung stärker an den Erlösmöglichkeiten bei den Fleischkunden ausgerichtet ist, die sich weniger dynamisch entwickelten. DC stellte seinen Erzeuger jedoch kontinuierliche Erlössteigerungen bis in den Sommer in Aussicht.
Breiter Preisanstieg in der VorwocheIn der Woche zum 20. März waren die Schlachtschweinepreise in der EU überaus kräftig gestiegen. Nach Angaben der Kommission erlösten Tiere der Handelsklasse E im Mittel der Mitgliedstaaten 175,70 Euro/100 kg; das waren 14,45 Euro oder 9,0 % mehr als in der Vorwoche.
Mit Ausnahme der weitgehend stabil gemeldeten Preise in Bulgarien, Irland und Finnland mussten in allen anderen Ländern teilweise deutliche Aufschläge von den Schlachtbetrieben gezahlt werden. So verteuerten sich Schlachtschweine in Belgien, Tschechien und Litauen um jeweils rund 18 % im Vorwochenvergleich. Zweistellige Zuwachsraten gab es mit zwischen 11,7 % und 16,4 % auch in Österreich, Luxemburg, Lettland, Polen, Rumänien, den Niederlanden und Ungarn.
In Deutschland ging es „nur“ um 8,4 % nach oben, da ein Teil des deutlichen Notierungsanstiegs der VEZG bereits in die vorherige Berichtswoche gefallen war. Die
Mäster in Portugal, Italien und Spanien konnten sich über Zuschläge zwischen 6,1 % und 7,5 % freuen, in Dänemark waren es ledidglich 2,5 %. Aus Frankreich lag keine Meldung vor, aber auch dort stiegen im Berichtszeitraum die Schlachtschweinepreise merklich an.