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27.03.2015 | 11:03 | Langohrenbestand 

Viele Feinde sind des Hasen Tod - doch die Bestände sind stabil

Berlin/Hannover - Regungslos warten die im Gras geduckt liegenden Junghasen auf ihre Mutter. 

Hase auf der Flucht
Kurz vor Ostern gibt es gute Nachrichten von den Feldhasen. Die Jäger haben sie gezählt und sehen zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder einen Grund für vorsichtigen Optimismus - trotz aller Gefahren. (c) Karin Jähne - fotolia.com
Sie kommt nur kurz zum Säugen vorbei, dann ist sie wieder weg. Das Leben der kleinen Feldhasen ist ziemlich einsam - und brandgefährlich. Nicht nur Füchse, Dachse, Rabenkrähen, Hauskatzen, Wildschweine und Störche haben es auf die Kleinen abgesehen. Mähmaschinen rollen bedrohlich über die Wiesen, und dann kommt es auch noch ganz aufs Wetter an: Ein nasskalter Frühling - und viele der kleinen Märzhasen erfrieren oder sterben an Krankheiten. Und sind sie erst groß geworden, da wird es kaum besser.

Da drohen Nahrungsmangel in ausgeräumten Landschaften, der Straßenverkehr und auch die Flinten der Jäger. Doch rechtzeitig zu Ostern legen die Jäger neue Zahlen vor, die Hoffnung geben.

«Die Bestände sind stabil - durchschnittlich elf Hasen leben pro Quadratkilometer auf Deutschlands Feldern und Wiesen», sagt Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV) in Berlin.

«Besonders positiv: 2014 war ein fruchtbares Jahr für Meister Lampe, es gab bis zum vergangenen Herbst mehr Nachwuchs als Verluste», freut er sich. «Das ist ein Grund für vorsichtigen Optimismus, voraussichtlich werden sich deshalb im Frühjahr 2015 auch mehr Hasen fortpflanzen können.»

Jäger und Wissenschaftler haben im Frühjahr 2014 die Hasen bundesweit in 447 Referenzgebieten gezählt, im Herbst dann noch einmal in 343 Regionen. Dabei kamen sie auf fünf der schnellen Sprinter pro Quadratkilometer im Osten und 17 in der nordwestdeutschen Tiefebene.

Nach einer Hochrechnung hoppeln laut DJV noch bis zu 3,5 Millionen der meist nachtaktiven Einzelgänger über bundesdeutsche Wiesen und Felder. «Ein Feldhase muss also in den kommenden Tagen rund 25 Bundesbürger mit Ostereiern versorgen», rechnete Reinwald aus.

«Dabei haben wir aber erhebliche regionale Unterschiede beobachtet», sagt Reinwald. «Besonders gut für den Feldhasen sieht es in Nordrhein-Westfalen aus.» So seien dort bei den Frühjahrszählungen im Durchschnitt 24,4 Tiere pro Quadratkilometer gesichtet worden, in manchen Gebieten sogar 147. Besonders wenig waren es in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils weniger als fünf Hasen.

Die Werte sind erfreulich, weil den Hasen viele Gefahren drohen. Die Jäger selbst hätten die Jagd angepasst und 2014 eine Jahresstrecke von nur noch 240.000 Hasen gezählt, betont Reinwald, so wenig wie nie zuvor. Dabei endete nach DJV-Schätzungen ein Viertel der für die Strecke erfassten Hasen nicht vor den Flinten der Jäger, sondern unter den Reifen von Autos. Besonders hoch war der Anteil in Ostdeutschland, so wurden in Brandenburg mehr als drei Viertel der Hasen ein Opfer des Straßenverkehrs.

«Der Hauptgrund für den lange zu beobachtenden Abwärtstrend sind die ausgeräumten Landschaften», sagt Till Hopf vom Naturschutzbund Nabu in Berlin. «In der heutigen intensiven Landwirtschaft fehlen den Hasen Wildkräuter und Deckung.»

«Hasen brauchen vielfältige Landschaften mit Hecken, Altgrasstreifen und Waldrändern», bestätigt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg. «Sie brauchen trockene und warme Böden, die Wärme speichern können.» Der Feldhase habe als Kulturfolger bis in die 1960er Jahre in Deutschland fast ideale Bedingungen vorgefunden, sagt Wildbiologe Kinser. «Seit den 70er Jahren sind die Bestände dann bis Ende des vergangenen Jahrhunderts drastisch eingebrochen.»

Auch wohlmeinende Spaziergänger können für die Junghasen zur Gefahr werden. «Junge Hasen sollten am Fundort bleiben - die Mutter ist immer in der Nähe, und ohne sie haben die Kleinen kaum eine Überlebenschance», warnt Reinwald. Mit dem Wetter sei bislang alles auf Kurs: Auch der milde Winter und das bisher trocken-warme Frühjahr stimmten die Wissenschaftler optimistisch, sagt Reinwald.
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