An der Mecklenburgischen Seenplatte ist erneut eine Schafherde von einem Wolf angefallen worden. Das Raubtier drang in der Nacht zum Dienstag bei Röbel in das eingezäunte Gelände einer Abwasserbehandlungsanlage ein und tötete acht Schafe. «Es sah schlimm aus», beschrieb der Besitzer am Mittwoch die Szene. Drei weitere Tiere wurden verletzt, von einem Schaf fehlte jede Spur.
Die erste Untersuchung eines Rissgutachters auf dem Gelände in Röbel habe ergeben, dass die Schafe von einen Wolf gerissen worden seien, sagte eine Sprecherin des Schweriner Umweltministeriums. Herdenbesitzer Bernd Scheller hatte den Angriff bereits befürchtet: «Seit dem Angriff auf Schafe im Februar in Bollewick bin ich jeden Tag zu meinen Tieren rausgefahren.» Für Scheller besonders tragisch: Es waren mehrere tragende Muttertiere unter den Getöteten. Der Vorfall könnte die Debatte um die Rückkehr der in Deutschland einst ausgestorbenen Wölfe erneut anheizen.
«Bei den Tests werden unter anderem Trittspuren untersucht und die Bisswunden in Augenschein genommen», erläuterte Birgit Hamm vom Landesumweltministerium die Untersuchungen in Röbel. Außerdem prüfen die Experten, ob die Umzäunung «wolfssicher» war und wo das Raubtier hineinkommen konnte.
Der Ort des Angriffs lag diesmal hinter einem Waldstück, das Gelände ist mit einem alten Maschendraht gut 1,50 hoch gesichert, oben zum Teil noch mit zwei Lagen Stacheldraht gegen Einbrecher. Allerdings sind unten im Zaun mehrere Löcher zu sehen - einen Untergrabungsschutz oder Elektrozaun, wie ihn Wolfsexperten empfehlen, gab es nicht. Die überlebende Tiere der insgesamt rund 40 Schafe zählenden Herde hat Scheller erst einmal eingesperrt.
«Der dem Tierhalter entstandene Schaden wird durch das Land ausgeglichen», kündigte Umweltminister Till
Backhaus (
SPD) an. Das sehe ein Wolfs-Managementplan vor. Bisher wurden etwa 25.000 Euro an betroffene Tierhalter ausgezahlt, dazu kommen 15.000 Euro für Vorsorgemaßnahmen. Backhaus forderte erneut alle Tierhalter in der südlichen Müritz-Region auf, ihre Herden verantwortlich zu schützen.
Grund dafür gibt es genug: Zwischen Wittstock in Nordbrandenburg und der Müritz gab es seit 2010 zahlreiche Wolfsattacken. Dabei starben schon mehr als 30 Schafe und Rentiere, dazu etliches Damwild, das in Gehegen gehalten wird. Bei dem Räuber handelt es sich vermutlich um einen Wolfsrüden in der Kyritz-Ruppiner Heide, der schon seit Jahren dort lebt und auch schon gefilmt wurde. Außerdem wurde 2012 im Müritz-Nationalpark ein Wolfsmännchen nachgewiesen, weitere Wölfe gibt es bei Lübtheen (Kreis Ludwigslust-Parchim) und Ueckermünde in Vorpommern.
In Deutschland leben derzeit 15 Rudel, insgesamt rund 120 Wölfe, die meisten in Brandenburg und Sachsen. Backhaus rechnet in Kürze damit, dass sich das erste Rudel in Nordbrandenburg oder Südmecklenburg bildet. Wolfsbefürworter fordern Nutztierhalter immer wieder auf, ihre Herden besser zu sichern. Wolfsgegner, wie Gerd Steinberg aus Boek an der Müritz, bezweifeln allerdings, dass es auf Dauer einen wirksamen Schutz gegen die Raubtiere gibt. (dpa/mv)