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18.07.2010 | 14:41 | Hühnerimpfung  

Zuckersüße Impfung auf dem Weg zu Masthühnern

Zürich - Der ETH-Spin-off Malcisbo eilt mit seiner Entwicklerplattform «Sweet Vaccines» von Erfolg zu Erfolg: Die junge Firma hat von Venture Kick das höchst mögliche Startkapital erhalten.

Hühnerimpfung
Nachdem das junge Unternehmen Malcisbo bereits bei «Venture 2010», dem Businessplan-Wettbewerb von McKinsey und der ETH, den zweiten Gesamtrang erreichte und hierfür 30.000 Franken Preisgeld erhielt, hat es nun auch die höchste Stufe von «Venture Kick» gemeistert und 100.000 Franken Startkapital erhalten. Damit haben die Firmengründer Lino Camponovo, Bruno Oesch, Irene Schiller und ETH-Professor Markus Aebi insgesamt 130.000 Franken Startkapital von Venture Kick erhalten. Für Stufe eins und zwei konnten sie bereits 10.000 respektive 20.000 Franken entgegennehmen.


Hühnerimpfung auf Zuckerbasis

Malcisbo entwickelt eine neue Generation von Impfstoffen, die auf Zuckern basieren. In erster Linie möchte die Firma eine Impfung gegen das Bakterium Campylobacter auf den Markt bringen. Campylobacter infiziert weltweit jährlich 400 Millionen Menschen. Stille Träger der Bakterien sind Masthühner, in deren Darm das Bakterium lebt und beim Schlachten ins Fleisch gelangen kann. Menschen erkranken beim Verzehr von verunreinigtem Pouletfleisch. Die Folgen: Magen-Darm-Erkrankungen, die insbesondere bei älteren Personen oder solchen mit chronischen Krankheiten schwerwiegend sein können. Nach Infektionen mit Salmonellen treten Campylobacter-Darmerkrankungen am zweithäufigsten auf.

Der ETH-Spin-off hat nun eine Antwort auf die Frage gefunden, wie und womit tausende von Hühnern gleichzeitig und kostengünstig gegen die Bakterien geimpft werden sollen, um Infektionen von Menschen zukünftig zu verhindern. Die Firma hat auf der Basis von Zuckern einen Impfstoff entwickelt, der wasserlöslich ist und den Hühnern ins Trinkwasser gemischt werden kann. Auf diese Weise können die Vögel schonend und effizient geimpft werden. Eine Impfdosis für ein Huhn ist so billig, dass sich das nur minimal auf den Preis für Pouletfleisch auswirkt.

Für den Campylobacter-Impfstoff verwendet Malcisbo einen harmlosen Stamm von Salmonellen, welche die Forscher so umprogrammieren, dass sie Zucker auf ihrer Zelloberfläche bilden, die für Campylobacter spezifisch sind. Dieser Impfstoff soll die Verunreinigung des Hühnerfleisches mit dem Erreger so stark verringern, sodass er nicht auf den Menschen übertragen wird.


Magenparasit bekämpfen

Malcisbo hat zudem ein Produkt gegen Wurminfektionen in der Pipeline. Die Firma ist daran, einen Impfstoff gegen den Roten Magenwurm Haemonchus zu entwickeln. Der Wurm befällt Schafe und saugt in deren Mägen Blut. Der Parasit entwickelt rasch Resistenzen gegen alle bekannten Antiparasitika und verursacht große Produktionseinbußen.

Auch dieser Impfstoff beruht auf Zuckern. Die Forscher nutzen dabei die Strategie aus, mit der sich Pilze gegen Fressfeinde wehren. Dabei werden Zuckerstrukturen im Parasiten als Ziele identifiziert und als «süßer Impfstoff» zur Impfung verwendet. Dieser Ansatz hat großes Potenzial bei der Entwicklung zukünftiger Medikamente gegen Parasiten. Malcisbo sieht darin gar eine ähnliche Tragweite wie sie auch die Entwicklung von Antibiotika hatte.


Impfstoffe für Menschen angedacht

Im Moment arbeitet das Gründerteam nur an Impfstoffen für Tiere. Längerfristig ist es denkbar, basierend auf der neuen Entwicklungsplattform, auch Impfstoffe für den Menschen zu entwickeln. «Im Moment konzentrieren wir uns auf die Entwicklung von Vakzinen für Tiere. Der Weg auf den Markt ist dabei einiges unkomplizierter und schneller», weiß Lino Camponovo. In einem zweiten Schritt sei es aber möglich, die Produktpalette zu vergrößern und an Impfstoffen für Menschen zu arbeiten.


Kick für neue Unternehmen

Ziel der Initiative Venture Kick, die aus privaten Stiftungen finanziert wird, ist es, die Zahl der Unternehmensgründungen an Universitäten, technischen Hochschulen und Fachhochschulen zu verdoppeln. Die Bewerber durchlaufen ein dreistufiges Verfahren. Zuerst müssen sie eine interessante Geschäftsidee präsentieren, diese danach sinnvoll strukturieren und zuletzt erste Gehversuche auf dem freien Markt unternehmen. Nach jeder Stufe entscheidet eine Jury darüber, ob die junge Firma einen finanziellen Anreiz und professionelle Begleitung erhält oder ausscheidet. Junge Unternehmen, die alle Stufen meistern, erhalten 130'000 Franken Startkapital.


Quelle: ETH Life - Das Online-Magazin der ETH Zürich, Peter Rüegg, 16.07.10
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