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28.06.2007 | 07:21 | Tierseuchen 

Vogelgrippe kam möglicherweise aus Tschechien

Berlin - Die Vogelgrippe ist mit hoher Wahrscheinlichkeit über den Geflügelhandel mit Tschechien nach Deutschland eingeschleppt worden.

Huhn
(c) proplanta
«Das in Nürnberg isolierte Virus ist zu mehr als 99 Prozent identisch mit dem in Tschechien aufgetretenen Virus», sagte Agrarstaatssekretär Gert Lindemann am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Es seien Handelsbeziehungen zwischen einem Betrieb in der Nähe des Ausbruchsorts in Tschechien zu einem Betrieb 50 Kilometer von Nürnberg festgestellt worden. In Nürnberg war die Vogelgrippe bisher bei zehn Wildvögeln entdeckt worden. Davon bestätigten sich nach Ministeriumsangaben acht Fälle, in Sachsen war das H5N1-Virus bei drei Schwänen festgestellt worden.

Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) rief die Bevölkerung trotz fehlender akuter Gefahr zu höchster Wachsamkeit auf. «Das Virus ist nicht weg aus Deutschland», sagte er. Es handle sich bisher nur um lokale Ereignisse. Die Bundesregierung ließ die Risikoeinschätzung daher unverändert. Erstmals in diesem Jahr tagte der Nationale Krisenstab von Bund und Ländern. In Tschechien brach die Vogelgrippe in einer zweiten Geflügelfarm aus. «Wir untersuchen sämtliche Handelswege zwischen Franken und Tschechien», sagte Staatssekretär Lindemann. Dies sei wichtig, um Nutzgeflügel zu schützen.

In Tschechien wurde in dem zweiten Geflügelzuchtbetrieb mit fast 28 000 Hühnern bei 60 Tieren das Virus H5N1 festgestellt, wie die Behörde für Veterinärmedizin berichtete. Der Betrieb im Ort Norin liegt rund vier Kilometer von einer Truthahnfarm entfernt, wo das Virus am vergangenen Donnerstag ebenfalls nachgewiesen worden war. Die Behörden berichteten zudem von einem toten Schwan, der im Südwesten des Landes an Vogelgrippe verendet sei. Ob Viren vom Typ H5N1 die Ursache waren, war unklar. Der neu betroffene Hühnerbestand wurde von der Polizei abgesperrt und soll getötet werden.

Das potenziell auch für den Menschen gefährliche Virus H5N1 war zunächst in Nürnberg aufgetaucht und wurde dann bei drei Schwänen in Frohburg bei Leipzig entdeckt. Ein weiterer Verdachtsfall aus Frohburg bestätigte sich nicht. Das Virus aus Nürnberg war im europäischen Referenzlabor in Großbritannien mit anderen Viren verglichen worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) sah zunächst keine Notwendigkeit, die Risikoeinschätzung für Deutschland hochzustufen. Erst wenn sich die Vogelgrippe ausbreite wie 2006, müsse die Bewertung geändert werden, sagte Institutschef Thomas Mettenleiter. Anzeichen für eine Veränderung des Virus, die eine
Epidemie beim Menschen auslösen könnte, gebe es nicht.

Die Stallpflicht soll in der kommenden Woche im Bundesrat wie geplant gelockert werden, wenn es nicht zu einer weiteren Ausbreitung kommt. Der Bundesrat will über mehr Rechte der Länder zur Lockerung der Stallpflicht an Gewässern und in Gebieten mit viel Geflügel entscheiden. In Sachsen wurde eine Sperrzone um den Fundort der drei infizierten Höckerschwäne eingerichtet. In einem Radius von drei Kilometern muss Geflügel im Stall gehalten werden. Auch für andere Tierbesitzer gibt es Einschränkungen, sagte ein Sprecher des Landratsamts. In der Sperrzone gebe es keine Geflügelzuchtbetriebe, sondern nur Hobby-Züchter mit bis zu 900 Stück Federvieh.

Trotz großer Fortschritte bei der Bekämpfung des Vogelgrippe-Virus H5N1 wird sich die Tierseuche nach Erwartung der Vereinten Nationen weiter ausbreiten. Das sagte der Chef-Veterinär der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO), Joseph Domenech. Fälle bei Menschen träten heute allerdings «dank der guten Fortschritte bei der Kontrolle von H5N1 außer in Ägypten und Indonesien nur noch sehr sporadisch auf». (dpa)
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