Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
16.01.2022 | 14:20 | ASP 

Afrikanische Schweinepest erreicht Italien

Bonn - Auf dem italienischen Festland hat es erstmals Nachweise der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen gegeben; bisher war die Tierseuche auf die Insel Sardinien beschränkt.

Afrikanische Schweinepest
Bei mehreren Wildschweinen im Norden des Landes nachgewiesen - Bisher war das Virus nur auf der Insel Sardinien endemisch. (c) proplanta
Laut der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) wurde das Vorhandensein des Virus am Donnerstag (6.1.) bei einem tot aufgefundenen Tier bei Ovada in der Region Piemont vom Nationalen Referenzzentrum für Schweinepest (Cerep) offiziell bestätigt.

Doch dies war kein Einzelfall, denn in der vergangenen Woche kamen laut Presseberichten die Funde von sechs weiteren infizierten Kadavern in vier umliegenden Gemeinden in der Provinz Alessandria hinzu. Laut der italienischen Zeitung „La Stampa“ hat das Gesundheitsministerium das Gebiet, in dem die Jagd und andere Aktivitäten ab sofort verboten sind, erweitert. Dieses umfasst nun 78 Gemeinden im Piemont und 36 in der benachbarten Region Ligurien. Umfassende Biosicherheitsmaßnahmen wurden von den Behörden eingeleitet.

Ganz frei von ASP war Italien nie, da das Virus auf der Insel Sardinien seit Jahrzehnten mit dem Genotyp 1 endemisch ist. Dort gab es laut dem Tierseucheninformationssystem der Europäischen Union (ADIS) im vergangenen Jahr 14 Nachweise bei Wildschweinen und einen Ausbruch in einem Hausschweinbestand. Laut OIE wurde bei dem ersten Fall in Norditalien jedoch der Genotyp 2 festgestellt, der derzeit in Europa und auch Deutschland zirkuliert.

Da der Ausbruchsort im Piemont weit von anderen Infektionsherden entfernt liegt, dürfte der Faktor Mensch eine Rolle für die Einschleppung der Tierseuche spielen. Laut EU-Kommission hat Italien in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 rund 125.000 t Schweinefleisch im Wert von 650 Mio. Euro in Drittländer verkauft.

Erste Drittstaaten, wie China und Japan, haben bereits die Einfuhr von Schweinefleisch aus Italien untersagt. Das Land ist ein großer Schinken- und Wursthersteller in der EU und importiert rund 1 Mio. t Schweinefleisch sowie Lebendschweine. Auch für diesen Markt dürften laut Analysten, obwohl keine Handelsbeschränkungen bestehen, bei einer Absatzflaute Probleme entstehen.

Thailand gibt ASP-Fall zu

Laut internationalen Presseberichten haben nun auch die Behörden in Thailand einen ersten Fall der ASP im Land bestätigt; Gerüchte über das Vorkommen der Tierseuche gab es dort wegen mehrfach verendeter Tiere schon länger. In einer in einem Schlachthof in der Provinz Nakhon Pathom gezogenen Oberflächenabstrichprobe war der ASP-Test laut Meldung der Nachrichtenagentur Reuters vom Dienstag vergangener Woche positiv.

Jahrelang hat das Schweine und Schweinefleisch exportierende Thailand keine Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest gemeldet, während das Virus in den umliegenden Ländern wie Laos, Kambodscha, Myanmar und Malaysia längst präsent ist. Bei erkrankten Tieren sei gewöhnlich auf das Porzine Reproduktive und Respiratorische Syndrom (PRRS) verwiesen worden, berichteten Analysten.

Dass es bereits deutliche Verluste durch Tiergesundheitsprobleme gegeben hat, zeigen Schätzungen der thailändischen Behörden, nach denen in diesem Jahr nur rund 13 Millionen Schweine produzieren werden dürften; in früheren Jahren waren es rund 19 Millionen.

Das Preisniveau liegt laut Online Plattform „Pig Progress“ derzeit um 30 % über dem Vorjahresniveau, und die Ausfuhr von Lebendschweinen ist aufgrund der knappen Marktversorgung bis Anfang April ausgesetzt. Vietnam hatte im Mai 2021 die Einfuhr von thailändischen Schweinen für eine Weile untersagt, weil das ASP-Virus in einer Charge nachgewiesen worden war.

ASP Thema bei Amtschefkonferenz

In Deutschland wurden in der vergangenen Woche wieder weitere ASP-Nachweise bei Wildschweinen in Brandenburg und Sachsen gemeldet, nicht jedoch in Mecklenburg-Vorpommern. Von dort kam vom Landwirtschaftsministerium auch die gute Nachricht, dass die Restriktionszonen um den Ausbruchsort in einem Schweinestall in Lalendorf im Kreis Rostock am Samstag (15.1.) wieder aufgehoben werden konnten.

„Der hervorragende Umgang des Landes mit der ASP-Bekämpfung habe die EU-Kommission letztlich zu der Auffassung gebracht, dass die restriktiven Maßnahmen im Landkreis Rostock aufgehoben werden können“, erklärte Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus. Dafür habe auch gesprochen, dass es keine weiteren Ausbrüche bei Haus- und Wildschweinen mehr im Kreis Rostock gegeben habe.

Seit Feststellung der ASP Mitte November 2021 seien dort rund 1.100 Proben von Wildschweinen und etwa 500 Proben von Hausschweinen erhoben worden und negativ ausgefallen. Backhaus kündigte an, dass Mecklenburg-Vorpommern das Thema ASP auch auf die Tageordnung der digitalen Amtschefkonferenz am Donnerstag dieser Woche heben wird. „Was wir brauchen, ist eine führende Hand in Berlin“, betonte der Minister.

Ein zentraler Punkt sei, dass das EU- oder Bundesrecht deutschlandweit einheitlich ausgelegt werden müsse, wofür die Interpretation aus Berlin kommen sollte. Konkret gehe es zum Beispiel um die Frage, wie man den Begriff Gebiet definiere oder ob ganze Bundesländer, sofern bestimmte Regionen von der ASP betroffen seien, von der Schweinefleischvermarktung ausgeschlossen werden könnten. Dies sei zentral für das Funktionieren von Lieferketten.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Bauernhofurlaub in Italien immer beliebter

 Bisher kein ASP-Nachweis in Sachsen-Anhalt

 Afrikanische Schweinepest zieht sich aus Sachsen zurück

 Tilgung der Afrikanischen Schweinepest in Brandenburg schreitet voran

 Zoll beschlagnahmt illegale Fleischeinfuhren

  Kommentierte Artikel

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen