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19.01.2015 | 11:28 | Bäuerinnen-Forum 

Zum Wohle des Tieres - Wohin steuern wir in der Nutztierhaltung?

Berlin - Rund 200 Landfrauen aus ganz Deutschland trafen sich beim BäuerinnenForum auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin, um gemeinsam über neue Wege in der Tierhaltung zu diskutieren.

Landfrau
Landfrauen aus ganz Deutschland diskutieren Wege in der Nutztierhaltung. (c) proplanta
Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) hatte Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis eingeladen.

Die Diskussionen rund um das Thema Tierwohl und Tiergerechtheit haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Dabei sorgen Landwirtinnen und Landwirte dafür, dass es ihren Tieren gut geht. „Wir sollten die Kritik aus der Gesellschaft aber auch als Anregung nehmen, das eigene Handeln und mögliche Fehlentwicklungen zu überdenken“, so Brigitte Scherb, Präsidentin des dlv, in ihrer Begrüßung.

Die Parlamentarische Staatssekretärin aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Maria Flachsbarth, stellte den anwesenden Teilnehmern die Tierwohl-Initiative des Ministeriums „Eine Frage der Haltung – neue Wege für mehr Tierwohl“ vor. Begleitet wird die Initiative von einem „Kompetenzkreis Tierwohl“, der die Folgen der politischen Maßnahmen abschätzen soll. Eine Teilnehmerin des Forums forderte Frau Dr. Flachsbarth auf, mehr Geld für die Verbände bereit zu stellen, um bildende Maßnahmen zu fördern. Sie empörte sich darüber, dass  kein Kommunikationswissen in den Ausbildungs- und Studiengängen vermittelt wird.

Neben der Tierwohl-Initiative der Bundesregierung gibt es auch die der Branchen, die Anfang 2015 startete. Der Geschäftsführer dieser Initiative, Dr. Alexander Hinrichs, fasste das Konzept zusammen: „Mit der Initiative Tierwohl ist es in Deutschland erstmals gelungen, ein breites Bündnis aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel hinter einem gemeinsamen, ambitionierten Konzept zur Förderung des Tierwohls zu vereinen. Wir gehen davon aus, dass im Startjahr bereits bis zu acht Millionen Schweine sowie bis zu 300 Millionen Hähnchen und 15 Millionen Puten von den Tierwohlmaßnahmen der Landwirte profitieren werden.“ Auf Nachfrage aus dem Publikum, was mit der Milchwirtschaft sei, erklärte Alexander Hinrichs, dass es möglich sei, die Initiative auszuweiten. Warum die von der Initiative profitierenden Produkte nicht gekennzeichnet seien, fragte eine Landwirtin aus dem Publikum. „Wir verzichten auf eine Kennzeichnung der Produkte, um eben nicht noch ein weiteres Qualitätssiegel zu etablieren, sondern eine Qualitätsverbesserung auf möglichst breiter Basis zu erreichen“, so Hinrichs.

Das Nebeneinander unabgestimmter und teilweise gegenläufiger Tierschutzinitiativen sieht Prof. Dr. Folkhard Isermeyer kritisch. „Die zahlreichen Initiativen folgen keiner übergeordneten Strategie“, so der Präsident des Thünen-Instituts. Sein Vorschlag wäre, dass Politik und Wirtschaft aus der Vielfalt an Optionen, erfolgversprechende Maßnahmen heraussuchen. Dabei könne die Wissenschaft helfen. Allerdings müssten sich vorher Wirtschaft, Bundes-, und Landespolitik darauf verständigen, einen gemeinsamen Weg zu gehen. Prof. Dr. Isermeyer schlägt vor, dass in einem gemeinsamen Prozess aller gesellschaftlicher Gruppen die Frage geklärt werden soll, wie wir in Deutschland künftig mit Nutztieren umgehen wollen. Auf die Frage, wie man zu einem neuen Leitbild der Landwirtschaft kommen könnte, antwortete Prof. Dr. Isermeyer, dass die Diskussion darüber zwar von der Politik ins Rollen gebracht werden könne, die Bürger aber selber zu den entscheidenden Ergebnissen kommen müssten.

Unter der Diskussionsleitung von Herrn Dr. Schulze Pals von der top agrar führten Regina Selhorst, Präsidentin des Westfälisch-Lippischen LandFrauenverbandes, und Prof. Dr. Peter Kunzmann, Leiter der AG Ethik an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, ein Gespräch, in dem es um Ethik in der Landwirtschaft ging. „Die Nutztierhaltung muss in Verantwortung für Mensch und Tier weiter entwickelt werden. Durch technische Innovationen haben wir mehr Zeit, uns um die Tiere zu kümmern“, so Regina Selhorst. „Es wird weitere Auflagen für die Tierhaltung geben mit einschneidenden Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Daher brauchen wir den Dialog, um kritische Punkte zu lösen.“

„Das Thema Tierwohl wird nicht wieder verschwinden“, so Prof. Dr. Peter Kunzmann. Im Augenblick könne man den Eindruck haben, dass die Landwirte nur unter dem Druck der Öffentlichkeit und Politik handeln. Er empfiehlt den landwirtschaftlichen Verbänden sowie Landwirtinnen und Landwirten aktiv voranzugehen.

„Es ist immer noch schwer abzusehen, wohin die Nutztierhaltung in Deutschland steuert. Wir sind gespannt, was die beiden Tierwohl-Initiativen von Bundesregierung und Branche leisten können“, mit diesen Worten schloss die Vizepräsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes Jutta Quoos das BäuerinnenForum 2015. (dlv)
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